Eine Radreise vom 21.03. - 02.08.2024
durch die
Türkei - Griechenland - Nordmadzedonien - Serbien - Rumänien -
Ungarn - Slowakei - Polen - Deutschland
Teilnehmer: Sigrid & Ralf
"Wir, 2 Räder, 9 Länder ..."
Teil 2
71. Tag - Donnerstag, 30.05.2024
Skopje -- Kumanovo
26,4 km - 1,35 Std. - 58 Hm
"Tu was Du magst - ist Freiheit.
Mögen was Du tust - ist Glück."
In Skopje - auch wegen diesem schicken Apartment - hätten wir gerne verlängert.
Ziemlich traurig ziehen wir hinter uns die Tür zu.
Bevor wir losradeln, besucht Sigrid erneut die Alarmanlagenfirma gegenüber, bedankt sich nochmals für die "Hilfe" vom ersten Tag.
"Wenn ihr sehen wollt, wie´s bei uns weitergeht: schaut bei rasidoontour rein. Wir berichten regelmäßig auf Instagram," lässt sie diese Crew wissen.
Aus Skopje kommen wir recht gut raus.
An der "Bergstation" angekommen, gibt's erstmal Kaffee für uns.
Dabei lernen wir zwei Nordmazedonier kennen, die seit mehr als 20 Jahren in Österreich leben.
Gegenüber dieser Kaffeebude befindet sich eine Gedenkstätte der UÇK.
Fünf Dorfbewohner starben im Einsatz. Der jüngste Freiheitskämpfer verlor sein Leben mit 24 Jahren.
Keine schöne Atmosphäre für eine Kaffeepause.
Anmerkung: Die UÇK war eine albanische paramilitärische ultra-nationale Organisation, die für die Unabhängigkeit des Kosovo kämpfte.
Einen 9 km langen/steilen Anstieg umgehen wir, indem wir uns von Abdullah und seinen beiden Kollegen im Sprinter mitnehmen lassen.
Bis Kumanovo radeln wir mal entspannt / mal im dicksten Verkehr weiter.
Diese Wegweiser unterwegs mögen wir.
Anmerkung: Bis Dortmund sind's von hier aus noch ca. 2000 km / 7 Orte davon sind uns bekannt.
90 Minuten vor der vereinbarten Zeit treffen wir im "Easy Apartment" ein.
Kumanovo ist die zweitgrößte Stadt Nordmazedoniens, besteht leider nicht den Vergleich mit Skopje.
Auch hier fallen uns zahlreiche Casinos und viele neue BMW auf, die ausschließlich von jungen Fahrern mit "Buzz Cut" gefahren / gepost werden.
Wer mal nach Kumanovo kommt / Hunger hat: Die Pizzen bei "TWIN" sind "the best in Town".
Wir können dies bestätigen.
Nach 8 Tagen verlassen wir morgen Nordmazedonien - das Land mit einer der schönsten Hauptstädte, den vielen Casinos, dem wunderbaren Duft von Jasmin und den lärmenden/stinkenden Motorrollern.
Heute müssen unsere Veloträume das erste Mal draußen übernachten. Wohl ist uns nicht dabei.
72. Tag - Freitag, 31.05.2024
Kumanovo / NM -- Vranje / Serbien
56,9 km - 3,26 Std. - 310 Hm
"schools out"
Unsere Räder stehen auch am nächsten Morgen noch dort, wo wir sie gestern mit mulmigem Gefühl abstellten.
Bereits nach 11,4 km erreichen wir die serbische Grenze.
Auf Serbien haben wir uns gefreut. Die Mama unseres Schwiegersohns wuchs dort in einem Ort auf, den wir in den nächsten Tagen besuchen werden.
Schon heute sollen wir die serbische Gastfreundschaft kennen lernen.
An der ersten Tankstelle - mit Cafébar - machen wir Rast.
"Vielleicht können wir mit Karte zahlen," ist unser Gedanke. Serbische Dinar haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
Sigrid geht rein / fragt nach / erzählt "unsere" Story.
Das bekommen zwei serbische "Österreicher" mit. Die erste Einladung für ne Espresso-Runde haben wir danach sicher.
Nach ner halben Stunde hatten wir ein paar Espressi intus / gratis Wasser im Gepäck und viele neue Freunde.
Einer davon lud uns sogar zum morgigen CL-Finale in sein Haus sein - für den Fall, dass in Vranje keine Übertragung möglich wäre. "Abholen würde er uns auch!"
Wir sind gerührt.
Das "Harmony - Bed and Breakfast" finden wir mehr rein zufällig. Es liegt uneinsehbar an einer Hauptstraße gelegen.
Unser Zimmer ist recht schmal.
Vranje trägt stolz den Beinamen "City of Soul".
Milo, unser Enkel, feiert morgen seinen 16. Geburtstag.
Auch heute soll die Girlande zum Einsatz kommen.
Dass heute in dieser Stadt viele Schüler ihren Abschluss feiern, hatten wir bereits lautstark mitbekommen.
Der ganze Ort war voll dieser jungen Pennäler, die richtig gute Laune verbreiteten.
"Diese Schüler sind heute gut drauf / sie werden wohl englisch sprechen," denkt sich Sigrid.
Und ob die Bock hatten, uns kennen zu lernen / das Geburtstagsvideo zu drehen.
Das kam dabei raus:
Noch heute schmunzeln wir, wenn wir an Ralfs "Autogrammstunde" denken.
Allen diesen Schülern wünschen wir eine gute Zukunft.
Für unser Abendessen im "Aleksandrija" hatten wir bereits am Nachmittag einen Tisch reserviert.
Ralf sieht beim ersten Besuch auf einem der Teller eine Wurst, die ihm gefällt.
Am Abend bestellen wir was von der Speisekarte. Allein vom Salat wären wir schon satt geworden.
Als Dessert bekommt Ralf "diese" Wurst auf Kosten des Hauses. Der Ober vom Nachmittag hatte sich Ralfs Blick gemerkt.
So eine tolle Geste!
"Woher kommt diese serbische Gastfreundschaft nur," wollen wir wissen.
Antwort auf dem Word Wide Web: "Tatsächlich ist die Gastfreundschaft eine elementare Eigenschaft der Serben.
Früher glaubte man, dass eine Person, die an die Tür klopft, die Seele eines Gottes verkörpert, der Zuflucht sucht!"
Unterwegs treffen wir 2 Holländer, die seit 5 Jahren in dieser Stadt leben und ihre Message von den "Zeugen Jehovas" durch die Stadt tragen.
Wir interessieren uns an diesem Abend weniger für Gott und die Bibel, dafür mehr für das Leben dieses Paares in Serbien.
Fazit: Sie fühlen sich wohl / leben günstiger als in ihrem Heimatland.
An diesem Tag geht die Nachricht viral, dass in der deutschen Stadt Mannheim ein Messerangriff auf einen Polizeibeamten verübt wurde. Wir sind schockiert!
73. Tag - Samstag, 01.06.2024
Vranje -- Predejane
56,9 km - 3,26 Std. - 310 Hm
"nur der BVB"
Als erstes an diesem Morgen: wir schicken unser "Ständchen" an Milo, der gestern in seinen Geburtstag reingefeiert hat.
Und das Frühstück im "Harmony" war an diesem Morgen "göttlich".
An Vranje werden wir uns gerne zurück erinnern.
Da der Weg zwischen den Städten Vranje und Niš für eine Tagesetappe zu weit ist, haben wir uns für small town Serbien entschieden, beenden Tag 73 in Predejane.
Manchmal bewegen wir uns in einer wahren Idylle / mal fahren wir konzentriert entlang der Hauptstraße.
Auf diesem Weg entdecken wir viele Unfallkreuze u.a. von zwei Frauen, die 2022 im Alter von 20 und 21 hier tödlich verunglückten.
Um 11 Uhr machen wir im Ort Han unsere erste Pause.
Wir verlassen dafür die Hauptstraße, lassen einfach nur runter rollen.
Eine serbische Speisekarte zu lesen, ist jedes Mal eine Herausforderung.
Was auf unseren Tellern landete, haben wir vergessen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch serbische Dinar im Wert von 72 €.
An diesem Nachmittag laufen unsere Räder erstmalig auf dieser Tour durch Tunnel.
Dass wir beide diese dusteren Durchfahrten filmten, können wir heute nicht mehr nachvollziehen. Ungefährlich war diese Aktion sicherlich nicht.
Alles gut überstanden erreichen wir den "Dornröschenort" Predejane / das "Konak Iris Apartment".
Neben der Vermietung von Apartments gehört ein Kiosk zu dieser Anlage.
Gleich zur Begrüßung durch den Hausherrn gibt's für Ralf ein Bier.
Sigrid möchte ein Eis - sie bekommt es.
Serbische Gastfreundschaft funktioniert auch auf dem Land.
Mit "Ich leg mich mal hin. Hier ist eh nix los," verabschiedet sich Sigrid zum Mittagsschlaf.
Ralf überzeugt sich inzwischen vom Gegenteil: ca. 50 m links neben unserer Unterkunft befindet sich ein Riesenhotel mit einem Restaurant, dass 24/7 geöffnet hat
Ständig ist die Drive-Spur vor dem Hotel proppenvoll mit Reisebussen.
Wir wollen wissen, was "hier" los ist.
Die Buspassagiere sind serbische Urlauber auf dem Weg nach Nordmazedonien oder Griechenland.
In Predejane "rastet" man.
Am Abend gibts leckeres Fast Foot bei "Brza Hrana", wo das Champions League-Endspiel "BVB : Real Madrid" live übertragen wird.
Der Wirt tröstet den BVB-Fan Ralf nach der Niederlage mit diesem Hochprozentigen.
74. Tag - Sonntag, 02.06.2024
Predejane -- Niš
71,8 km - 4,09 Std. - 145 Hm
"Freud und Leid"
Die gestrige Niederlage scheint Ralf nicht auf den Magen geschlagen zu sein.
Das morgendliche Schinkenomelett hat ihm geschmeckt.
Mit Schmunzeln verfolgen wir an diesem frühen Morgen den Busverkehr vorm "Predejane Motel".
Nicht nur wir lieben Urlaub.
An diesem Morgen fahren wir mal wieder mit unseren Jacken.
Unterwegs machen wir Mittagspause / brauchen dringend Internet.
Ralf wartet auf die Zugangsdaten zu unserem Apartment in Niš.
Gleich 3 junge Serben springen auf, als sie von unserem "Problem" erfahren.
Die sonntägliche Fahrt bis Niš verläuft reibungslos trotz Wochendverkehr.
Eine Stunde vor Einchecken erreichen wir die drittgrößte Stadt Serbiens,
Die Zwischenzeit genießen wir im Stadtpark.
"Ihr könnt kommen," ploppt es auf Ralfs Handy auf.
Unser Apartment liegt in einer Hochhaussiedlung, wo jedes Haus dem anderen ähnelt.
Unser Host hat seine Mutter geschickt / und die muss uns Suchende erkannt haben / lotst uns zur richtigen Adresse.
Das "kunterbunte" Haus ist nun für 2 Tage unser "Zuhause".
Im kleinen Aufzug geht das Gepäck nach oben / mit dem großen Lift die Räder.
Die verschachtelte Wohnung incl. Balkon ist nicht der Hit / dieses "ehrenwerte" Haus jedoch hat so seinen Charme.
Über Google hatte Ralf ein Restaurant mit einer 5.0 Bewertung gefunden. Und das auch noch in unserer Nachbarschaft.
Das "Coda" ist ein Schalterimbiss.
Wir sind skeptisch / bestellen zwei Essen to go / sind begeistert von Cordon Bleu und Würstchen, jeweils mit Pommes.
An diesem Abend amüsieren wir uns über Cameron Diaz und Ashton Kutcher in "Love Vegas" im serbischen TV.
Was danach kam, stimmt uns traurig / wütend: Der Mannheimer Polizeikollege verstarb / seine Organe "leben" weiter.
75. Tag - Montag, 03.06.2024
Niš
0 km
"Das Leben ist eine Wundertüte"
Die Stadt, die sich "Nišhville" nennt, wollen wir kennen lernen.
Schon oft haben wir unterwegs Menschen gesehen, die T-Shirts mit deutscher Reklame / Sprüche tragen.
Dieser Herr ließ uns schmunzeln. Ob er mal übersetzt hat, was backside drauf steht.
Wegweiser lotsen uns zu "besonderen" Plätzen.
Niš scheint ein Touristenort zu sein.
Diese Stadt müsste in der Jazz-Szene bekannt sein.
Aus Niš wurde Nišhville / jährlich findet in dieser Stadt ein Jazz-Festival statt.
In diesem Jahr ist es am 18. Juli. Das aufwendige Programmheft dazu haben wir an diesem Tag durchgeblättert.
Ein VIP-Tagesticket kostet 3000 RSD = 25,60 €
Wir laufen entlang des City-Garden / erfreuen uns an "musikalischer" Streetart.
Niš ist eine mittelgroße / moderne Stadt mit einer guten Infrastruktur.
Mal sieht man ein Café mit einer alten Straßenbahn im Eingangsbereich / Eisdielen / gepflegte Grünanlagen in der Innenstadt.
Im Fashion-Food "DA-MU-ZHI" bestellen wir an diesem Abend süß/sauer.
Auf dem Rückweg verzaubert uns diese Musikstadt mit Illuminationen / gut gekleideten Menschen, die diesen Abend einfach nur genießen.
"So froh eine Dusche zu haben," denken wir an diesem Abend. Die hohe Luftfeuchtigkeit an diesem Tag ließ uns ordentlich schwitzen.
76. Tag - Dienstag, 04.06.2024
Niš -- Aleksinac
35,2 km - 2,27 Std. - 160 Hm
"perfekt Unperfekt"
Niš und unserer "Unperfekt"-Apartment zu verlassen, fiel uns an diesem Morgen nicht schwer.
Beim Rausfahren besuchen wir das "Nazi Concentration Camp Red Cross" / zahlen 2,50 €/Person Eintritt.
Auf mehreren Etagen bekommen wir einen Einblick über das Leben im KZ.
Laut Internet wäre ein Besuch nicht empfehlenswert / wir fanden diese Einrichtung still und ehrlich.
Wir ignorieren Komoot und fahren auf einer Nebenstrecke nach Aleksinac.
Hätten wir auf den Routenplaner gehört, wären uns an diesem Tag viele Höhenmeter erspart geblieben.
Wieder mal finden wir unser Apartment nicht.
"Hostel Day Off?"
Ein freundlicher "Nachbar" zeigt uns den Weg. Wieder mal hätten wir uns eine Hinweistafel o.ä. gewünscht.
Aus der Buchungsbestätigung geht hervor, dass Bettzeug und Handtücher vom Gast mitgebracht werden.
So kommen mal wieder unsere Schlafsäcke zum Einsatz.
Trotz Hitze wollen wir uns Aleksinac - die 17000 Einwohnerstadt - ansehen.
"So richtig schön ist dieser Ort nicht," stellen wir nach einmal Hauptstraße rauf und runter gehen fest.
Der Kommunismus hat seine Spuren hinterlassen.
Auch die abendliche Atmosphäre kann dies nicht korrigieren.
An diesem Abend haben wir keinen Hunger auf Fast Food-Kost.
In einer Seitenstraße finden wir das "Medalja".
Im Biergarten sind wir neben 2 Damen die einzigen Gäste.
Unser Abendessen war lecker / die Portionen zu groß.
Die kostenlose Zugabe "Slivovic" nehmen wir gerne an.
Auf dem Rückweg sehen wir Hinweisschilder auf den "Eurovelo 11". Da gehts morgen lang.
Diesen Abend beendet Sigrid mit Jenke von Wilmsdorff´s Doku "Spaltung der Gesellschaft".
Deutsches TV und die Skyline von Manhattan - das gefällt ihr.
77. Tag - Mittwoch, 05.06.2024
Aleksinac -- Paracin
50,0 km - 3,07 Std. - 251 Hm
"Dieses Problem will ich nicht. Zeig mir mal das nächste!"
Im "Day Off" gab´s kein Frühstück.
Fündig werden wir bei einem City-Bäcker - allerdings ohne Kaffee.
"Ein erfolgreicher Tag beginnt mit einem Kaffee," dachte sich Sigrid an diesem Morgen.
Im wahrsten Sinne hatte sie "den Kaffee auf" / ihre morgendliche Kondition war auch suboptimal.
Es sollte ein Tag mit einigen Überraschungen werden.
Zuerst treffen wir unterwegs Angelo aus Mailand auf dem Weg nach Istanbul.
Dieser Typ radelt nicht nur mit leichtem Gepäck / er spricht weder Englisch noch eine andere Fremdsprache.
Wir wünschen diesem Optimisten alles Gute / gute Reise!
Wenig später lernen wir Jean Pierre aus Nancy kennen, ebenfalls auf dem Weg in die Bosporus-Metropole.
Immer wieder schön, wenn das Rad läuft und wir Spaß daran haben, anstatt mit dem Auto, mit den Rädern unterwegs zu sein.
Anmerkung: 1 Liter Diesel kosten an diesem Tag 1,76 €.
Heute ist Tag 3 mit einer enorm hohen Luftfeuchtigkeit.
Und wenn dann auf einen Berg gleich mehrere folgen, hat man schon mal für eine Weile "den Kaffee auf".
Bevor´s verschwitzt wieder mit Karacho runtergeht, erst mal was überziehen.:
An diesem Nachmittag suchen wir unterwegs vergeblich nach einem Café / einer Bäckerei.
"Lass uns die restlichen Kilometer durchbrettern," schlägt Ralf vor.
Und die gehen teilweise über Schotterwege bzw. begrünte Bürgersteige.
Hungrig erreichen wir am späten Nachmittag unsere "grüne" Souterrainbleibe.
Wir schaffen es gerade noch bei LIDL Einkäufe zu machen.
"Ich lege mich hin," Ich guck mir den Ort an," so verabschieden wir uns gegenseitig für ne kurze Zeit.
Ralf ist bald ziemlich enttäuscht zurück.
An diesem Abend ist "Welt unter". Es schüttet!
Paracin "richtig" kennenlernen verschieben wir aufs morgige Rausradeln.
Um 20.15 h sehen wir ein vertrautes Gesicht - allerdings nur im TV: Rudi Cerne mit der Kultsendung Aktenzeichen XY - heute eine Sondersendung zum Thema "Grooming".
78. Tag - Donnerstag, 06.06.2024
Paracin -- Velika Plana
70,0 km - 4,11 Std. - 207 Hm
"Genieße jeden Tag!"
Am frühen Morgen hören wir auf WDR4 den Song von Albert Hammond, nach dem es in Kalifornien niemals regnen soll.
"Waren wir nicht vor genau 5 Jahren dort," fragt Ralf.
Wir schauen nach: Bingo!
Nie werden wir den 6.6.2019 vergessen, als wir mit unseren Rädern über die Golden Gate Bridge radelten.
Nach dem Frühstück gehts los.
Nach den ersten Metern merkt Sigrid, dass ihr der gestrige entspannte Nachmittag gut getan hat.
Die "alte" Power ist zurück. Es läuft wie geschmiert.
"Paracin ist gar nicht so hässlich," stellen wir beim rausradeln fest.
Bis zur ersten Pause radeln wir durch Orte, wie z.B. Cuprija.
In Lapovo - 50 km hatten wir bereits hinter uns - gibt´s Kaffee- und Kuchen - allerdings in getrennten Häusern.
Nicht nur hier stellten wir fest, dass Getränk und Backwerk an unterschiedlichen Stellen zu beziehen sind.
Das serbische "Napa Valley" liegt an diesem Morgen auf unserem Weg.
Ralf schleppt den Rest eines Discounter-Landweins (groß und günstig) mit.
Ab und zu muss der "Glühwein" neu justiert werden.
Geschafft: Um halb drei erreichen wir das "Hotel Vir".
"Das Restaurant soll ganz gut sein," recherchiert Ralf.
Sigrid entdeckt bei Instagram den Account vom "Vir" / stöbert dort rum / macht einen Screenshot von den Speisen.
Und genau dieses Essen landet später auf unseren Tellern.
Und als Nachtisch gönnen wir uns Palatschinken mit Eis & Kirschen.
Den Verdauungsspaziergang machen wir später. Wir laufen die "Kö" rauf und runter.
Was wir sehen: viele Spielcasinos und Bars.
Leider kann Sigrid an diesem Abend das Finale von GnTM nicht schauen. "No German Television" im Vir.
"Morgen soll's schön werden: Wir treffen einen Fluss, dem wir vor einigen Jahren eine Radtour widmeten.
Ralf schwärmt von der Unterkunft / wir beide freuen uns auf einen zusätzlichen "Bonustag".
Wenn wir gewusst hätten, was wenige Stunden später passiert ....!
79. Tag - Freitag, 07.06.2024
Velika Plana -- Smederovo
43,1 km - 2,17 Std. - 51 Hm
"Das Glück ist vom Unglück nur 2 Buchstaben entfernt!"
Seit wir durch Serbien radeln, beschweren wir uns über die schlechten Straßenverhältnisse / Wege für Radfahrer.
Wir fahren vorausschauend / vorsichtig und stets rechts.
Tag 79 werden wir so schnell nicht vergessen.
Mit das Beste an diesem Tag war das Frühstück im "Vir".
Viertel vor neun gehts los.
Dass wir heute die Donau wiedersehen, freut uns.
Vor Jahren widmeten wir diesem Strom eine Radreise: Budapest - Passau.
Bis jetzt läuft alles gut.
Wie immer: Ralf fährt vor / mal mit kurzem mal mit längerem Abstand.
In seinem kleinen Spiegel kann er verfolgen, wo Sigrid bleibt.
13 Kilometer vor unserem heutigen Tagesziel passiert es. Auf einmal: "crash boom bang" - ein kleiner Renault und Sigrid´s Velotraum stoßen zusammen.
Sigrid radelte vorschriftsmäßig entlang der Hauptstraße / der Autofahrer kam von links / überfuhr ein Stoppschild.
Laut späterer Aussage bei der Polizei hätte er sie nicht gesehen.
Aufgrund der Schwerlast des Fahrrades war es Sigrid nicht möglich, kurzfristig zu reagieren.
Sie fällt (bei genau Kilometer 2400) hin / und schlägt seitwärts mit dem Kopf auf.
Anmerkung: Vor dieser Tour haben wir 2 neue Helme gekauft.
Wir hörten auf den Ratschlag von Michael, dem Fachmann unseres Vertrauens von Velodepot in Dortmund und orderten 2 Helme der Marke Bontrager mit MIPS-System, Model "Solce Ice".
MIPS steht für "Multi-Directional Impact Protection System" - in jahrelanger Forschungsarbeit entwickelt - unterstützt den körpereigenen Schutzmechanismus des Gehirns und kann bei schräger Aufprallrichtungen einen besseren Schutz bieten.
Dieses System hat Sigrid wohl das Leben gerettet.
Ralf denkt sich zunächst nichts dabei, dass Sigrid nicht zu sehen ist.
Er dreht dann aber um / sieht als ehemaliger Polizist schon von weitem das Malheur.
Was danach passiert, gleicht einem Unfall in Deutschland: Zuerst kommt ein Polizeibeamter (nach mehr als einer Stunde) / vorwitzige Nachbarn / ein Rettungswagen.
Sigrid lässt sich von einer Nachbarin einen Stuhl bringen. Gott sei Dank spricht diese Dame deutsch.
Der Polizist nimmt alles auf / führt bei beiden einen Alkoholtest durch / macht Fotos.
Mit dem Unfallprotokoll gehts im medical car mit Blaulicht ins Krankenhaus.
Im Krankenhaus in Smederovo wird Blut abgenommen / geröntgt / Ultraschall durchgeführt.
Das Abschlussgespräch mit dem Arzt folgt.
Eine Steißbeinprellung wird diagnostiziert und sie in den nächsten Wochen an diesen Unfall erinnern. Zum Glück ist dem Kopf nichts passiert.
Mit einem Taxi gehts zurück ins Apartment. Vorher eben noch paar serbische Dinar am ATM abgeholt, um den Taxifahrer bezahlen zu können.
Ralf hat inzwischen im Apartment "Leda" eingecheckt / Sigrid´s Rad bei der Nachbarin an der Unfallstelle abgeholt.
Der Schock sitzt bei uns beiden tief. Dennoch sind wir heilfroh, diesen Abend gemeinsam im Restaurant "Biblioteka" zu verbringen.
Sigrid auf zwei Sitzkissen.
Gott sei Dank hatten wir den nächsten Tag als "Bonustag" ausgewählt. Mal sehen, wie wir Tag 80 und 81 verbringen.
An diesem Abend lenkt sich Sigrid mit paar Folgen "Rote Rosen" ab / Ralf entscheidet sich für "König Fußball".
80. Tag - Samstag, 08.06.2024
Smederovo
0 km
"safety first"
"Diesen Tag lassen wir langsam angehen," das hatten wir uns vorgenommen.
Dank der durch Ralf besorgten Painkiller und Kühlsalben war die Nacht für Sigrid erträglich.
Schwierig wird's nur beim Gehen / Schleppen.
Ein neuer Helm muss her.
Zuerst laufen wir durch die City / dann an der Donau entlang / lassen in einer Kirche eine Kerze brennen.
In einem kleinen Sportgeschäft fragen wir nach "dem" passenden Helm. Ohne Erfolg.
Google schlägt uns Intersport vor. Also ab in die abseits gelegene Shoppingmall.
Leider erfolglos!
Sigrid´s Devise "keinen Meter ohne Helm" führt uns erneut zum kleinen Geschäft.
Der neue Helm erfüllt leider nicht die Sicherheitskriterien wie der kaputte.
An diesem Abend gehts erneut ins "Biblioteka" - heute sogar mit Livemusik.
Am Nebentisch feiern 6 Menschen ihr Wiedersehen. Anlass ist ein Klassentreffen.
Darko - vor vielen Jahren in die Schweiz gezogen - ist der Initiator dieser Reunion.
Fröhlich und lautstark stimmen die Schulkollegen in die "Songs ihrer Jugend" ein.
Wie´s morgen früh weitergeht, wissen noch wir nicht.
Dennoch packen wir vor. Vielleicht haben wir Glück / der liebe Gott hat unseren Wunsch erhört.
81. Tag - Sonntag, 09.06.2024
Smederovo -- Vrsac
71,9 km - 4,32 Std. - 207 Hm
"Ein Lebenszeichen aus dem Lernstübchen,"
war Sigrid´s Crash an Tag 79.
Im Voraus hatten wir die Quartiere für die nächsten Etappen gebucht.
Wie geht die Reise weiter / geht sie weiter ...?
Wir versuchen´s an diesem Morgen. Nochmal die Glückskurve gekriegt!
Zurück auf Anfang:
Den Wecker hatten wir uns auf 6.30 h gestellt.
Wenn alles gut geht, wollten wir an diesem Sonntag Morgen so früh wie möglich unterwegs sein.
Ohne Gepäck probiert Sigrid ein paar Meter mit dem Rad. Es funktioniert!
Beim Rausradeln aus Smederovo entsorgen wir Sigrid´s Helm-Hero.
Gerne hätte sie diesen zu Demonstrationszwecken an Schulen / im Fahrradgeschäft mitgenommen.
Zu sperrig / zu schwer, um ihn die Restzeit mitzuschleppen. Schade!
Vom Ort Kovin sind wir angetan. Ein separater Radweg verläuft durch den ganzen Ort.
An Hinweisschilder zu unserem Zielort "Vrsac" halten wir uns an diesem Tag. Zuerst orientieren wir uns an diesem Naturreservat.
Was danach kommt, ist eher ein Adventure-Trail.
Ein wahrer Cyclocross geht durch Sand, Matsch und Pfützen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit sind wir zurück in der Zivilisation.
Hätten wir nicht diesen "Naturweg" genommen, wäre unsere Kilometerleistung an diesem Tag über 100 gewesen.
So radeln wir an diesem Tag nicht nur durch Offroad-Strecken / über Asphaltplatten sondern schoben unsere Schwerlasträder sogar durch Dünenlandschaften.
Und eine 10 %-Steigerung darf an diesem Tag auch nicht fehlen. Auch hier rocken wir beide diesen Hügel.
"Weincity" Vrsac naht. Und das bereits kurz nach 13 h.
Unweit einer großen orthodoxen Kirche liegt unser Apartment.
Groß, modern, mit allem incl. Balkon ausgestattet - wir sind begeistert.
Der hiesige LIDL öffnet auch an Sonntagen.
So gibts an diesem Abend mal wieder eine Antipasti-Platte.
Unsere Verwandten (mit Familie in Vrsac) verfolgen unseren WhatsApp-Status, reisen quasi mit / versorgen uns mit Tipps für den morgigen Tag.
Dass alles heute so gut klappte, ist für uns kaum verständlich.
Vorgestern noch im Krankenhaus / heute eine Strecke absolviert, die es wirklich in sich hatte.
An diesem Abend verzichtet Sigrid auf Wein aus dieser Region / trinkt Wasser / schluckt Schmerzpillen / genießt den Blick vom Balkon.
82. Tag - Montag, 10.06.2024
Vrsac
0 km
"Erst die Fremde lehrt uns, was wir an der Heimat besitzen."
Den Bäcker hatten wir gleich im Haus. Und die Frühstückszutaten befinden sich im Kühlschrank.
Der Tag fängt gut an.
Ralf geht zum Frisör / Sigrid hat mal wieder Waschtag.
Schon beim gestrigen Reinradeln fiel uns auf, dass sich Vrsac von anderen serbischen Städten unterscheidet.
Alles ist gepflegter / schöner!
Bereits zu Hause hatten wir uns YouTube-Videos über diesen Ort angesehen.
Zusätzliche Hilfe bekamen wir von einem dieser Schilder. Den Weg zur Burg ersparen wir uns.
Impressionen aus Vrsac:
Im Park gelegenen Cafe "District" bestellen wir 2 Espresso / treffen ein Paar wieder, welches wir gestern beim LIDL kennen lernten.
Er lebte /arbeitete einige Jahre in Baden-Baden.
Während eines Urlaubs in Vrsac lernte er vor wenigen Jahren Ljiljana kennen / lieben.
Er kam in sein Heimatland zurück.
Seine drei Kinder leben in Deutschland / ein Sohn ist Kriminalbeamter.
83. Tag - Dienstag, 11.06.2024
Vrsac/Serbien -- Timișoara/Rumänien
44,8 km - 2,46 Std. - 72 Hm
"Das kleine Wien Rumäniens"
Heute war mal wieder so ein Tag, an dem die Planung im wahrsten Sinne ins Wasser fiel.
Bis Timișoara sind es ca. 80 km. Auf dem Weg wollten wir uns ein berühmtes rumänisches Kloster ( Manastirea Sa-Timiseni ) anschauen.
Das Schicksal mischte die Karten neu.
Den ersten "Schicksalsschlag" bemerkten wir am frühen Morgen.
Sigrid´s Vorderreifen ist platt.
Ralf baut aus / findet den Fehler / zieht einen neuen Schlauch ein.
Anmerkung: ein Ministück Draht war der Grund. Dieser Reifen sollte uns noch einige Zeit beschäftigen.
Die ersten Kilometer verlaufen gut.
Das erste Hinweisschild zeigt den Ort an, wo wir heute hinwollen / 3 Tage bleiben.
Um 9.36 h verabschiedet sich Serbien von uns / heißt uns Rumänien willkommen.
Wartezeiten hatten wir auch an diesem Grenzübergang nicht.
Impressionen von unterwegs !
Wir radeln entlang der verkehrsreichen 59 - einer Hauptstraße Rumäniens. Der Wind hat zugenommen / Regen kündigt sich an.
Und wieder entscheiden wir uns fürs trampen.
Leider klappt's an der ersten Haltebucht nicht.
Der zweite Versuch - ein paar Meter weiter - endet erfolgreich.
Valentin nimmt uns mit seinem Sprinter mit. An einer Tankstelle in Timisoara trennen sich unsere Wege.
Zwischenzeitlich hatte es geschüttet.
Bis zur Unterkunft schlängeln wir uns durch den Berufsverkehr und fette Pfützen.
Bereits beim Reinradeln gefällt uns diese Stadt.
Vom Vermieter unseres Apartment "Lucky home" werden wir begrüßt.
Ralf kümmert sich um Schlüsselübergabe / das Wegstellen der Räder.
Sigrid unterdessen lädt das Gepäck in einen Mini-Aufzug / lernt dort den "hilfsbereiten" Adrian kennen.
Er begrüßt sie mit Handkuss / hilft die Taschen in den Aufzug zu stellen / nimmt kommentarlos ihre Trinkflasche, setzt sie an / stellt sie zurück. Sie schenkt sie ihm.
"Hat Graf Dracula Enkel?" fragt sie sich nach dieser Begegnung.
"Willkommen im Lucky Home - unserem citynahen Apartment."
Die Stadt, die 2023 Kulturhauptstadt war, wollen wir kennen lernen.
Bevor´s zum Abendessen geht, durchlaufen wir die City / Nebenstraßen.
Schnell verstehen wir, warum Timisoara vorgenannte Bezeichnung verdient hat.
Sigrid wird auf eine Truppe junger Menschen mit weißen und blauen Luftballons und Schildern aufmerksam.
Der Name "Fritz" klingt deutsch. Sie spricht die Truppe an.
"Fritz" ist der amtierende Bürgermeister.
Anmerkung: Dominic Fritz / 1983 in Lörrach/Deutschland geboren / trat 2020 für die Partei "Union rettet Rumänien" als Bürgermeisterkandidat an / kündigte der Korruption den Kampf an / gewann die Wahl.
Sein Slogan 2020: "Er wolle als Europäer Bürgermeister einer europäischen Stadt werden.
"Ich Tarzan, Du Jane," wer kennt diese Wortkombi nicht.
Jonny Weissmüller - Olympiasieger im Schwimmen und Tarzan-Held - wurde die dieser Stadt geboren.
Auf diesen "Ehrenbürger" ist man stolz.
Im "Beraria" finden wir die passende Location für unser Abendessen.
Obwohl dieser Tag suboptimal begann, entschädigt uns der Abschluss mit einem wunderbaren Sonnenuntergang.
Auch Rumänien bereitet sich auf die bevorstehende EM vor.
Leider fiel der Klosterbesuch an diesem Tag aus.
84. Tag - Mittwoch, 12.06.2024
Timisoara
0 km
"Wir lernen vom Versagen und nicht vom Erfolg." (Zitat Bram Stocker - der Erfinder von Dracula )
Dank einer Stunde plus sitzen wir entspannt am Frühstückstisch.
Und das mit den besten Brötchen auf dieser Tour - besorgt beim Bäcker in unserem Häuserkomplex.
Wieder liegen wir gut in der Zeit: Tourenplanung und Quartier für die nächste Zeit sind safe.
Zeit genug Wissenshaftes über Timisoara / die Menschen / Rumänien zu erfahren.
Als Titelsong für unseren heutigen Instagramaccount wählen wir "Dragostea Din Tei" der Boyband "O-Zone" aus.
Genau vor 20 Jahren war dies der Sommersong. Dass der Song auf rumänisch gesungen wurde, störte uns nicht. Der Move ist einfach gut.
Ralf hatte gestern Abend "diesen" Fahrradshop gesehen.
Der erste Weg führt uns heute zu "X-Sport Bikes". Mal schauen ob wir noch etwas gebrauchen können..
Sigrid´s Blick geht zu den ausgestellten Helmen, sie findet hier ihren neuen "MIPS"-Helm.
Die 80 € für diese Neuanschaffung mussten für sie sein. Safety first!
Ständig pendeln wir zwischen Nostalgie und Neuzeit.
Zwei junge Damen kommen uns entgegen. Eine fällt Sigrid besonders auf.
Ihre "Partnerin in crime" scheint die gleiche Vorliebe für Schals um den Kopf zu mögen wie sie.
Sie heißt Anna und spricht gutes Deutsch, welches sie auch in ihrer Heimat unterrichtet.
Auf Instagrant nennt sie sich "Deutsch mit zboiiing".
Dass wir von Timisoara so angetan sind, kann man doch verstehen!
Auch am Abend kann sich die fünftgrößte Stadt Rumäniens sehen lassen.
Anmerkungen: Timișoara soll u.a. einen wunderschönen Weihnachtsmarkt haben. Eine schöne Gelegenheit, diesen Ort kennen zu kennzulernen.
"Dortmund" fliegt regelmäßig Timisoara an.
85. Tag - Mittwoch, 13.06.2024
Timisoara
0 km
"Wir treffen nicht zufällig auf Menschen. Jeder kreuzt unseren Weg aus einem bestimmten Grund."
Heute sollte ein hoher rumänischer Gedenktag unseren letzten Tag in Timisoara gestalten.
Da unser Apartment nahe aller historischen Plätze liegt, erleben wir heute alles "live und in Farbe".
Es wurde der Helden dieser Stadt gedacht, die 1989 - wie in Leipzig - auf die Straße gingen. Viele verloren dabei ihr Leben.
Nachhilfeunterricht bekommen wir heute an vielen Stellen.
Wir überqueren die "Bega" / wollen zum "Kommunist Consumers Museum".
Am Eingang baumelt diese grüne CD von Hubert Kah und der Bayernband Relax.
Die Ausstellung "Golden Age" ist für uns Gerümpel. Und es riecht eigenartig in diesem Kellerverließ.
Selbst diese muffige Soldatenkappe erinnert an kommunistische Zeiten.
Aber: sie ist fotogen!
Auf zum nächsten Visit-Point - der "Museum Memorial Association".
Anlässlich dieses Feiertages bekam dieser Ort mediale Aufmerksamkeit. Leider sind wir zu spät. Die Fernsehcrew verlässt gerade diese Location.
Dafür lernen wir Michael vom Empfang kennen.
Er spricht deutsch / muss nächste Woche seine Bachelor-Arbeit abgeben.
Thema: "Der Umgang der europäischen Medien während 1989."
Auch hier tauschen wir unsere Instagramaccounts aus. Wir wollen wissen, wie er abgeschnitten hat.
"Spielt auf eurem heutigen SocialMedia-Account doch heute "Vânare de vânt" (rumänische Version von "Blowing in the wind")", schlägt Michael vor.
Im 1. OG tauchen wir in die Geschichte - u.a. der 80er Jahre im letzten Jahrhundert - ein.
Stärken dürfen wir uns dabei mit kulinarischen Resten der Filmcrew.
Von Simona erfahren wir, dass dieses Gebäude früher ein Militärgebäude war.
Im Garten dieses Museums begegnet uns ein Stück "Deutsche Geschichte".
Beim Blick auf ihren Fitnesstracker staunt Sigrid über die vielen Schritte an diesem Tag. Ihre Prellung schmerzt.
Auf dem Rückweg begegnen wir nicht nur vielen stylischen Rumäninnen sondern auch dieser Musikerin.
Ob wir Timisoara nochmal wiedersehen, wissen wir nicht.
Was wir aber wissen: we love Timeoara!
86. Tag - Freitag, 14.06.2024
Timisoara -- Arad
53,4 km - 3,23 Std. - 155 Hm
"Zeit, dass sich was dreht!"
Die Übergabe unseres "Lucky home" erfolgt mit unserem historisch bewanderten Vermieter.
"Vom gegenüber liegenden Turmhaus wurde 1989 auf Protestler geschossen," seine Worte.
Zu dieser Zeit wohnte er in "unserer" Wohnung. Zum Schutz habe er sich auf den Boden gelegt. Er war Ende der 80er Jahre Student.
"Lasst mich wissen, wenn Eure Homepage fertig ist," ruft er uns noch nach.
Sigrid schenkt ihm ihren in Serbien gekauften Helm.
Ab jetzt wieder mit "MIPS" unterwegs gehts für Sigrid und Ralf weiter.
Erst radeln wir entlang der 69 / später gehts entlang der Landstraßen 693 und E671 nach Arad.
Sigrids Tag war's nicht - zumindest an diesem Tag bis 11.25 h.
In Oritsoara - entlang der Landstraße - halten wir an einer Bäckerei / werden von der jungen Verkäuferin Anka bedient, die uns an ein Amish-Mädchen in den USA erinnert.
Sie bedient uns nicht nur sehr herzlich / sie interessiert sich so für unser Vorhaben auf zwei Rädern.
Die Vorstellung, von der Türkei bis Deutschland zu radeln, hat sie nicht.
Anka ist so unkompliziert / neugierig, dass sie insbesondere Sigrid sofort begeistert.
An diese Bäckerei / Begegnung denken wir noch lange - insbesondere über diese Konstellation:
Anka ist Rumänin / ihr Chef Albaner / die Produkte in dieser Konditorei klingen italienisch.
Manchmal muss man Menschen wie Anka begegnen, die Sichtweisen verändern.
"Ab jetzt nur noch positiv unterwegs," beschließt Sigrid.
Inzwischen hat sich unser "Historiker" gemeldet / bedankt, dass wir das Apartment so ordentlich hinterlassen haben. Über dieses Feedback freuen wir uns.
14.10 Uhr - Arad, wir sind da / finden alles was man für einen "Sesam öffne Dich" braucht.
Ostalgie in direkter Nachbarschaft.
Im China-Restaurant "Marele" an diesem Abend gehts uns gut: Das Essen schmeckt / im Hintergrund läuft u.a. "English man in New York".
Ab sofort zieht bei uns "König Fußball" für einen Monat ein.
Ralf freut sich auf die Eröffnungsfeier der Europameisterschaft und das erste Spiel der Deutschen gegen die Schotten.
87. Tag - Samstag, 15.06.2024
Arad
0 km
"Die Wahrheit über das Leben ist, dass es zu kurz ist. Nutze jeden Tag um das zu tun, was Dich glücklich macht!"
Schön, wenn der Bäcker in der Nachbarschaft ist, stellen wir auch an diesem Morgen fest.
Die restlichen Zutaten besorgten wir gestern beim deutschen Discounter unseres Vertrauens.
Die schlechten Gedanken Sigrids am gestrigen Morgen / ihre Schmerzen sind Themen beim Frühstück.
"Wie soll die Tour weitergehen / soll sie überhaupt weitergehen," diskutieren wir.
Ungarn steht bevor. Da wäre ein Transport - obwohl zig-mal umsteigen - möglich. Tragen kann Sigrid derzeit nichts!
Diese Entscheidung müssen wir treffen.
Nun will auch Sigrid Arad kennen lernen.
Wir trennen uns für einige Zeit - wollen unterschiedliche Eindrücke sammeln.
"Wo kommt diese Bahn her," wundert sich Sigrid.
"Was für ein schönes Tagesmotto mit dem Glücklichsein," denkt sich Sigrid als sie die Boutique "Rosali" entdeckt.
"Ich hab mein Geld gern da, wo ich es sehen kann ... und zwar hängend in meinem Kleiderschrank," denkt Sigrid beim Betrachten der Dinge, die ihr Herz höher schlagen lassen.
Sie lernt Girlboss Patrica kennen, die ihr von ihrem Skiunfall erzählt. Geteiltes Leid, halbes Leid.
Mit einem Streifenshirt und Ohrringen verlässt Berufsoptimistin Sigrid Patrica und ihren wunderbaren Laden.
"Welche Vorstellung hatten wir bis jetzt von Rumänien," denken wir beide.
3 Fußballspiele stehen an - u.a. das Spiel Italien gegen Albanien / Austragungsort ist das Dortmunder Stadion.
Schon komisch. Wir in Rumänien, und vor "unserer" Haustür steigt um 21 Uhr die weltweit mediale Fußballsause.
In einem italienischen Imbiss in der City will Ralf unser Abendessen besorgen.
Ohne Pizza kehrt er leider zurück. Der Strom fiel zwischendurch einfach aus.
So gibts an diesem Abend Brot, Hartwurst, Wein und den Sieg der Italiener.
Morgen verlassen wir Arad / leisten Ungarn einen Kurzbesuch.
88. Tag - Sonntag, 16.06.2024
Arad/Rumänien -- Gyula/Ungarn
65,8 km - 3,27 Std. - 40 Hm
"Ungarn öffnet seine Grenzen"
So lange waren wir noch nie von zuhause weg.
Das längste waren die USA mit 87 Tagen.
Und heute ist unser Tag 88.
Sigrid fragt Ralf, ob er Heimweh hat.
Seine Antwort: "Bin doch kein Kleinkind!"
Das besondere an diesem Tag: wir radeln durch 2 Länder und 2 Zeitzonen.
Abfahrt um 8.35 h.
Ein entspanntes Rausradeln aus Arad steht an.
Unterwegs sehen wir diese Tankstelle, die damit wirbt, dass es einen Kaffee gratis gibt.
Voraussetzung: der Tankbeleg ist
höher als 31,50 € oder 156,63 rumänische Leu.
"Wie schön Rumänien ist," denken wir als wir durch den Ort Macea radeln.
In Graniceri wechseln wir von der Hauptstraße auf die Landstraße 709J.
Unsere Vorteile: weniger Verkehr / 3 km weniger.
Das klingt doch gut!
Das Genießen unterwegs fällt heute definitiv leicht. Wir radeln entlang von Feldern / spüren wenig vom sonntäglichen Verkehr.
Noch sind wir in Rumänien. Vor uns eine Landschaft, die uns an eine ungarische Puszta erinnert.
An der rumänischen Grenze führt ein separater Weg zu einem Grenzhäuschen.
Eine rauchende Grenzbeamtin lässt seelenruhig ein Auto nach dem anderen / uns passieren.
Es war die bisher längste Wartezeit beim Verlassen eines Landes.
Dieses Foto "schossen" Tamas oder Attila, unsere flotten Radfahrerkollegen aus Ungarn hinter der Grenze von uns.
Das Highlight des Tages befindet sich in Gyula, und da wollen wir zuerst hin.
Das "Objekt der Begierde" nennt sich "Schloss Almasy".
Eine TripAdvisor-Bewertung lautet: "Sehr cooles, interaktives Museum zum Leben in einem Herrenhaus in früheren Zeiten."
2016 wurde dieses Schloss umgebaut / als Museum eröffnet.
Vorweg: 5 € Eintritt/Person haben sich defensiv gelohnt.
Und wenn man dann noch im Schlosscafe seinen Tee / Kuchen genießt, ist dies schon königlich.
Bei "Romantica Apartments" holen wir unseren Schlüssel ab.
Das "Apartment Toscana" gefällt uns.
Wenn da nicht das innenliegende Fenster wäre, welches zu einem langen Flur führt und uns zu wenig frische Luft zuführt.
Trotz Sonntagshitze: wir schauen uns Gyula an. Ein Pause bei der Hitze darf natürlich auch nicht fehlen.
Gyula ist ein Kurort / Heimatort vom Vater von Albrecht Dürer.
Ralf gönnt sich an diesem Abend noch das Eintauchen in den hauseigenen Whirlpool.
Da Sigrid an diesem Abend so mit SocialMedia beschäftigt war, gibts kein "Hot Tub"-Foto.
89. Tag - Montag, 17.06.2024
Gyula/Ungarn -- Salonta/Rumänien
43,4 km - 2,37 Std. - 33 Hm
"Warum müssen wir immer weiterkommen? Ankommen ist doch das Ziel!"
Ralf hat diese Tour nach besten geographischen Verhältnissen / interessanten Orten gestaltet.
So kommts halt, dass wir uns seit gestern (und auch die nächsten Tage) in rumänisch / ungarischen Grenzbereichen aufhalten.
Heute konnten wir mal eine Stunde länger schlafen.
Und es war bereits so warm in unserem Zimmer, dass wir draußen frühstückten.
Dazu wählten wir eine Bäckerei in "unserer" Straße aus.
Unser Programm für heute klingt perfekt: gute Strecke / größtenteils auf einem Radweg / gutes Wetter.
Wenn nicht mal wieder eine Barriere ist, wie in diesem Fall.
Zwischendurch sehen wir immer wieder Hinweistafeln der EU. Wir halten an, schauen uns die Summe an, übersetzen uns dies (wenn möglich) und schütteln den Kopf.
In diesem Fall fragen wir uns, wer überprüft das Projekt, bevor der Scheck über 628000 € ausgestellt wird.
Nach 23 km sind wir zurück in Rumänien.
Dem Gendarm wünscht Sigrid einen Sieg der rumänischen Nationalelf gegen die Ukraine.
Er freut sich / wünscht uns gute Weiterfahrt.
John, ein Anstreicher, ruft uns zu: "Deutschland gewinnt diese EM!"
Weil der Radweg zu schlecht ist, wählen wir für die Weiterfahrt die Hauptstraße.
Via Megaphon werden wir von der rumänischen Polizei aufgefordert, den Radweg zu benutzen. Wir gehorchen natürlich.
Zum Ort Salonta gehört ein Museumsdorf. Leider ist an Montagen die Anlage für Besucher geschlossen. Wir machen Fotos.
Im Park von Salonta machen wir Mittagspause. Ralf besorgt sich einen Hot Dog.
Sigrid mag diese "himmlische" Parkbank.
Nun sind es noch ca. 5 km bis zu unserer "Millennium"-Unterkunft. Diese liegt an einer stark befahrenen Straße.
Auch hier müssen wir unser Gepäck in den 2. Stock schleppen. "Leider sei alles fully booked," bekommen wir als Antwort, als wir nach einem Zimmer im EG fragen.
"Nur nicht mehr laufen," denkt Sigrid, deren "Invalidität" heute mal wieder einen Höhepunkt erreicht.
Das Guinness Buch der Weltrekorde informiert, dass seit 2006 in Salonta die größte Gulaschkanone steht.
Anmerkung: In dieser Kanone brutzelten 65 Hobbyköche 5045 l Gulasch.
Wir unterhalten uns mit Einheimischen über Fußball.
Als wir rausradeln, rufen sie uns nach: "Rummenigge, Rummenige!"
Das "Millennium" hat ein Restaurant und einen Biergarten. Wir bekommen dort unser Abendessen, Bier und Sigrid zahlreiche Sitzkissen.
Zu diesem Abend gehört natürlich wieder Fußball.
Unterwegs staunten wir vor einem LIDL über den Durst eines Rumänen.
Unweit vom "Millenium" ist ein Markenoutlet. Dies hatte Sigrid auf Google Maps gesehen.
Normalerweise ein Tageshighlight für sie, heute aber nicht!
90. Tag - Dienstag, 18.06.2024
Salonta -- Oradea
19,6 km - 1,05 Std. - 23 Hm
*Glück ist (D)eine Einstellung"
Die befahrende Hauptstraße war nicht der Grund, dass wir in dieser Nacht schlecht geschlafen haben.
Es waren Frösche, die ihr Nachtkonzert unter unserem Zimmer abhielten.
Schon wieder muss sich Ralf vor unserer Abfahrt um Sigrids Vorderreifen kümmern. Wieder platt !!! Ein neuer Schlauch wird eingezogen.
Währenddessen staunt Sigrid über das Personal, welches uns gestern im Restaurant bediente und heute die Fernster putzt.
Und das auch noch gut gelaunt!
Am Anfang läuft zunächst alles gut.
Wir staunen über einen breiten Randstreifen und über ein Logistiklager von "DeLonghi" unweit des "Millennium".
Die Freude hält nicht lange.
Danach fluchen wir nur über "keinen Randstreifen", "massenhaft LKW´s von hinten und vorne", "Sigrids Reifen", wo schon wieder die Luft raus ist. Noch 14 Kilometer bis Oradea. Was machen wir? Es muss wieder ein fahrbarer Untersatz her.
Tom, unsere fahrbare Rettung, bringt uns mit seinem Transporter bis zum vorgebuchten Apartment nach Oradea - unserem Zielort.
Und wir haben mal die Möglichkeit, Fotos vom Auto raus zu machen.
So sind wir zwei Stunden vor der vereinbarten Eincheck-Zeit an unserer Apartmentanlage mit dem wohlklingenden Namen "Imperial Rooms".
Unsere Wirtin Louisa ist entspannt / lässt uns einziehen.
Das Apartment ist wunderschön / leider wieder nur mit innenliegendem Fenster.
Die erste Stadtbesichtigung Oradea´s muss warten.
"Kommissar" Ralf lässt Sigrid´s Reifenproblem keine Ruhe. Erneut wird der Schlauch gewechselt. Im Fahrradmantel ist kein Fremdkörper festzustellen. Er fährt zur nächsten Tankstelle, pumpt voll. Nun können wir nur noch beobachten, was passiert.
Im Internet hatten wir gelesen: "Wie viele Spaziergänge sind notwendig, um sich in eine Stadt zu verlieben:
Wenn es sich um Oradea handelt, nur einen."
Restaurants und Cafés laden auch uns zum Verweilen ein.
Sigrid hatte bei Pinterest - dem digitalen Ort endloser Möglichkeiten - ein cooles Foto - aufgenommen in einer Passage - gesehen. Dies sollte ihr als Vorgabe an diesem Abend dienen.
"Wo ist diese Location?" fragt sie die Cafe-Bedienung. "Gar nicht weit von hier entfernt, durch diese Gasse durch ....," ihre Antwort.
Oradea - auch die "unbekannte Schöne" genannt, haut uns nicht nur an diesem Nachmittag um.
Für dieses gemeinsame Foto sprechen wir ein Paar aus Siebenbürgen an.
"Besucht doch mal die Städte Cluj und Sibiu," deren Vorschlag.
Wir bedanken uns für diese Städtetipps und das wunderbare Abendfoto.
Das Restaurant "The Bridge" gefällt uns nicht nur wegen der Lage.
Das Abendessen, Blick auf den Fluss Crișul Repede sowie Live-Musik aus der Nähe liefern den "special Moment".
Die heutige Abendstimmung ist perfekt für "das" Foto in der "Black Eagle Passage".
Ohne Nachfragen hätten wir diesen "Place to be" nicht gefunden.
91. Tag - Mittwoch, 19.06.2024
Oradea
0 km
"Die meisten fantastischen magischen Dinge können passieren .... und alles startet mit einem Wunsch" (Pinocchio)
Hätte Ralf Sigrid an diesem Morgen nicht geweckt, wäre aus unserem Frühstück ein "Spätstück" geworden.
Unser Apartment ist nicht nur ziemlich dunkel sondern auch absolut ruhig.
Im nahegelegenen Carrefour besorgt Ralf die Brötchen zum Frühstück.
Unsere Vermieterin Louisa will an diesem Abend für uns kochen / das Essen vorbeibringen.
"Ihr seit so nett," ihre Erklärung nach unserem "Warum". Wir freuen uns übers Kompliment und auf das Traditionsgericht "Mici".
Wieder mal wurde uns so richtig bewusst, warum wir "diese" Art zu reisen so mögen:
Unverhofftes passiert / man begegnet warmherzigen und interessanten Menschen / das Mobilphone füllt sich mit digitalen Erinnerungen.
"Alles andere als Eiszeit an diesem Tag," denken wir bei unserem ersten Spaziergang an diesem Tag.
Es geht zur Burg.
Leider ist diese an diesem Tag nur für die Teilnehmer der Messe "Unchain - the Fintech fortress is real" geöffnet.
50 internationale Speaker aus mehr als 30 Nationen - inclusive Deutschland - halten 40 Vorträge zu den Fachbereichen "Finanzen und Innovation".
Entschädigt werden wir im / vorm "FaBiCo".
Wir tauchen ein in die Welt des Fahrrads und der kleinen Holzpuppe mit der langen Nase, die ein Mensch werden will.
Im "Mesopotaniens" lunchen wir an diesem Tag. Ralf will Pommes / Sigrid ein Heidelbeercrepe.
Die Bestellung wird über einen Automaten erfasst / Kreditkarte drauflegen / wir warten, bis Nummer 37 für uns aufgerufen wird.
Und wieder fällt uns ein: "Hatten wir uns Rumänien so vorgestellt?"
Punkt 14 Uhr - eigentlich zu jeder vollen Stunde - erklingt die Turmuhr.
Wir wollen nah dran sein. Also 250 Stufen rauf und live den "Iancus Marsch" hören.
Anmerkung: Dieser Uhrturm überlebte beide Weltkriege und 2 Brände.
Auf dem Zifferblatt der Uhr sind auch heute noch Spuren von Schüssen des 2. Weltkrieges sichtbar.
Von oben haben wir einen unglaublichen Blick auf die Stadt.
Und wir sind nicht die einziger Dortmunder!
Die Nachmittagshitze schlaucht. Gut, dass wir auch hier Frischwasserbrunnen antreffen.
Uns ziehts ins Apartment.
Morgen verlassen wir zum 2. und letzten Mal auf dieser Tour Rumänien. Da sind noch einige Vorbereitungen zu treffen.
Um 20 h - pünktlich auf die Minute - bringt Louisa unser "perfektes Diner".
"Micis" sind ähnlich Cevapcici, dazu gibts Senf und Brot. Bier haben wir noch.
Unsere Vermieterin hat einen Traum: in vier Jahren will sie sich privat und beruflich in der Toskana niederlassen.
Dazu wünschen wir ihr und ihrem (bis dahin) erwachsenen Sohn alles Gute.
Nach dem Fußballspiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen Ungarn ziehts uns nochmal ins abendliche Oradea.
In einem alten Theater wird zu später Stunde noch gearbeitet.
"Dürfen wir rein," fragen wir höflich.
Alle sind nett zu uns.
"Nehmt den Seitenausgang," ruft man uns zum Abschied zu.
Unten sehen wir eine Lady, umringt von ihren "Fans".
"Wer ist diese Dame, warum steht Ihr hier an," will Sigrid wissen.
"Das ist unser Superstar Maia Morgenstern. Sie trat heute Abend in einem Stück von Bernhard Shaw hier auf. Sie spielte im Kinofilm "Die Passion Christi" die Mutter von "Mel Gibson", klärt man uns auf.
Sigrid freut sich über diese Begegnung / das kurze Gespräch / dieses Foto.
An diesem Abend begegnet uns eine Familie / wir machen gegenseitig Fotos / wir berichten von unserer Begegnung mit Frau Morgenstern, die gar nicht wussten, dass "ihr" Superstar heute Abend in Oradea weilt.
An einer Ampel hören wir hinter uns deutsch. Es sind zwei Kollegen aus dem Saarland, die beruflich in Oradea sind.
Gleich entwickelt sich ein Gespräch - auch über Deutschland und die "aktuelle innere Sicherheit" in "unserem" Land.
Zwei unglaublich schöne/spannende Tage finden ihr Ende.
Wir sind sicher: Oradea wird uns wiedersehen.
Anmerkung: Oradea ist die 9. größte Stadt Rumäniens mit 180.000 Einwohnern
Früherer Name: Großwardein
Kurios: Oradea ist nur 250 km von Budapest und 520 km von Wien entfernt. Oradea und die rumänische Hauptstadt Bukarest trennen 650 km.
92. Tag - Donnerstag, 20.06.2024
Oradea/Rumänien -- Debrecen/Ungarn
70,5 km - 4,25 Std. - 70 Hm
"It's showtime"
Dieser Tag wird uns noch lange in Erinnerung bleiben:
Ausreise Rumänien / erneute Einreise nach Ungarn / ziemlich heiß / starker Wind von vorne / erneutes Wechseln der Zeitzonen.
7 Uhr Wake-Up-Call / 8 Uhr verlassen wir das "Imperial".
Leider konnten wir uns nicht mehr persönlich von Louisa verabschieden.
Wir legen ihr einen Zettel und unsere restliche rumänischen Leu auf den Tisch.
Oradea zu verlassen, fällt insbesondere Sigrid schwer.
Bereits beim ersten Radweg an diesem Tag schütteln wir die Köpfe.
Um 8.40 h rumänischer Zeit / 7.40 h ungarischer Zeit reisen wir zum zweiten Mal in 3 Tagen in Ungarn ein.
Soweit läuft diese Tagesetappe ganz gut / wir befahren größtenteils Nebenstrecken. Wenn nur der Wind nicht wäre, der uns ganz schön von vorne ausbremst.
Bis zum Zielort Debrecen machen wir 2 Pausen - u.a. in Hosszúpályli.
Gegen 13 h sind's nur noch wenige Kilometer.
Bei mächtigem Gegenwind erreichen wir Debrecen, die zweitgrößte Stadt Ungarns.
Der "Broadway" ist unser Zuhause - und das gleich für 2 Tage.
Wieder werden uns online alle Zugangsdaten zur Verfügung gestellt.
Unser Apartment liegt im Hinterhof, ist klein / fein / citynah.
Einer der Saarländer, die wir gestern Abend in Oradea kennen lernten, meldet sich via Instagram. An der ungarischen Grenze hätten sie uns gesehen, leider keine Möglichkeit gehabt, sich bemerkbar zu machen. Schade!
Duschen und was essen - das klingt nach einem guten Plan. Genauso machen wir das.
Im Schnelldurchlauf lernen wir Debrecen, deren Partnerstadt u.a. Paderborn ist, kennen.
Wir möchten uns fast anmaßen, dass wir an diesem Abend in einem der besten Restaurants Debrecen gegessen haben.
Dem "Csokonai Étterem" können wir nur unsere Weiterempfehlung aussprechen.
Danach freuen wir uns nur noch auf unseren "Broadway".
93. Tag - Freitag, 21.06.2024
Debrecen
0 Km
"Das mit diesem Leben ist eigentlich ganz einfach ...
Lass gehen, was Dir wehtut und halte fest, was Deiner Seele guttut."
Dank völliger Übermüdung und Durchzug hatten wir beide tief und fest geschlafen.
Dass wir fast jeden Tag in einem anderen Bett schlafen, macht uns nichts aus.
"Für Debrecen hätte auch eine Übernachtung gereicht," sagen wir unisono am Frühstückstisch.
Gegen 12 h wollen wir erst "die" Kirche (Csonka-Church) besuchen.
Nach 150 Stufen erreichen wir den Tower der Kirche / haben einen schönen Panoramablick auf Debrecen.
In der Mittagshitze gehts weiter.
Dass die Ungarn Blumen lieben, ist uns bereits aufgefallen.
Anmerkung: Im August findet in dieser Stadt der Blumenkarneval statt. An 5 Tagen zieht dieses Ereignis Jahr für Jahr große Menschenmengen in das Herz dieser Stadt.
Beim Spaziergang entdecken wir ein "runtergekühltes"
Literaturcafe.
Bei Kaffee und Mangoschnitten genießen wir die angenehme Atmosphäre in dieser "Kühlkammer".
Sigrid macht in einem "Rossmann" Besorgungen / sieht unterwegs "Himmel und Hölle".
Sie versuchts von 1 bis 8, hat Schwierigkeiten beim Hüpfen. Ist ja erst Tag 13 nach ihrem Unfall.
In einem Gyros-Grill ordern wir an diesem Abend zwei mittlere Portionen. Wir genießen nicht nur das reichhaltige Essen sondern auch das lebendige Treiben in Debrecen.
94. Tag - Samstag, 22.06.2024
Debrecen -- Tiszaújváros
66,8 km - 3,50 Std. - 70 Hm
"Weiter IMMER weiter ..."
Das Wetter hatte sich die letzten Tage ziemlich hochgeschaukelt.
So konnte es nicht weitergehen.
Vergangene Nacht krachte es gewaltig / es regnete und die Temperatur ging zurück. Gott sei Dank!
Die Zeit im "Broadway" ist vorbei.
Entlang einem Radweg verlassen wir Debrecen. Danach wechseln wir auf eine Landstraße / loben später die Ungarn für ihren fairen Umgang mit uns Radlern.
Mittagspause machen wir irgendwo unterwegs. Wo genau das war / wie der "Laden" hieß - darauf haben wir nicht geachtet.
Woran wir uns erinnern, sind diese Menschen, die bei uns einen bleibenden Eindruck hinterließen.
Wir ordern Kaffee und zwei Schoko-Softeis. Im Hintergrund dudelt das Radio.
Der "Overall-Mann" hat eine kräftige Stimme.
"Singt doch mal ein ungarisches Lied für uns,"bittet Sigrid die Truppe.
Vorher hatten wir uns via Google-Übersetzung vorgestellt.
Schnell hatte sich ein lautstarker Chor - incl. Bedienung - gebildet.
"Trinkt doch noch ein Bier mit uns," schlägt uns der "Blaumann" nach der Gesangseinlage vor.
Daraus wurde nichts. Die restlichen Kilometer wollen wir trocken ankommen.
Mit starkem Gegenwind geht's in den Endspurt.
Bei PENNY (überall gibts deutsche Discounter) decken wir uns mit Getränken und Vorräten fürs Abendessen ein.
Nach fast 70 km kommen wir erschöpft im "NN"-Boutique-Hotel an.
Dieses recht neue Hotel / unser Zimmer im EG sind eine weitere positive Überraschung für uns an diesem Tag.
Auch "heute" noch ist der Wind ein absoluter Gegner von uns. Er kostet Kraft ohne Ende. Wir strecken erst mal die Beine aus.
Gegenüber des "NN" fließt die "Theiß".
Beim Abendspaziergang wollen wir entspannen / fotografieren.
Und das geht für uns am besten in der Natur.
Das Abendessen können wir gerade noch im Biergarten des Hotels genießen.
Am Abend regnets / für die Nacht ist eine Unwetterwarnung angekündigt.
An diesem Abend spielen die Portugiesen gegen die Türkei in Dortmund.
"Was mag in unserer Straße los sein," fragen wir uns. Das Stadion liegt ganz in unserer Nachbarschaft!
95. Tag - Sonntag, 23.06.2024
Tiszaújváros -- Miskolc
41,5 km - 2,49 Std. - 59 Hm
"Ehre, wem Ehre gebührt!"
Tatsächlich: es hatte geregnet. Und zwar recht heftig, wie wir etwas später erfahren werden.
Nicht nur die Zimmer im "NN" waren richtig gut sondern auch das Frühstück.
Bevor´s losgeht, ölt Ralf die Ketten an unseren Rädern.
Vorher hatte Sigrid Ralf das komplette Gepäck über die Balkonbrüstung angereicht.
Man könnte fast meinen: Dieser Tag startet überhaupt nicht schlecht!
Paar Hundert Meter weiter sehen wir die Folgen des nächtlichen Starkregens.
Das Wetter zeigt Gnade mit uns. Die Sonne hat sich durchgesetzt.
An der Gedenkstätte "Muhi Battle Memorial" - einer Tourismus-Attraktion - halten wir.
Anmerkung: Dieser Ort wurde durch die Schlacht bei Muhi bekannt, in der am 10. April 1241 die Reiterscharen des Batu Khan ein vom König Belag IV. angeführtes ungarisches Heer besiegten.
Ohne Mittagspause - das erste Mal auf dieser Tour - brettern wir durch bis Miskolc / unserem Apartment "Rakoczi Vendeghaz".
Zwar eine Stunde zu früh, wir wollens einfach probieren.
"Kommen Sie in einer Stunde wieder," fordert uns unser Vermieter auf. OK!
"Dann lass uns irgendwo ein Bier trinken," meint Ralf.
Natürlich mit den Rädern und unserem gesamten Gepäck.
Wäre schön gewesen, wenn wir wenigstens den Ballast im Garten der Pension hätten abstellen können.
An diesem frühen Nachmittag ist noch nicht viel los in der Gastronomie.
Die Frage nach dem passenden Bier gestaltet sich jedoch schwierig. "Bitte 2 Bier," unsere Bestellung.
"Unsere" Bar gehört zu Erlebnisgastronomie, belehrt uns die Bedienung.
Bei der Bestellung der "modernen" Biersorten sind wir überfordert.
Ralfs Bestellung: "Bringen Sie mir das IPA-Bier!"
Anmerkung: In Ralfs Wortschatz bedeutet "IPA" Internationale Police Association". Und damit sympathisiert er. So kam seine Auswahl für das frische Getränk zustande.
Dass das "IPA" mehr als 10 % Alkohol hat, merkte Ralf ziemlich schnell.
Endlich - Punkt 14 Uhr - können wir im "RV" einchecken.
Unser Apartment ist riesig / altmodisch / einfach / etwas ungepflegt.
Und die Waschmaschine - erwähnt bei booking.com - funktioniert auch nicht.
Miskolc ist die viertgrößte Stadt Ungarn´s / Partnerstadt von Aschaffenburg und Kayseri, der Stadt unseres Tourstarts.
Und diese ungarische City wollen wir uns an diesem Nachmittag ansehen.
Diese Warnung an uns bzgl. der hiesigen Straßenbahnschienen finden wir originell.
In einem ALDI-Süd in der City-Mall besorgen wir uns Abendessen und Frühstück für Tag 96.
Bei WhatsApp-Status äußern wir uns über kritisch über Miskolc / erfahren dabei, dass ein Bekannter von uns vor wenigen Jahren hier geehrt wurde.
Anmerkung: Die Universität Miskolc ist eine auf Bergbau spezialisierte, inzwischen aber auch durch andere Fachbereiche ausgebaute Technische Uni und mit fast 14000 Studenten die größte ihrer Art in Nordungarn.
96. Tag - Montag, 24.06.2024
Miskolc -- Boldogkőváralja
58,9 km - 4,17 Std. - 262 Hm
"Wir werden nicht aufgeben, aber oft fluchen."
Dieser Tag sollte uns erneut so richtig fordern:
Kilometer + Hitze + Anstieg + Gegenwind vom Allergemeinsten. Und das verteilt über den gesamten Tag.
Für knapp 60 km brauchten wir mehr als 7 Stunden.
Zurück auf Anfang: in unserem barocken Apartment waren ziemlich viele Fenster. Und die hatten wir alle in dieser Nacht geöffnet. Diese Frischluftzufuhr bescherte uns eine angenehme Nacht.
Bevor´s "offiziell" losging, bringt Ralf Sigrids Rad zu einem Fahrradladen.
Dass ihr Reifen wieder Luft - auch nur minimal - verlor, lässt ihm keine Ruhe.
Wieder wird ein neuer eigener Schlauch eingezogen.
Auch hier kann der ungarische Fachmann kein Problem im Mantel feststellen. Langsam sind wir mit unserem Latein am Ende.
"Schau auch mal die Bremsen nach," bittet Ralf.
Tatsächlich: Hinten musste nachgestellt werden.
Endlich: es geht los!
Mal fahren wir entlang eines schlechten Radweges an der Hauptstraße / mal "schwimmen" wir im Montagsverkehr mit.
Der Wind schaltet in den nächsten Gang.
Unsere erste Aktion "Hitchhiking" scheitert. Auch der zweite Versuch geht schief. Heute will uns keiner "huckepack" mitnehmen.
Weiter gehts!
In einem modernen Gasthof ordern wir an diesem Mittag was Ordentliches - hatten wir doch damit in der Türkei gute Erfahrungen gemacht.
Die Deko des Damen-WC gefällt Sigrid.
Obwohl unsere Form mittlerweile top ist, kämpfen wir uns diesen Berg rauf.
Oben angekommen, treffen wir einen Berufsfahrer, der entspannt an seinem Auto lehnt / eine Zigarette raucht.
Tauschen wollen wir aber nicht.
Da unser Apartment fern einer Infrastruktur ist, schlagen wir in einem REAL zu / gönnen uns ein Eis.
Mit einer Menge REAL-Zusatzgepäck gehts Richtung unserem Buchstabensalat-Zielort.
2,5 km weiter sind wir endlich da.
Von der ersten Minute an fühlen wir uns in diesem ehemaligen Bauernhof wohl.
Etwas später flattert unsere frisch gewaschenen Klamotten fröhlich im Wind.
Unser Essen an diesem Abend: Würstchen, Senf, Brötchen, Bier.
Und zum Dessert gibt's das "natürliche" Geschenk unserer Gastgeberin.
Es geht uns gut / und das inmitten in einer wahren Wohlfühloase.
Sigrid Untertitel zum heutigen "Bergvideo": "Muss ich das wirklich noch in meinem Alter machen?"
Ihre Antwort: "Ein ganz klares JA!"
97. Tag - Dienstag, 25.06.2024
Boldogkőváralja/Ungarn -- Kosice/Slowakei
49,9 km - 3,40 Std. - 173 Hm
*Geiz ist geil!"
Dieser Tag wird einer, wie man ihn sich wünscht:
Ausschlafen, in Ruhe frühstücken und alles (in dem Fall die zweitgrößte Stadt der Slowakei) auf sich zukommen lassen.
Gerne hätten wir in unserem "Landsitz" verlängert. Ging leider nicht.
Sigrid entsorgt ihren blauen - inzwischen gelöcherten - Haarschutz. Die Sonne verschliss diesen total.
Ralf schenkt ihr großzügig eins seiner Piratentücher.
Anmerkung: Neben Helmpflicht schonen wir unsere Häupter zusätzlich mit "textilem Sonnenschutz".
Heute packen wir noch mehr Wasser zu unserem Gepäck.
Beim Rausradeln aus dieser 1000 Einwohnergemeinde Boldogköváralja merken wir, wie nett dieser Ort ist. Das fiel uns gestern nicht auf.
Unterhalb der Burg "Boldogkõ" radeln wir an diesem Tag weiter.
Anmerkung: "Diese Burg mit angrenzendem Restaurant sei schön. Am ersten Augustwochenende finden jährlich Burgspiele statt," lesen wir im Internet.
Unweit der Grenze - der Ort heißt Hidasnemeti - finden wir einen Radweg - gesponsert durch die EU.
An diesem Vormittag sind wir die einzigen auf diesem Pfad.
Nach der Hälfte der heutigen Strecke erreichen wir die Slowakei.
Dieses Land hatten wir bereits während unserer Donau-Radtour kennen gelernt. Die Hauptstadt hatte uns seinerzeit richtig gut gefallen.
Im ersten Ort hinter der slowakischen Grenze will Ralf slowakische Kronen an einem ATM abholen.
Bargeldlos kommt er zurück: "Der spukt nur Euro aus,"
Wir googeln: Tatsächlich - auch hier ist der Euro das offizielle Zahlungsmittel.
Schwimmend auf einem Mini-Randstreifen zwischen Berufsverkehr und PKW´s kommen wir weiter.
An einer Tankstelle will Ralf zwei Eis besorgen. Währenddessen findet Sigrid im Graben einen 5 €-Schein.
Ralf kommt ohne Eis wieder. Ihm waren 3,69 € für ein Magnum zu viel.
Bevor wir unser Apartment "Teresa" in Kosice erreichen, gehts mal wieder mega steil rauf.
Unsere Bleibe für 2 Tage ist ca. 4 km von dieser City entfernt,
An riesigen Wohnsilos radeln wir vorbei. Wir befürchten schlimmes.
Ende gut / alles gut: Unsere Parterrewohnung ist geräumig / modern / hat alles was wir für den Aufenthalt brauchen - sogar das "Haushaltsgerät für die Wäsche".
Unsere Räder parken safe auf dem Balkon.
Wieder ist ein LIDL in unserer Nachbarschaft.
An diesem Abend gibt's einen selfmade griechischen Salat.
Dass wir an diesem Tag die 3000 km-Grenze geknackt haben, macht uns stolz.
Leider läuft nicht alles rund: Sigrids Vorderreifen macht weiterhin Probleme. Darum kümmern wir uns morgen.
Für heute haben wir fertig.
98. Tag - Mittwoch, 26.06.2024
Košice
0 km
*Es ist was es ist!"
So gerne wir auf dem Rad sitzen - mit allem Drum und Dran - so gerne haben wir auch eine gepflegte Umgebung.
Und die haben wir im "Teresa" an diesem Morgen.
Ausgeschlafen sitzen wir frühstückend auf dem Balkon, neben uns die frisch gewaschene Wäsche.
Das einzig Negative an diesem Morgen: "das" Vorderrad!
Es bekommt den inzwischen x-sten geflickten Schlauch. Gestern hatte Ralf noch einen Mini-Dorn gefunden / rausgezogen.
Der - unser Feind" - war zuvor nicht da oder fühlbar.
Vorm LIDL ist die Busstation. Das hatten wir gestern recherchiert.
Leider haben wir an diesem Vormittag keine Tickets. Und beim Busfahrer sind auch keine zu bekommen.
Eine Passagierin bekam das mit / schenkte uns zwei Tickets.
Anmerkung: Für eine Fahrtdauer von 35 Minuten zahlt man 50 Cent.
Wir finden, dass dies ein fairer Preis ist.
Košice City steigen wir aus / besorgen uns gleich an einem Automaten Tickets für den Rückweg.
Das erste uns bekannte Gesicht ist das von George Clooney.
Anmerkung: Košice wird als "Villa Cassa" bezeichnet. Die Stadt selbst gründeten deutsche Siedler aus Niedersachsen zusammen mit den slawischen Ortsansässigen im Jahr 1243.
Heute hat diese Stadt 234000 Einwohner / 2013 war sie "Kulturhauptstadt Europas".
An einigen Ecken scheint die Zeit stillgestanden zu sein.
An diesem Tag fühlen wir uns wie in einem Sommermärchen.
Der Zauber von Košice:
In dieser Woche findet hier die "MFF Art Film" statt - ein Konkurrent der Filmfestspiele in Cannes.
U.a. wurde Natasja Kinski vor Jahren geehrt.
Vor dem großen Dom ist ein "Walk of Fame" mit prominenten Namen wie z.B. vom ehemaligen deutschen Außenminister Genscher.
Sigrid gefällt der "Stern" von Andrea Bocelli, der 2008 "hier" auftrat.
Hier treffen wir eine Familie aus Kaiserslautern, die gekommen sind, um am "großen" Tag ihres Sohns dabei zu sein.
Er hat in Košice Musik studiert / erhält morgen seine Urkunde. Also ein feierlicher Anlass für dieses Familientreffen.
Gegenüber vom Dom ist eine Galerie. Sigrid geht rein, führt ein "Fachgespräch" mit dem Künstler.
Sie spricht ihn auf seinen Kunststil an: "It is what it is", seine Antwort und unser heutiges Motto.
Anmerkung: Die Familie der Pop-Art-Ikone Andy Warhol stammt aus der Slowakei / wanderte in die USA aus.
Besondern schön zum Verweilen ist der "singende Brunnen".
Jede volle Stunde "swingt" es hier.
An diesem Tag kommen wir immer wieder zu diesem "swinging fontain" zurück.
Sobald Musik gespielt wird, hat Sigrid das Bedürfnis zu tanzen.
Sie beobachtet ein verliebtes Paar beim Tanzen, das alles neben sich herum vergessen hat. So schön!
Sigrid nimmt die beiden auf / spricht sie an / schickt die Videos an Martina - ihr Name.
Beide freuen sich darüber. So haben sie einen Beweis, wie glücklich sie an diesem Tag waren.
Schwer trennen wir uns von dieser wunderschönen Innenstadt.
Wenn wir schon eine komplett eingerichtete Küche haben, dann soll's auch was "Richtiges" geben.
An diesem Abend ist es Cordon Blue.
Ralf freut sich auf einen Fußballabend. Leider ist unserer Vermieter kein Fan.
Die Slowakei überträgt die EM nur im Pay TV und das haben wir nicht.
Sigrid erfährt, dass ein Bekannter vor Jahren den hiesigen Stadtmarathon - dem ältesten Europas - mitlief.
Anmerkung: der nächste findet am 6.10.2024 statt.
Eine hohe Regenwahrscheinlichkeit wird für morgen erwartet.
Wir werden sehen / lassen uns diesen Tag nicht von Prognosen vermiesen.
99. Tag - Donnerstag, 27.06.2024
Kosice -- Prešov
42,5 km - 2,49 Std. - 151 Hm
"Looking for Freedom"
Unseren Abfall entsorgt / den Schlüssel - wie vereinbart - auch dem Tisch deponiert.
So verlassen wir das Apartment und die - uns mittlerweile vertraute - Siedlung.
Auch an diesem Morgen haben wir Zweifel am "mittlerweile nervigen" Vorderrad. An einer Tankstelle pumpen wir nach.
Dass wir inzwischen vom Flachland ins Mittelgebirge radeln, macht sich bemerkbar.
Bis Kilometer 15 hatten wir mehrere Hügel und viel Verkehr.
Wir treffen einen älteren Slowaken, der auf dem Weg nach Prag ist.
Ralf berichtet ihm von unserer Route. Er scheint tief beeindruckt.
Wo's bekanntlich rauf geht, gehts auch wieder runter. Und in dem Fall 12 %.
Als wir durch den Ort Lemesany fahren, sehen wir rechts die Ausläufer der Ukraine.
Und zahlreiche LKW - zugelassen im Kriegsland - fahren an uns vorbei.
Anmerkung: Bei der Ursprungsplanung hatte Ralf auch die Ukraine für diese Reise mit aufgenommen.
"Wer Mut hat wird Fahrradfahrer," heißt es in einem Bericht des MDR über Radfahren in Kiew.
Aus aktuellem Anlass müssen wir uns diesen Mut nicht beweisen.
In einem Decathlon in Prešov schauen wir uns nach einem 26 Zoll-Ersatzreifen für Sigrids problematisches Vorderrad um. Ohne Erfolg!
Der Spaziergang durch Prešov fällt kurz aus. Es beginnt zu regnen.
Wir lassen uns aber nicht davon abholten, von der Altstadt mit ihren Kirchen und großbürgerlichen Häusern des 18. Jahrhunderts Fotos zu machen.
Anmerkung: Prešov ist mit fast 83000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt der Slowakei.
2007 trat David Hasselhoff im Rahmen des "Dobry Festivals" hier auf. Sein "Locking for Freedom" wird überall gerne gehört.
Für das diesjährige Festival sind wir etwas zu spät.
Den verregneten Abend nutzen wir, um einige Quartiere für Land Nummer 8 zu buchen.
Hierbei stellen wir fest, dass dort vor einer Woche die Sommerferien anfingen / bis 31.8. andauern.
100. Tag - Freitag, 28.06.2024
Presov -- Lubotin
15,5 km - 1,00 Std. - 62 Hm
"100 Tage WIR"
Heute vor 100 Tagen standen wir abenteuerlustig am Düsseldorfer Flughafen.
Am nächsten Morgen landeten wir in Kayseri im Herzen Kappadokiens.
Hunderte von Fotos / Videos landeten inzwischen auf unseren Mobilephones / Kameras / mehr als 3000 km auf dem Tacho.
Viele Begegnungen mit tollen Menschen und eine Zeit, die uns viel gebracht und gelernt hat, liegt hinter uns.
Noch ist kein Ende in Sicht.
Unser nächstes Ziel ist Lubotin. Unsere Wetterbezeichnung für heute: "schwül warm".
Für Tag 100 wollen wir einen Starterfoto.
Junge Männer haben sich fein gemacht / sind auf dem Weg zur Schule / haben beste Laune. Einer macht das Foto.
"Heute ist Schulschluss," erfahren wir, wünschen ihnen alles Gute.
Wir denken an unseren Abschluss Anfang der 70iger Jahre / unser bisher aufregendes und erfülltes Leben zurück.
Und wieder mal müssen wir uns im Verkehrsdschungel behaupten - und das ohne Randstreifen. Viel zu gefährlich!
Irgendwann ist Schluss mit lustig. Wir halten den Daumen raus / suchen nach einer Mitfahrgelegenheit.
An dem Tag hat Peter Erbarmen, lässt uns in Lubotin raus. Die Fahrt hat uns gefallen.
"Falls Ihr noch mal Hilfe braucht - hier habt ihr meine Kontaktdaten," so nett werden wir verabschiedet.
In einem Supermarkt kaufen wir fürs Abendessen ein.
Wir gönnen uns ein Eis mit Punschgeschmack.
Lubotin erscheint uns klein / aber lebendig.
Und damit alles hier - auch verkehrstechnisch - seine Ordnung hat, kümmert sich "MOPS" um das Wohl seiner Stadt.
Die angebuchte Unterkunft liegt in Čirč - ein paar Kilometer außerhalb von Lubotin.
"Čirč soll ein Paradies für Wanderer sein," hatten wir irgendwo gehört.
Am Ende dieses Ortes "wohnen" wir.
Unseren Vermietern gehören nicht nur einige Apartments sondern auch eine Bar und ein reichhaltig gefüllter Getränkeshop mit Hochprozentigem.
Und der Vorgarten ist mit Grabsteinen dekoriert.
"Warum," will Sigrid wissen.
Antwort: "Ein polnischer Bestatter stellt aus!"
Unglaublich - 100 m weiter, und wir sind in Polen.
Da wollen wir hin.
Schon sind wir in einem typischen Polenmarkt. Unsere Schnäppchenjagd begrenzt sich auf 3 Krakauer und Brötchen für 13,50 €.
Viel los ist "hier" nicht, denkt Sigrid an diesem Nachmittag und maskiert sich mit einem Produkt von DOUGLAS, gekauft gestern in Prešov.
Ralf hat eine erfolgreiche Nachricht auf eine WarmShowers-Anfrage erhalten.
100 Tag viel Freud und manchmal auch etwas Leid - dazu gehört an diesem Abend die eklige/kalte Krakauer - liegen hinter uns.
101. Tag - Samstag, 29.06.2024
Lubotin -- Stara Lubovna
30,0 km - 2,14 Std. - 185 Hm
"An Tagen wie diesen ..."
radeln wir morgens fröhlich aus der Enklave Čirč raus - zunächst im "Rückwärtsgang" nach Lubotin.
Von dort gehts auf die 68.
Obwohl wir auf einer verkehrsreichen Straße unterwegs sind, fühlen wir uns auf diesem breiten Randstreifen sicher, können sogar ab und zu die wunderbare Landschaft genießen.
"Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein," denkt sicherlich nicht nur Ralf beim Vorbeifahren dieser Werbung.
Anmerkung: "Slowakischer Whisky - aus gemälzter und ungemälzster Gerste - wird im Coffey Still-Verfahren in der Nestville Destille bei Stara Lubovna gebrannt.
Bisher hätten wir die Slowakei nicht unbedingt mit Whisky in Verbindung gesetzt.
Und wie schön ist die Slowakei an diesem Tag!
"Wir sind früh dran," merken wir beim Blick auf die Uhr, als wir Stara Lubovna erreichen.
Natürlich gehts zum Ortskern wieder steilst bergauf.
Die Kirche und eine parkähnliche Anlage drumherum laden an diesem Samstag zum Verweilen ein. Gerade ist eine Taufzeremonie vorbei.
Während Ralf auf der Suche nach "dem" China-Restaurant ist, unterhält sich Sigrid mit Magdalena und deren Tochter, die im Ausland lebt / dreht eine Runde durch diesen Ort und erfährt, dass
- die slowakische Sängerin/Komponistin Jana Kirschner am 7. Juli hier einen Auftritt hat
- der Liebesroman - auf deutsch "Liebe auf Italienisch" - auf der aktuellen Bestseller-Liste steht.
Unterwegs stocken wir unsere Vorräte im LIDL auf.
Zur vorgegebenen Zeit erreichen wir das Apartment.
Der Flur erinnert uns an eine JVA.
Da wir unser Abendessen beim City-Chinesen auf die Mittagszeit verlegten, gehört dieser Nachmittag/Abend uns und natürlich "King Football".
Unglaublich - morgen schon verlassen wir die Slowakei / erreichen das 8. bzw. vorletzte Land dieser Reise.
Unsere Kosten haben wir stets im Auge. So können wir auch u.a. Vergleiche zu anderen Ländern ziehen:
Unterkünfte und Einkäufe waren in der Slowakei teurer als in den vorher besuchten Ländern.
102. Tag - Sonntag, 30.06.2024
Stara Lubovna/Slowakei -- Nowy Sacz/Polen
50,5 km - 3,30 Std. - 391 Hm
"deutsch-polnische Freundschaft"
Heute erreichen wir das 8. Land dieser Reise.
Ein Land, welches wir inzwischen gut kennen.
2016 radelten wir von Danzig über die Masurische Seenplatte nach Berlin.
Seit dieser Zeit mögen wir Polen, die Polen und ihre Tradition.
Am Morgen schieben wir unsere Räder aus "Alcatraz" raus.
Mit viel Vorfreude auf das nächste Land machen wir uns an diesem Morgen auf. Der polnische Zielort heißt Nowy Sacz.
Wo wir´s gestern haben laufen lassen, müssen wir an diesem Morgen rauf. Gleich hinter dem Ort beginnt der Anstieg. Und der "Alpenpass" geht noch 5 km weiter.
Im 188-Einwohnerort Hranicne stoppen wir an einer Holzkirche.
Nacheinander bewundern wir diesen hölzernen Sakralbau.
Von Katharina - ehrenamtliche Mitarbeiterin und Bewohnerin dieser Mini-Gemeinde - hören wir, dass einmal wöchentlich ein Gottesdienst stattfindet.
Anmerkung: Die volkstümlichen Baumeister drückten in ihnen die Harmonie der Seele des Menschen mit der Natur aus und das Bemühen, sich vom alltäglichen Leben zu lösen.
Das spürt man noch heute, wenn man diesen Raum der Stille betritt.
Viele dieser Kirchen gehören mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die ersten Kilometer entlang eines breiten Radwegs durch Polen begeisterten uns.
Wir wechseln auf den Eurovelo 11, links neben uns die "Dunjec" und Wind im Rücken.
Man sollte sich halt nie zu früh freuen.
Ein schier nicht endender Waldparcour steht uns bevor. Konzentriertes Fahren ist angesagt. Teilweise steigen wir ab / schieben.
Entgegen kommen uns Pedelec-Fahrer - größtenteils ohne Helm -, die diesen Trail als Offroad-Challenge benutzen. Hierfür haben wir wenig Verständnis.
Gleich zu Beginn erinnern wir uns an die gläubigen Polen. Eine Messe wird outdoor übertragen. Die Gläubigen verweilen in Ruhe davor.
Am Rathausplatz gibts das erste Lody.
Beim Rundgang lernt Ralf 4 bestgelaunte Damen kennen, die ihr Land mit den Rädern bereisen. Sie sind richtig gut ausgerüstet.
Die Firma Ortlieb hat mit ihren langlebigen / wasserdichten Taschenprodukten "Made in Germany" ein fast konkurrenzloses Produkt entwickelt. Überall sehen wir die Gepäcktaschen bei Langstreckenradlern.
Auch wir sind Fans dieser Marke.
Anmerkung: Als die Reiseausrüstung des Schülers Hartmut Ortlieb im Urlaub vom englischen Dauerregen total durchnässte, war dies der Impuls für die Entwicklung der weltweit ersten wasserdichten Fahrradtasche. Die ersten ORTLIEB-Produkte nähte der Firmengründer aus LKW-Plane selbst von Hand und an Mutters Nähmaschine.
Der Rest ist eine deutsche Erfolgsgeschichte.
Auf uns wirkt Nowy Sącz (auf deutsch: Neu Sandez) richtig nett: viele Cafés und Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte.
Für heute liegt uns die Einladung eines WarmShowers-Hosts vor. Sein Name ist Kamil.
Er und seine kleine Tochter Heleny erwarten uns bereits.
"Vor einigen Jahren war ich mit meiner Freundin in Südamerika mit den Rädern unterwegs. Eine Radreise sei derzeit nicht geplant," erzählt er uns. Seine frühere Begleitung ist seine heutige Frau, die zur Zeit urlaubt.
Kamil ist berufstätig / hat eine Familie. Da ist man nicht so flexibel wie wir es mittlerweile sind.
Dieses Gefühl bedeutet uns seit einiger Zeit eine ganze Menge.
An diesem Abend verabschieden wir uns bereits von Vater (Job) und Tochter (Kindergarten).
103. Tag - Montag, 01.07.2024
Nowy Sacz -- Zglobice
16,0 km - 1,10 Std. - 47 Hm
"Abenteuer sind nur schlechte Planung"
Heute hatten wir 5 Schwergewichte vor uns:
Topographie / Sigrids dauernd schwächelnder Reifen / Montagsverkehr / Sicherheit / Regen.
Laut Plan sind's 60 km von Nowy Sacz bis nach Zglobice.
Später werden wir unsere Planung kappen / überlassen unser Schicksal erneut unserem - mittlerweile gut funktionierendem - Daumen.
Tatsächlich, als wir aus unseren Kojen - rundherum dekoriert mit Gebetsfähnchen - krabbeln, sind wir alleine.
Wir frühstücken / spülen unser Kaffeegeschirr weg / bereiten uns für die Abreise vor.
Den Schlüssel sollen wir an einem Mobilphone-Kiosk abgeben. Dieser öffnet leider erst um 9.30 h.
Beim Spülen geht eine Tasse kaputt. Mist!
Sigrid hinterlässt eine Meldung an unseren Host.
Anmerkung: eine neue Tasse ist auf dem Weg nach Nowy Sacz.
Beim Rausradeln von Nowy Sacz überqueren wir die "Dunajec" / über uns eine dicke dunkle Wolkenformation.
13 Minuten später stehen wir an einer überdachten Bushaltestelle / halten ein Auto an.
"Dieser IVECO ist perfekt," denken wir als Jacek hält.
Schnell haben wir abgesattelt, alles auf die Ladefläche gehoben. Unser "Held No. 1" entschuldigt sich für sein passives Verhalten dabei. Schnell merken wir, dass er ziemlich starke Rückenschmerzen hat.
Rasch kommen wir mit ihm ins Gespräch / können dabei noch die Landschaft / Topographie aufnehmen.
Die Fahrt genießen wir.
An einer unübersichtlichen Kuppe bremst Jacek abrupt. Die Straße ist gesperrt.
Was ist passiert: ein Fahrzeug ist aus der Kurve geflogen!
Unser polnischer Fahrer tippt auf einen Raser.
Endlich - wir dürfen die Unfallstelle passieren / Einsatzfahrzeuge und deren "Helden des Alltags" sind vor Ort.
Uns kreisen Gedanken im Kopf herum, wie sich Radfahrer wie wir in solchen Fällen schützen können.
Da hilft nur himmlischer Beistand.
Die Unterhaltung mit Jacek geht weiter. Als er erfährt, dass wir Deutsche sind, meint er: "Ich hasse Deutsche!"
Da müssen wir schlucken / fragen nach dem Warum.
Es betrifft seinen Großvater und den 2. Weltkrieg.
Jacek erzählen wir unser Interesse am Radeln / bereisen von Ländern / Menschen und deren Schicksale kennen lernen.
"In 2 Wochen will ich in Dalmatien mit dem Rad unterwegs sein," erklärt er uns fröhlich.
Ralf kann ihm viele Tipps über Dalmatien und dessen Küste geben.
Sigrid macht mit ihm noch Übungen für seinen Rücken.
Final verabschieden wir uns wie gute Freunde. "Schau mal im Herbst auf unsere Homepage," raten wir ihm, als er wissen möchte, wie's für uns weitergeht.
Jacek lässt uns vor "unserem" Hotel raus. Wir sind 2 Stunden zu früh.
Wieder mal haben wir Glück, dürfen einchecken.
Unweit vom Hotel entfernt hatte Ralf einen Hinweis auf einen Fahrradshop gesehen.
Noch ist es trocken / wir wissen nicht, wie lange Sigrids Reifen noch durchhält.
Hier treffen wir unseren "Held No. 2" - mit dem gleichen Namen wie No.1 - Jacek vom Bikeshop "Rusza".
Trotz Mittagszeit und kompletter Auslastung kümmert sich Jacek sofort um uns.
Auch er kann kein Defizit an Sigrids Vorderreifen finden.
Gott sei Dank hat er den passenden Reifen - und dann noch Sigrids Wunschmarke: Schwalbe Marathon Plus".
Jacek 2 kümmert sich noch um Sigrids Ständer / Ralfs Bremsen.
Alle sind zufrieden: wir mit dem Ergebnis / Jacek mit uns als entspannten / dankbaren Kunden.
Beim Abschied gibts noch ein "Keychain Light" als Präsent. Als Gegenleistung wäre Jacek für eine Google-Bewertung dankbar.
Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit.
Am Nachmittag erhalten wir die gute Nachrichtvon www.flugrecht", dass wir eine Flugentschädigung von 544 € bekommen.
Dieses Portal kümmert sich um Fluggastrechte.
In unserem Fall: Abflugverspätung / gestartet von einem anderen Flughafen.
Dass man gut im Hotelrestaurant speisen kann, zeigten uns die Google-Bewertungen.
Kurz vor 18 h stehen unsere Teller vor uns.
Wir sind so begeistert von diesem Essen, dass wir gleich für morgen früh 2x Frühstück dazu buchten.
Zum "Sunset" zeigt sich dann doch mal der blaue Himmel.
Der passende Moment um "unser" Hotel "Dunajec" aufzunehmen.
104. Tag - Dienstag, 02.07.2024
Zglobice -- Bochnia
44,2 km - 2,56 Std. - 128 Hm
"Eiszeit"
Anfang Juli und ziemlich kalt. Das hatten wir uns so nicht vorgestellt.
Da half auch der morgendliche Kaffee im "Dunajec" nicht. Es war schlichtweg "arschkalt".
Heute ist Premiere für Sigrids neuen Reifen.
Und der radelt heute entspannt auf dem "Eurovelo 11".
Mal müssen wir am Morgen unter einer Brücke einen Schauer überstehen / mal gehts durch Wohnlandschaften.
Wir wechseln auf den Eurovelo "Metropolis".
Keine 4 Stunden nach unserer Abfahrt aus Zglobice erreichen wir die Stadt Bochnia - auf deutsch "Salzberg".
Und genau wegen diesem "Salzberg" sind wir hier.
"Bochnia eignet sich hervorragend für Sightseeing und relaxen", so hatte Ralf sich das gedacht.
Bereits beim Reinradeln auf den "Rynek" (zu deutsch: großer Ring/Marktplatz) merken wir, was für ein "Juwel" diese Stadt ist. Wir sind schockverliebt / gönnen uns erstmal eine "Eiszeit" / machen Fotos.
Etwas außerhalb "wohnen" wir die nächsten beiden Tage.
Das erste was uns im Apartment auffällt, ist diese Bettwäsche.
Auch der Rest kann sich sehen lassen.
Im benachbarten "Intermarche" decken wir uns mit Lebensmitteln / Getränken ein.
Morgen früh steht "die" Salzmine auf unserem Programm.
Sigrid recherchiert / findet diese Info:
"Bochnia gilt als ältestes Salzbergwerk in Polen - 2013 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Bis in die 1950ger Jahre blieb das Bergwerk in Betrieb. Heute ist ein Teil zu besichtigen / wird für unterirdische Kuraufenthalte oder Kulturveranstaltungen genutzt.
"Die Mischung machts," lautet ein Stereotyp.
Dieser Mix aus radeln / special Moments / Kultur gefällt uns bekanntlich am besten. Und dieser Tag bescherte uns von allem was.
Wir freuen uns auf das morgige Abenteuer "Salz unter Tage".
105. Tag - Mittwoch, 03.07.2024
Bochnia
0 km
"Glück auf"
Keine 200 m von unserem Apartment entfernt, ist der Eingang dieser Touristenattraktion.
"Planen Sie 3 Stunden für die Führung ein," empfiehlt "outdooractive.com".
Kurz nach 9 h stehen wir am Ticketschalter an / 45 Minuten später gehts 240 m "unter Tage".
Erst die "Ordnung" lesen / dann gehts in die Tiefe.
In der hauseigenen Kapelle werden sogar Trauungen durchgeführt / im Restaurant wird anschließend gegessen und getanzt.
Gehts noch besser!
Mit "Kuba 2" und dem Förderkorb beenden wir diese "unterirdische" Erlebnistour.
Komplett perfekt wird dieser Tag mit unserem Abendessen im "Camerailnie" (übersetzt: kameradschaftlich).
Ralf ordert polnische Krautwickel - ein Nationalgericht.
Es ist nicht unser erster Besuch in Polen.
Wir wissen, warum wir stets gerne "hierher" kommen!
106. Tag - Donnerstag, 04.07.2024
Bochnia -- Krakau
43,6 km - 3,09 Std. - 352 Hm
"Königlich"
Vorweg: Die nächsten 3 Tage werden zu den Highlights dieser Tour gehören.
Während Ralf vor einigen Jahren Krakau durch einen Kurztripp kennen lernte, ist es für Sigrid Premiere.
Noch sind wir nicht da.
Und der Weg zur "Residenzstadt" war auch nicht ohne.
Seht selbst:
Den Wecker hatten wir uns heute auf 6.30 h gestellt.
Die nächste Salzmine steht an. Und diese soll ein richtiger Publikumsmagnet sein / liegt auf dem Weg nach Krakau.
Bochnia und unser Apartment haben uns so richtig gefallen.
Den ersten Hügel hatten wir bereits nach wenigen Minuten bis zum Ortsausgang von Bochnia.
Wir wechseln auf die 967.
Erst dachten wir: ruhige "Nebenstrecke". Pustekuchen!
Wenn es der Bürgersteig zuließ, wechselten wir auf diesen.
Um so mehr freuen wir uns, wenn wir entspannt radeln können.
Wie schön, wenn anstatt Blechkarawanen Dörfer / Villen mit gepflegten Vorgärten / Pferdekoppeln an uns vorbei ziehen.
Und das alles im Speckgürtel von Krakau.
Nach 2,5 Stunden / 30 km parken wir zunächst am Ausgang des Salzbergwerks Wieliczka.
Ralf bleibt bei den Rädern / Sigrid besorgt Tickets.
45 Minuten beginnt unsere Führung - dieses Mal auf Englisch.
Unsere "Veloträume" stehen für die nächsten drei Stunden auf einem sicheren Gelände. Unsere "Nachbarn" sind ausschließlich Pedelecs.
Mit unserem Guide Marc-Anthony tauchen wir in die Unterwelt dieser Salzmine ein.
Zunächst gehts 400 Stufen tief.
Im Untergrund - nach weiteren 400 Stufen - angekommen, schlägt uns ein kaltes Lüftchen entgegen.
Schnell merken wir, dass Salzmine nicht gleich Salzmine ist.
Anmerkung: Alljährlich besuchen Millionen Touristen aus der ganzen Welt diese berühmte Salzmine, um die in Salz ausgehöhlten Kammern, Salzfiguren, Soleseen und unterirdischen Kapellen zu besichtigen.
Der Astronom Nikolaus Kopernikus war einer der ersten bekannten Besucher dieser Mine.
Diese Region wurde reich durch das Salz.
"Hier" kann man heiraten / feiern / übernachten / bis zu 24 Tage kuren.
"Wieliczka" zu erleben, ist ganz großes Kino.
Wir lassen hier einfach nur Fotos für sich sprechen:
Das Grubenabenteuer ist beendet.
Und wir haben / können auch nur ca. 5 % der gesamten Anlage sehen.
Irgendwie sind wir froh, wieder Tageslicht zu haben. Es geht weiter nach Krakau.
Unterwegs merken wir beide, dass wir schwere Beine haben.
Und die Einfahrt in Krakau bis zur Unterkunft gestaltet sich schwierig: Rushhour / Straßenbahnschienen / massenhaft Touristen.
Endlich. Wir checken im "Loft Affair" - nah der Innenstadt und vielen Restaurants gelegen, ein.
Unser Loft für die nächsten drei Tage - einfach nur WOW.
An diesem Abend ist uns nur nach "süß-sauer" und einem kurzen Kennenlernen dieser Stadt, die auch das "zweite Rom" / "königliche Hauptstadt" oder "eine Stadt aus der anderen Zeit" genannt wird.
"Was man alles an einem Tag erleben kann," denken wir beide dankbar an diesem Abend.
107. Tag - Freitag, 05.07.2024
Krakau
0 km
"großes Kino"
Dass eine Großstadt so ruhig ist, hätten wir nicht gedacht. Selbst bei offenem Fenster war es in der Nacht mucksmäuschenstill.
Ralf besorgt Brötchen. Die Nespresso-Kaffeemaschine zaubert unseren Morgenkaffee.
Als Tagesordnungspunkt 1 wählen wir die "Burg Wawel" - ebenfalls in unserer Nachbarschaft.
Diese riesengroße / gepflegte Anlage thront über Krakau / ist der Hotspot überhaupt in dieser Stadt / ganz Polen.
Beim Ticketkauf hören wir, dass es verschiedene Preiskontingente gibt.
"Wir nehmen zweimal den Spartarif," unsere Antwort.
Gott sei Dank gehört hierzu auch die temporäre Ausstellung über "Meissner-Porzellan".
Auf in die Welt der polnischen Könige:
Im Innenhof laufen die letzten Vorbereitungen für eine Inszenierung.
"Was findet hier heute Abend statt," fragt Sigrid.
"TOSCA. Und wir sind komplett ausgebucht," die Antwort des "Burgfräulein".
Danach laufen wir ins jüdische Viertel "Kazimierz" - südöstlich der Altstadt.
Was haben wir erwartet: Spuren der Vergangenheit?
Kennengelernt haben wir ein modernes Quartier mit vielen Restaurants / Bars / Galerien / Kuriosem.
Heute soll "Kazimierz" das coolste Viertel Krakaus sein.
Und daran ist Hollywood nicht ganz unschuldig.
Steven Spielberg dreht für seinen Film "Schindlers Liste" an vielen Originalschauplätzen - vor allem aber in "Kazimierz".
In einem idyllisch gelegenen Hofcafe vergessen wir kurz die Zeit.
An diesem Nachmittag laufen wir zum "Platz der Helden des Ghetto" sowie zur "Schindler Factory".
Anmerkung: Beim "Platz der Helden des Ghetto" handelt es sich um einen Ort aus Kopfsteinpflaster mit insgesamt 70 Metallstühlen.
Er diente als Hinrichtungsstätte und Schauort der Umsiedlungsaktionen.
Das im Jahr 2005 aus 70 Stühlen errichtete Mahnmal symbolisiert die Tragödie der Gettobewohner, von denen nur ihre Möbel geblieben sind.
Im Viertel Podgorze liegt die "Schindler Factory".
"Man sollte vorher den Film "Schindlers Liste" gesehen haben," lasen wir im Internet. Hatten wir aber noch nicht.
Dennoch wollen wir diesen historischen Ort kennen lernen.
Nach 70 Minuten sind wir draußen / atmen durch.
Diesen oscarprämierten Film werden wir uns definitiv nach unserer Rückkehr anschauen.
Nach so viel rumlaufen / eintauchen in die Vergangenheit soll der Rest dieses Tages im "Hier und Jetzt" stattfinden.
Für Ralf gibts nur ein Thema: EM-Fußball!
Das Spiel Spanien : Deutschland schaut er sich in einem Biergarten an.
Leider war nach 90 Minuten für die Deutschen Schluss mit Lustig in diesem Turnier.
Sigrids Programm: neue Ohrringe kaufen / Breakdancer anfeuern / walzern.
Was meint Ihr: Wer hatte wohl das bessere Programm?
Diesen wunderbaren Tag beenden wir gemeinsam auf dem Rooftop unseres Lofts - standesgemäß mit einem "polnischen Wodka" und Ralfs Handy-Soundtrack.
Auf dem Weg zur Wechsel entdecken wir die "Sterne" Krakaus - hier den vom Regisseur Polanski.
Anmerkung: Anlässlich des Krakauer Festivals "PKO OFF Camera" erhielt Roman Polanski 2015 den Filmpreis für sein Lebenswerk.
Unterwegs an diesem sonnigen Tag: Wer in Krakau sein Getränk vergessen hat, wird nicht verdursten.
In 3 Tagen haben wir so viel gesehen / erlebt.
D.h. in Sigrids Fall: Tagebuch schreiben / Instagram und WhatsApp-Status.
Ralf hat immer noch nicht genug von lovely Krakau.
Am Abend dinieren wir - zur Abwechslung mal - in einem ukrainischen Restaurant.
Wie könnten wir diesen Abschlussabend besser ausklingen lassen als auf "unserer" Dachterrasse - auch an diesem Abend "ein Event mit Aussicht".
109. Tag - Sonntag, 07.07.2024
Krakau -- Auschwitz
76,0 km - 4,58 Std. - 171 Hm
"Bucket-List"
Unsere Radreisen sind - unsere Meinung - stets unterhaltsam / lustig / spontan - aber auch tiefgründig und informativ.
Und diese Kriterien treffen definitiv auf die bevorstehenden 3 Tage zu.
Schon lange auf unserer Bucket-List - nun ist es so weit: Wir lernen einen Ort kennen, der sich im Schatten eines weltberühmten Lagers befindet.
Am frühen Morgen folgen wir dem Schild, welches wir gestern an der Weichsel sahen.
Unser Zielort wird hier mit 81 km angegeben.
"Schön am Fluss entlang radeln," denken wir zu Beginn.
Aber: immer wieder wird der Radweg unterbrochen.
Und dann hören wir auch noch auf die Empfehlung eines polnischen Radfahrers: "Bleibt auf diesem Radweg!"
Wir gehorchen!
Ein Fehler?
Danach fluchen wir nur noch über diese schotterige / unebene Alternativpiste.
Zurück auf der Landstraße begegnet Ralf polnischen "Kollegen", die sich gerne auf ein Gespräch mit uns einlassen.
An diesem Sonntag Mittag ein Restaurant / Cafe zu finden, gestaltet sich zunächst schwierig.
Gott sei Dank entdecken wir nach 5 Stunden unterwegs das "Maya´s Cafe".
Weitere Energie geben uns Mangoeis und Sahnetorte.
Das Wetter hat seit gestern total umgeschlagen,
Man könnte denken, wir hätten heute den "Farbfilm" vergessen.
Auch in Polen lieben die Menschen Freizeitparks - wie hier den "Energylandia" in Zator.
Diese Adrenalin-Zone bietet auf 70 Hektar 133 Attraktionen für jährliche 1,8 Millionen Besucher.
Kurz vor 15 Uhr: Wir erreichen den Ort, dessen Bezeichnung bei jedem von uns ein eigenartiges Gefühl hervor ruft.
Viele können unter dem Begriff "Oswiecim" wenig anfangen.
Bei "Auschwitz" dagegen weiß jeder, welcher Ort gemeint ist / was vor ca. 80 Jahren "hier" passierte.
Auch hier wollen wir in 3 Tagen in verschiedene Zeitzonen reisen.
Zunächst beziehen wir in der Pension "B & M" unser ebenerdiges Mini-Apartment - dafür aber mit Terrasse.
Uns steht ein Gemeinschaftskühlschrank und eine -Waschmaschine zur Verfügung.
Am Abend stellen wir uns den Wecker auf 6 Uhr.
Noch haben wir keine Tickets für die "Auschwitz Birkenau-Tour".
110. Tag - Montag, 08.07.2024
Auschwitz / Tag 2
0 km
"Zeitreise"
Gut, dass der gegenüberliegende Bäcker bereits um 6.30 Uhr öffnet.
So können wir noch frühstücken, bevor wir 45 Minuten später zum Ticketschalter des "Concentration Camp" laufen.
500 m später stehen wir zwischen Menschen aus der ganzen Welt (Beispiel: Litauen, Indien) an.
Unsere Führung startet um 9.45 h.
Zeit genug, um ins Apartment zurück zu laufen.
Um Viertel vor 10 - unser deutschsprachiger Guide mit dem Namen Teresa begrüßt uns.
Wir sind eine Truppe, bestehend aus 14 Personen.
Sigrids Fitnesstracker zeigt zu dieser Zeit 3400 Schritte an.
Teresa läuft alle Stationen mit uns im Eiltempo ab.
Ralf bleibt (leider) nur kurz Zeit, um dieses "Arbeit macht frei"-Foto mit Sigrid zu machen.
Auschwitz durchlaufen wir in fast 2 Stunden, bevor es mit einem Bus nach Birkenau geht.
Nach 6200 Schritten sind wir am Ausgang / pappen unsere Aufkleber neben welche aus der ganzen Welt an diesen Laternenpfahl.
An diesem späteren Tag zurück ins Jetzt zu kommen, fällt uns schwer.
Noch Tage danach sieht Sigrid eine Damenstiefelette mit Absatz vor sich. Eitelkeit und Auschwitz passen für sie nicht zusammen.
"Jeder Schuh erzählt eine Geschichte," so nennt man drei Flächen hinter Glas, wo Kinder, Damen- und Herrenschuhe der "Häftlinge" zu sehen sind. Insgesamt spricht man von 43.526 Paar Schuhen.
"Ich dachte, wir würden zu einem Abenteuer aufbrechen," erzählt eine Auschwitz-Überlebende.
Auch wir können die Geschichte nicht ändern. Wir können nur daraus lernen.
111. Tag - Dienstag, 09.07.2024
Auschwitz / Tag 3
0 km
"leuchte auf mein Stern"
An diesem Tag wollen wir die Stadt Oświecim kennen lernen.
Vom Apartment bis in die Innenstadt sind's schon 2 Kilometer.
Anmerkung: das heutige Oświecim hat ca. 40000 Einwohner / bezeichnet sich als Industriestadt.
Durch Oświęcim fließt die Sola.
Vor 2 Jahren radelten wir durch die Normandie. Diese Gegend ist ein wahres Outdoor-Museum des 2. Weltkrieges.
Eine Französin kritisierte dies mit den Worten: "Die meisten Touristen aus der ganzen Welt kommen nur her wegen dieser Vergangenheit."
Auch "hier" wollen wir Vergangenheit und Gegenwart sehen/erleben.
Schon beim Reinradeln sehen wir diesen "schwarz-gelben" Fußballplatz.
Als Dortmunder wollen wir natürlich die "Story behind" dazu kennen.
Anmerkung: Im Sommer d.J. wurde der Sportplatz "Stanislaw Hantz" in Auschwitz eröffnet. U.a. sind der BVB und deren Stiftung "leuchte auf" maßgeblich daran beteiligt.
Hier finden junge Menschen aus der ganzen Welt einen Ort für Diskussionen, Reflexion und Austausch - quasi eine Reise gegen das Vergessen.
Wir sitzen in einem Straßencafe / hinter uns eine Unterhaltung in Deutsch.
Die Namen Lolek, Bolek und Ausstellung fallen.
Sigrid - stets interessiert an drolligen Filmfiguren - erfragt den Ort dieser Ausstellung. Liegt leider nicht auf unserem Weg.
Anmerkung: "Lolek und Bolek" sind polnische Zeichentrickfiguren, die seit 1962 viele Abenteuer erlebten.
Das Highlight dieses Tages ist unser Abendessen im "Portobello".
Das Dessert gibts auf dem Rückweg: Eis mit Whisky-Geschmack.
Von Oświecim / Auschwitz haben wir ne Menge gesehen / wir sind gesättigt / unsere Wäsche ist inzwischen trocken.
Die Zeichen stehen auf Abreise.
112. Tag - Mittwoch, 10.07.2024
Auschwitz -- Gliwice
59,4 km - 4,07 Std. - 168 Hm
"immer wieder geht die Sonne auf"
Dass wir den gestrigen Tag locker und entspannt verbrachten, war absolut richtig
Den Besuch / die Eindrücke von Auschwitz-Birkenau mussten wir erstmal verarbeiten.
Für die rasidoontour-Instagramstory wählte Sigrid an diesem Tag den Song von Udo Jürgens "Immer wieder geht die Sonne auf" aus.
So auch bei uns an diesem Mittwochmorgen. Es sollte einer der heißesten Tage auf dieser Tour werden.
Mal fahren wir durch einen Graffiti-Tunnel / halten am "Denkmal für Kampf und Arbeit", am Fussballstadion von Tichy.
Am coolsten fanden wir diese sportliche Mädchentruppe / deren Lehrerin.
Im wunderschönen Ort Mikolow machen wir Mittagspause.
In der Bäckerei "Lewandowski" genießen wir Kaffee und frischen Mohnkuchen.
Nacheinander bewundern wir die Oldtown dieser Bergmannstadt.
Auf der Weiterfahrt landen wir im Märchenwald.
Unweit des Schlosses "Chudowski" finden wir "Sesam öffne Dich".
Ganz verzaubert kommt Ralf zurück ins Tageslicht.
Es geht weiter in der sportlichen Realität.
"Willkommen in Gliwice".
Wieder einmal bekommen wir alle Zugangsdaten für unser Apartment online.
"Ihre Räder stehen sicher in einem separaten Bereich," so die Info.
Und als wir die Tiefgarage dieser Wohnanlage sehen, ist für uns klar: "Da müssen wir rein."
Das Tor schließt sich / wir finden keine Fahrradgarage / Ralf vermisst sein Handy.
Etwas später: Das Handy liegt unversehrt vor der Garage (beim Reinschieben der Räder von der Gepäcktasche gefallen - sollte man da nicht hinlegen) / im Gebäude C finden wir Platz für die Räder / unser Apartment.
Und diese Unterkunft mit Balkönchen entschädigt uns für die Startschwierigkeiten.
Unvorstellbar, wenn Ralfs Handy verloren / defekt gewesen wäre.
113. Tag - Donnerstag, 11.07.2024
Gliwice -- Strzelce Opolskie
50,0 km - 3,24 Std. - 185 Hm
"Vogue"
Um halb acht klopft es an der Tür. Unsere Vermieterin bringt frische / belegte Brötchen und Teilchen vorbei.
Natürlich bitten wir diese Dame rein / erzählen ihr von unserer Reise / bedanken uns für den Service.
Wieder mal fällt es uns schwer, ein Apartment zu verlassen.
Um 9 h an diesem Morgen ist es so weit.
Heute ist mal wieder die Hauptstraße angesagt.
Unterwegs - Ralf bekommt dies nicht mit - hat Sigrid eine unschöne Begegnung mit einem LKW, kommend aus einer Seitenstraße.
Obwohl sie Vorfahrt hat, bleibt sie stehen/wartet ab.
Der Brummifahrer bemerkt sie erst beim Abbiegeprozess.
Unterwegs hält Ralf, zieht die Schrauben seiner Sattelstützen nach.
Sigrids Schaltgriffe sind inzwischen auch ziemlich abgenutzt. Mit Schwitzhänden fällt das Umschalten schwer. Die "Roeckl" helfen ihr dabei.
Mit Power / Elan / bester Laune geht's weiter bis Strzelce Opolskie.
Wieder mal sind wir eine Stunde zu früh. "Susanna" vom Hotel "Moment" sieht dies entspannt / lässt uns einchecken.
Leider hat unser Zimmer unterm Dach keine Klimaanlage. Ansonsten gefällt uns dieses 2024-eröffnete Haus richtig gut.
Ralf hatte im Internet vom urigen Wirtshaus "Browar Zentrum" gelesen. Die Rezensionen über das Essen / die Location begeistern uns.
Wir durchlaufen zuerst die 18000 Einwohnerstadt Strzelce Opolskie.
Das "Browar" - eine alte Brauerei - gefällt uns von der erster Sekunde.
Und: Ralfs "Piroggen mit Speck" und Sigrids "Hähnchenbrustsalat" gehören zur Kategorie: "Das peferkte Diner.
Einmal auf die polnische "Vogue" - das wär doch was," denkt sich Sigrid.
Anmerkung: Zufällig ziert die 103-jährige Margot Friedländer - Holocaust-Überlebende - das aktuelle Cover der deutschen Vogue.
114. Tag - Freitag, 12.07.2024
Strzelce Opolskie -- Brzeg
75,5 km - 4,13 Std. - 94 Hm
"Simply the best"
Derzeit macht das Radeln so richtig Spaß.
Wir kommen weiter / fühlen uns ziemlich sicher unterwegs / die Quartiere könnten nicht besser sein / das Essen ist ein (Radfahrer-) Traum / die Polen mögen uns.
Und das Frühstück im "Moment" hätte nicht besser sein können.
Wir bitten Susannas Kollegin um ein Abschiedsfoto.
Auf der 94 - dieses Mal mit breitem Randstreifen - radeln wir heute fast ausschließlich. Doch dann geht es für ein Stück mal wieder über eine Schotterpiste.
Eine der ältesten Städte Polens wollen wir heute unterwegs besuchen.
Opole - ihr Name - gehört laut Internet zu den Geheimtipps Polens.
Wieder machen wir uns nach und nach auf zur Besichtigungstour.
Die perfekte Kulisse für unsere schwer bepackten Räder, die Unvorstellbares leisten:
Auch dieser "erfrischende" Spaziergang geht zu Ende.
In zwei Wochen findet dieses Event in Opole statt - leider ohne uns.
Über die Oder-Brücke gehts raus / weiter nach Brzeg.
An diesem "Lody"-Stand können wir an diesem Nachmittag nicht vorbei radeln.
Das Wetter schlägt um.
Noch im Trocknen erreichen wir die "Villa Romeo" in Brzeg.
Nicht nur diese alte Villa hat Charme. Unser Zimmer auch.
Dann fängts richtig an zu regnen. Wir bleiben im Zimmer / machen unsere "schriftliche Hausaufgaben".
Im Trockenen machen wir uns auf den Weg ins Restaurant "Brzeska", umlaufen ständig Pfützen.
Hat sich aber gelohnt! Es schmeckte wie bei Mutter !!!
Die Stadt, die mal Brieg hieß, durchlaufen wir vor dem nächsten Regenschauer.
Leider wurde diese ehemalige Industriestadt im 2. Weltkrieg größtenteils zerstört.
Unversehrt blieb Gott sei Dank das "Süß"-Haus.
Auf dem Rückweg werden wir Zeuge eines Crashs.
Beim Aufprall erschreckt sich Sigrid / denkt dabei an ihren Unfall in Serbien, der nur 5 Wochen zurück liegt.
Während es draußen regnet und donnert, freuen wir uns schon auf Breslau 2.0, die Zwerge und unsere Erinnerungen aus 2017.
115. Tag - Samstag, 13.07.2024
Brzeg -- Breslau
47,6 km - 3,10 Std. - 41 Hm
"fantastico"
Von einer Kleinstadt in die Großstadt oder umgekehrt.
Kein Tag ist gleich.
Das macht für uns den Reiz / die Lust auf Abenteuer - auch an diesem Tag - aus.
Das Wetter an diesem Morgen enttäuscht uns. Das Frühstück im "Romeo" dagegen überhaupt nicht.
Genau so riesig wie der Frühstückssaal ist das Morgenmahl incl. Omelett.
Der Himmel ist nach wie vor grau / der Wind ist mal wieder gegen uns. Es geht los.
Gerade mal eine gute halbe Stunde unterwegs, erreichen wir den Miniort "Lipki".
Beim Reinradeln ist noch alles ok.
"Lipki" werden wir in unguter Erinnerung behalten: komplett geschottert, so dass wir nur auf Bürgersteigen radelten / uns kommen massenhaft Menschen entgegen, auf dem Weg zu einer Beerdigung.
Gerade mal hatten wir die Stolpersteine hinter uns gelassen, gehts durch ein klitschnasses Waldstück und danach über einen Wasserparcour.
In "Ścinawą Polska"/Oder stellen wir uns unter Bäume. Ein Schauer.
Unvorstellbar, dass wir vor wenigen Tagen Hitze hatten. Jetzt frieren wir.
Abends lesen wir im Internet, dass 1997 dieser Ort beim Jahrhunderthochwasser der Oder überschwemmt wurde.
Am frühen Nachmittag: Willkommen in der drittgrößten Stadt Polens.
Das Reinradeln bis zu unserem Hotel ist mal wieder sehr urban: viel Verkehr / Straßenbahnschienen.
In direkter Bahnhofsnähe liegt unser Hotel "Piast" (früher Hotel Kronprinz).
"Wo können unsere Räder stehen," will Sigrid von der Dame am Empfang wissen.
Mit dieser Frage scheint sie überfordert zu sein.
Sigrid schaut sich im Hotel / im Hof um, sieht dort eine Fahrradvorrichtung - etwas zugeparkt von Wasserflaschen.
Unsere Räder können wir natürlich dort abstellen.
Wir packen aus / machen uns auf den Weg in die City.
Gleich fällt uns auf, dass uns diese Stadt noch sehr vertraut ist - es hat sich wenig verändert.
Nur dieser Automat ist neu:
"Was hören die Polen so als aktuelle Musik," will Sigrid wissen / fragt das Internet.
Und siehe da. Ein "Bekannter" steht auf Platz 2.
Der Blick an diesem Abend aus unserem Fenster versöhnt uns mit allem Negativem von diesem Tag.
Welcome back!
116. Tag - Sonntag, 14.07.2024
Breslau
0 km
"Zwergenaufstand"
An diesem Morgen lernen wir beim Frühstück im 6. OG Dänen kennen, die ihr Land in einem Billard-Turnier vertreten.
Breslau ist eine interessante Stadt mit vielen Möglichkeiten.
Zu allererst versendet Ralf u.a. Anfragen für weitere WarmShowers-Unternachtungen.
Die Pflicht ist erledigt / die Kür beginnt:
Wir treffen unterwegs "Bekannte" wie z.B. die "anonymen Fußgänger" und natürlich die "Zwerge".
Anmerkung: Aus einer Protestaktion entstanden diese niedlichen kleinen Wesen. Der erste "Papa-Zwerg" ist eine Erinnerungsfigur an die damaligen Unruhen. Mittlerweile bevölkern 400 Zwerge Breslau, darunter sogar Selfie-Zwerg und Computer-Zwerg.
Breslau wirkt an diesem Tag wie eine Freilichtbühne.
Es war schön, nach 7 Jahren diese "Perle der Architektur" wieder zu sehen.
"Leider hat Breslau nicht den Charme von Krakau," resümiert Sigrid die letzten 2 Tage.
Morgen verlassen wir Breslau / es geht in die polnische Provinz.
Als "dörflich-ländlich" wird unsere Unterkunft bezeichnet. Eine Reise in die Vergangenheit für Sigrid ...?
117. Tag - Montag, 15.07.2024
Breslau -- Lubiaz
62,1 km - 3,59 Std. - 120 Hm
"Ich bin kein Star, ich bin einfach Michael"
Unsere Gedanken an diesem Morgen: "Großstadt und Montagmorgen-Verkehr", wie soll das gehen?"
Ganz unbegründet hatten wir uns Sorgen gemacht. Alles lief wie geschmiert.
Entlang des Heimstadions von Ślask Wroclaw - gebaut vom deutschen GU Max Bögl - radeln wir stadtauswärts.
Heute liegen Schlösser / Burgen / Weingüter auf unserem Weg.
In letzterem - genannt "Winnice Jaworek" machen wir Rast.
Für Wein ist es leider noch zu früh. Wir ordern Kaffee.
Dieses familiengeführte "polnische Château" bietet Übernachtungen / Speisen / Weinbergführungen an.
Leider haben wir keine Zeit / müssen weiter.
Ein "altes Kloster" will Ralf sich unbedingt an diesem Tag ansehen.
Seine Aussage: "Es sei zwar noch nicht vollständig restauriert. Aber einige Zimmer erstrahlen in altem Glanz und Gloria."
Auf dem Weg dorthin radeln wir an dieser Schallschutzwand (ohne Graffitis!!!! - in Deutschland nicht möglich) entlang.
Wir sind da - Willkommen im "Kloster Leubus der Zisterzienser".
Wenn Sigrid geahnt hätte, was hier 1997 los war, wäre ihre Stunde vorm Kloster definitiv anders verlaufen.
Der Reihe nach: Wir radeln vor. Der Park drum herum sieht aus wie nach einem Festival.
Richtig: Am Wochenende habe man hier mit 8000 Besuchern gefeiert/abgetanzt, erzählt man uns.
"Alter Schuppen und nur zwei Zimmer restauriert," dafür interessiert sich Sigrid nicht.
Geschätzte Renovierungskosten ca. 4 Milliarden Euro - es dauert wohl noch etwas, bis man. das nötige Geld für die restlichen Räume zusammen hat.
Sigrid bewacht die Räder / lebt im Hier und Jetzt.
Ralf schließt sich einer Minigruppe mit Guide an.
Dass 1997 Michael Jackson Superstar sich für dieses Anwesen interessierte / mit einem großen Pressewirbel diese Location besuchte, erzählt Ralf ihr erst später.
8 Stunden sind wir inzwischen auf den Beinen, als wir unser Agratourismus-Apartment "Malgosia" erreichen.
Nach 2 lauten Großstadtnächten sehnen wir uns nach ruhiger Landidylle.
Könnte klappen!
Am Abend lernen wir unsere beiden Vermieter und deren Motorrad-Freunde kennen. Es entsteht ein lockeres Gespräch.
"1997 stand ich neben Michael Jackson," erzählt unsere Vermieterin stolz.
Aus einem "polnischen Neverland" wurde leider nichts. Ob die Kosten zu hoch waren / ob es ein Pressegag war .... man weiß es nicht.
Sigrid nimmt sich ab sofort vor, jedes alte Anwesen zu besichtigen.
118. Tag - Dienstag, 16.07.2024
Lubiaz -- Głogów
63,6 km - 4,06 Std. - 126 Hm
"Sturm ist Wind, der es eilig hat!"
Diesen Tag (und auch den nächsten) fahren wir fast ausschließlich gegen die unsichtbare Wand namens Wind.
Der Kraftaufwand ist enorm.
Es kostet Kraft und Nerven - insbesondere, wenn der Wind dich immer wieder ausbremst.
Aber: wir sind Ausdauersportler - wir ziehen alles gnadenlos durch!
Zurück auf Dienstag Morgen-Anfang: dieser Tag fängt schön warm an. Wir frühstücken outdoor.
Den Schlüssel lassen wir stecken, wie vereinbart.
Vom Apartment aus rollen unsere Räder auf festem Asphalt.
Dann lotst uns Komoot wieder einige Kilometer über Stock und Stein. Wir fragen uns warum.
Noch immer sind wir in Oder-Nähe.
"Wie ein Fähnchen im Wind" flattert Ralfs rotes Shirt. Die Musik dazu liefert der Wind.
Und dazu Straßenverhältnisse wie in Deutschland.
Es wird dunkel. In einem Bushaltehäuschen stellen wir uns unter / warten den Regen - das Gewitter ab.
Ein Radfahrer im schwarzen Cape rast bei strömendem Regen an uns vorbei in Richtung Glogow.
Im "Dino"-Supermarkt treffen wir "Batman" wieder, der dabei ist, seine Kleidung zu trocknen.
"Er ist auf dem Weg nach Paris. Zur Eröffnungsfeier der Olympiade will er dort sein," erklärt er uns.
Endlich: wir haben fast alles geschafft an diesem Tag.
Es dauert eine Weile, bis wir unseren Apartmentkomplex finden. Jedes Haus sieht gleich aus.
"Schade, dass wir morgen weiter müssen," bedauert Sigrid, als sie das "Elegant-Apartment" betritt und sich gleich wohlfühlt.
"Głogów sei im Krieg zu 90 % zerstört worden. Man sei nach und nach dabei, den Urzustand wieder herzustellen," wusste Ralf.
Davon wollen wir uns überzeugen, machen uns zu einem Abendspaziergang auf.
Die Abendstimmung an der Oder ist toll.
Tatsächlich: Wüsste man nichts von diesem "Remodelling", man käme nie drauf. Alles ist harmonisch gestaltet / prägt sich ins Stadtbild ein.
Und davor verweilen wir, bestellen in einem Restaurant unser Abendessen.
Sigrid entscheidet sich für Fish & Chips, Ralf für Schnitzel. Wir sind die einzigen Gäste.
Es fällt auf, dass die meisten Restaurants und Geschäfte vor 18 Uhr schließen.
Uns ziehts an diesem Abend in unser schickes Apartment. Den Wind lassen wir einfach draußen.
119. Tag - Mittwoch, 17.07.2024
Głogów -- Zielona Górą
60,8 km - 3,59 Std. - 179 Hm
"Wo Polens wilde Seele lebt!"
Wirklich ungern verlassen wir das "Elegant". Die Bestnote 10 ist dieser Unterkunft gegönnt.
Kurz nach 10 Uhr zeigt Sigrids Tacho "3700 km" an.
Das sind die bisher am meisten geradelten Kilometer während einer Tour. Und es kommen noch einige dazu.
In Bytom Odrzański (ehemals Beuthen an der Oder) verbringen wir unsere Mittagspause.
Der Rynek ist ein wahrhaft fotogener Platz.
Immer wieder werden wir von unseren Übernachtungsquartieren überrascht - so wie hier in Zielona Gora.
Im 1. OG eines Altbaus - mit Restaurant - befindet sich unser Domizil.
Unsere Räder schleppt Ralf über eine Wendeltreppe nach oben. Uns bleibt auch nichts erspart!
Dennoch: wir regenerieren schnell / wollen uns diese Stadt anschauen.
Anmerkung: Zielona Gora hieß früher Grünberg / hat 138000 Einwohner / ist eine Universitätsstadt.
ZL befindet sich nur 90 km nordöstlich von Cottbus / 150 km südöstlich von Berlin entfernt
Diese Stadt muss sich wirklich nicht hinter Krakau und Breslau verstecken.
Wir haben Spaß an der temporären Outdoor-Ausstellung "55-jähriges Jubiläum - der erste Mann auf dem Mond".
Leider können wir nur die Fotos begutachten / die Erklärungen dazu gibts auf "polnisch".
In einem "thailändischen" Restaurant bestellen wir "süß-sauer".
An diesem Abend ist der Auftakt der Taylor-Swift-Trilogie "Auf Schalke". Sigrids Tochter ist einer der Fans dieser Musikinfluencerin und live dabei.
Unser Song des Tages ist heute "Riders on the Storm" der Rockband "The Doors".
120. Tag - Donnerstag, 18.07.2024
Zielona Górą -- Rzeczyca/Świebodzin.
49,5 km - 3,17 Std. - 125 Hm
"Wir alle tragen in uns Menschen, die vor uns da waren!"
Nach den Strapazen der letzten Tage brauchten wir einen Tag zur Regeneration.
Und diesen wollten wir an einem Ort verbringen, den Ralfs Großvater vor vielen Jahrzehnten als Kind mit seinen Eltern verließ´, damit sein Vater im Ruhrgebiet Arbeit fand.
Diesen Umstand teilt Ralf sicherlich mit vielen aus unserer Heimat.
Wie unterschiedlich Radltage sein können, erlebt Sigrid an diesem Tag.
Mit viel Power ging's an diesem Vormittag los - zumindest bei Ralf.
Sigrids Beine sind schwer / das Gedankenkarussell kreist.
"Warum tu ich mir das an."
Es ist nunmehr der 4. Durchradeltag, und wenn man Tag 2 in Breslau raus nimmt, sind es sogar 8 Aktivtage.
"Vielleicht hilft himmlischer Beistand," denkt Sigrid, als wir "Jesus" besuchen.
Die "Christus-König-Statue" hatten wir bereits 2017 bewundert.
Seit 2010 ist Świebodzin ihretwegen weltweit bekannt. Mit 36 m überragt sie sogar die berühmte Statue in Rio de Janeiro.
Unter den heutigen Pilgern befinden sich diese tschechischen Trike-Fans.
"Endlich da," denkt Sigrid beim Reinradeln in Świebodzin.
Gleich steuert sie ein Cafe an / ordert Mangotorte und Kaffee.
Wir drehen unsere Stühle in Richtung Rynek / beobachten das Treiben in dieser wunderschönen Kulisse.
Ein Saxophonist nimmt Platz / stimmt sein Instrument / legt los.
Songs wie "Hotel California" und "Englishman in New York" verzaubern Sigrid.
Für alle Fälle besorgen wir in "Schwiebus" (deutscher Name von Šwiebodzin) in einem NETTO Vorräte. Wir wissen nicht, ob "unserer" Hotelrestaurant geöffnet hat.
Lags am Mangokuchen oder der Musik: Sigrids Energie ist zurück!
Die wenigen Kilometer bis zum Geburtsort von Ralfs Opa rocken wir in gewohnter Manier.
Anmerkung: Rzeczyca hieß früher Rietschütz und lag im damaligen Brandenburg.
Das "Pan Tadeusz" ist nicht über booking.com anbuchbar. Wir versuchen unser Glück vor Ort / haben Erfolg.
Zwei überaus herzliche Gastgeber heißen uns willkommen - in diesem "schrägen" Laden.
Am Nachmittag wandelt Ralf auf den Spuren seiner "familiären Vergangenheit".
Ob man noch Spuren der Vergangenheit findet? Das jüngste Haus stammt von 1902. Auf einem verlassenen Waldfriedhof kann man nichts mehr identifizieren. Aber die Taufkirche von Ralfs Opa steht noch !
"Man glaubt es nicht," dachten wir, als wir dieses kalte Abendbuffet sehen.
Alles schmeckte hervorragend.
An diesem Abend telefoniert Sigrid mit ihrer Freundin Renate.
Diese verbrachte ihre Kindheit/Jugend in Schwiebus / "reist" die gesamte Zeit in Polen digital mit uns.
Trotz "Ermüdungserscheinungen" / negativer Gedanken wird sich Sigrid an diesen Tag stets gerne zurück erinnern.
Auch für Ralf war es eine Heimkehr in seine Familienvergangenheit.
121. Tag - Freitag, 19.07.2024
Rzeczyca/Świebodzin
0 km
"slow down"
Kein Zeitdruck an diesem Morgen.
Und das Frühstück ist genau so lecker / reichhaltig wie das gestrige Abendmahl.
Wir lassen uns Zeit.
Und dies ist auch unser Tagesmotto.
Ralf widmet sich vormittags der weiteren Planung / Sigrid schaut sich Rietschütz an.
Die Fotogalerie an diesem Tag beginnt erst am späten Nachmittag. Bis dahin war einfach nur "Schicht im Schacht"!
Bis zum Weingut "Lukasz" ist es nicht weit. Vielleicht gibts dort Wein," meint Ralf.
Zwei Hunde und Alpakas begrüßen uns zuerst.
Ronnie hat uns entdeckt / begrüßt uns.
Er ist der Schwiegersohn / hat seine Frau während eines Polen-Aufenthalts kennen-/lieben gelernt/ stammt aus Australien.
Ronnie ist unglaublich nett. Dennoch bekommen wir an diesem Nachmittag keinen Wein.
Seine Erklärung: "Nur Gruppen á 10 Personen."
Rietschütz oder Rzeczyca ist wirklich sehr klein / seit vielen Jahren in Schwiebus eingemeindet.
Dennoch: dieser Ort bedeutet Ralf viel.
Wir würden am liebsten verlängern. Schon alleine wegen diesem Abendessen.
Danuta (die Hausherrin) verwöhnt uns nach Strich und Faden und an diesem Abend sogar mit frischen/warmen Hähnchenbollen.
Danuta lässt sich von Ralf den Streckenverlauf unserer Reise zeigen.
Nicht nur die Lady staunt über diese Leistung. Wir tatsächlich auch!
Abends erhalten wir die Zusage eines WarmShowers-Hosts in der Nähe von Potsdam.
Nicht nur unsere Geräte-Akkus sind an diesem Abend neu aufgeladen. Wir sind´s auch!
122. Tag - Samstag, 20.07.2024
Rzeczyca -- Rzepin
58,0 km - 3,16 Std. - 164 Hm
"Friends"
Danuta, Tadeusz und ihr charmantes "Unperfekthaus" werden wir in bester Erinnerung behalten.
Die Verabschiedung von Danuta ist sehr herzlich. Sie "begleitet" uns ab nun via Facebook.
Nochmals radeln wir an "Jesus" vorbei, bevor wir nun endgültig die "Wiege" von Ralfs Familie verlassen.
Immer öfter sehen wir auf Verkehrsschildern das "D".
Wir kommen richtig gut voran an diesem Tag.
Der letzte polnische Übernachtungsort naht.
Das "beste Haus am Platz" ist unsere letzte Station im Polen.
Willkommen im "Grand Boutique Hotel Kaliski".
Impressionen über Rzepin während unseres Spaziergangs:
Im "Kalinski" kann man nicht nur gut übernachten sondern auch essen.
Dabei läuft im "Speisesaal" der Fernseher mit der US-Kultserie "Friends".
Während wir die synchronisierte Version kennen, läuft hier das Original. Eine monotone Männerstimme rattert den Inhalt in polnisch runter. Hört selbst!
An diesem Abend legt Sigrid einen neuen "Ordner" im PC an:
"Tagebuch Radreise - Deutschland ab Tag 123".
123. Tag - Sonntag, 21.07.2024
Rzepin/Polen -- Fürstenwalde/Deutschland
63,8 km - 3,43 Std. - 130 Hm
"Deutschland - mein Herz in Flammen, will dich lieben und verdammen." (Rammstein)
Noch einmal die polnische Gastfreundschaft an diesem Morgen genießen.
Zwei Stücke frischen Marmorkuchen vom Frühstücksbuffet packen wir für die Mittagspause ein.
Über Kopfsteinpflaster gehts ortsauswärts.
Aus ein Drittel Polen und zwei Drittel Deutschland besteht die heutige Strecke.
Wir haben Glück: die Straßen sind ziemlich frei an diesem Sonntag / wir kommen gut voran.
Unsere restlichen Zloty geben wir für Bier - gekauft in einem typischen Polenmarkt - aus.
Es ist gerade mal 10 Uhr, als wir über die Oderbrücke nach Frankfurt a.d.Oder radeln.
Nach 122 Tagen im Ausland unterwegs: die Heimat hat uns wieder.
Jakub - einem jungen Polen - drücken wir Ralfs Handy in die Hand.
"In der ganzen Welt sind wir unterwegs, in Deutschland aber ist unser Zuhause," dies spüren wir beide in diesem Moment.
An der Brücke sieht Sigrid dieses Graffiti:
Das Motto passt zu uns, finden wir.
Ralf radelt vor.
Auf der linken Seite positionieren sich deutsche Grenzbeamte: "Darf ich einreisen," fragt Sigrid.
Die junge Truppe scheint mit dieser Frage überfordert.
Ein Beamter ruft uns noch "Gute Fahrt" hinterher.
In Frankfurt/Oder fahren wir sehr konzentriert: Straßenbahnschienen und (tatsächlich!) alle 200 m Hinweise auf "Straßenschäden".
Es ist richtig warm an diesem Sonntag im Juli.
Im "Erbkrug" wollen wir Mittagspause machen. Es ist 11.45 Uhr.
Hier werden wir zum ersten Mal schroff abgewiesen.
"Sie sind zu früh. Wir öffnen erst um 12," watscht uns die Kellnerin ab.
Serviceland Deutschland !!! Enttäuscht radeln wir weiter.
Unterwegs, in einer Hütte - erbaut durch Ehrenamtliche - packen wir dann polnische Kekse und unseren Marmorkuchen für die Mittagspause aus.
Halb zwei - wir radeln in die "Domstadt" Fürstenwalde ein.
Zum zweiten Mal sind wir zu früh: Ralfs Musikhelden der Jugend haben in 6 Tagen "hier" ihren Auftritt.
Beim dritten zu früh kommen stehen wir vorm Tor von "Hüblers Schlafquartier" in Fürstenwalde.
Wir wählen die Rufnummer, erklären unsere frühe Ankunft, werden reingelassen.
Diesen Nachmittag widmen wir Fürstenwalde.
Anmerkung: die 33000 Einwohnerstadt Fürstenwalde liegt im Landkreis Oder/Spree im Osten von Brandenburg.
So richtig springt der Funke zwischen Fürstenwalde und uns nicht rüber.
Die Stadt wirkt wie ausgestorben. Liegt´s es an der Hitze oder hat der Letzte hier schon das Licht ausgeknipst? Wir wissen es nicht.
Schon ein eigenartiges Gefühl in einer mittelgroßen Stadt ziemlich alleine unterwegs zu sein.
Und von unserem Schlafquartier mit Etagendusche sind wir auch nicht begeistert.
Irgendwie hatten wir uns das "Heimkommen" anders vorgestellt.
Die Fotos "zurück in Deutschland" posten wir am Abend auf unseren WhatsApp-Statussen.
Über die große Anteilnahme der Community freuen wir uns natürlich.
124. Tag - Montag, 22.07.2024
Fürstenwalde -- Köpenick
52,8 km - 3,23 Std. - 67 Hm
"La deutsche Vita"
Bereits kurz nach 9 h erreichen wir den Spreeradweg.
Ganz so weit hatten wir's an diesem Tag nicht.
Und die einzigen Freizeitsportler waren wir an diesem Morgen auch nicht.
In der Nacht hatte es geregnet. Dementsprechend war alles nass und grau.
Wir machen das beste draus:
Obwohl wir unterwegs einige Regenpausen machen müssen, gefällt uns dieser Radweg entlang der Spree richtig gut.
Die brandenburgische Kleinstadt Erkner erinnert mit ihrer Wasserlandschaft an die italienische Lagunenstadt.
Namen wie "Neu Venedig" / "Rialto-Ring" / Lagunenweg sind bevorzugte Wohngegenden.
Wen wundert´s, dass während der DDR-Zeit sich hauptsächlich SED-Funktionäre "hier" mit ihren Häusern breit machten.
Heute Nachmittag sind wir bei Freunden in Friedrichshagen eingeladen.
Ausgehungert wollen wir dort nicht ankommen. In Erkner machen wir an einem Eiscafé Rast.
Unsere Räder wollen wir in unserer Reichweite haben, stellen sie so ab, dass sie nicht behindern.
"Das geht so nicht und und und ....," ermahnt uns die Servicekraft in breitem Ostdeutsch.
Es reicht! Uns platzt der Kragen!
Im gegenüberliegenden ACTION-Laden kauft Sigrid eine Tüte Medaillen.
Anlass: unser Freund Reiner hat bei "Kieser-Training" an einer deutschlandweiten Ü-60-Challenge teilgenommen.
Er landete unter den ersten fünf! Respekt!
Britta und Reiner haben wir vor vielen Jahren im Urlaub kennen gelernt. Der Kontakt brach nie ab.
Und wenn wir in der Nähe des anderen sind, ist ein Besuch fällig.
So an diesem Tag.
Fast 6 Stunden später machen wir uns auf den Weg zum "Neohostel" in Köpenick.
Die Sonne steht an diesem Abend ziemlich tief. Wir fahren vorsichtig.
Über ein Online-Check-Inn loggen wir uns ein. Der Rest ist easy.
Die Räder parken in dieser Nacht sicher im Gepäckraum.
Gut, dass wir unsere eigenen Handtücher dabei hatten. Kosten dafür pro Stück = 20 €.
Leider sind wir an diesem Abend zu müde für die "Neolounge".
125. Tag - Dienstag, 23.07.2024
Köpenick --Glindow
68,2 km - 4,41 Std. - 155 Hm
"Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin"
Wir hatten schon wärmere Morgen auf dieser Reise.
An diesem Morgen ist Jackenpflicht. Das Frühstück im "Neohostel" ist outdoor.
Kurz vor halb 9 - es geht los!
Nur wenige Seitenstraßen weiter befindet sich das Café "Fräulein O.".
Besitzer sind der Schauspieler Hardy Krüger jun. und dessen Ehefrau Alice.
Da wollte Sigrid unbedingt hin.
Leider war das "O" an diesem Tag geschlossen.
An diesem Morgen wollen wir 2 bekannte "Berliner" treffen.
Den ersten treffen wir in Köpenick am Rathaus.
Anmerkung: Friedrich Wilhelm Voigt - bekannt als der Hauptmann von Köpenick - wurde 1849 in Tilsit/Russland geboren, verstarb 1922 in Luxemburg. Sein Grab auf dem Friedhof Notre Dame existiert noch heute.
Mit einem Überfall ging er in die Weltgeschichte ein.
Nicht nur die Berliner verehren "Ihren" Hauptmann.
"Richtung Berlin-Mitte," steht auf unserem Morgenplan.
Zuerst geht es am Stadion von Union Berlin " An der Alten Försterei" vorbei.
An der Parkbühne "Wuhlheide" bereitet man sich an diesem Morgen für das bevorstehende Openair-Konzert von Peter Fox vor.
Mit einer solarbetriebenen Fähre setzen wir über die Spree.
Weiter gehts durch den Tiergarten und den Grunewald nach Potsdam.
"Schloss Sanssouci" und die Filmstudios "Babelsberg" haben Potsdam berühmt gemacht.
Die Straßenverhältnisse in "Preußens Glanz und Gloria"-Metropole enttäuschen uns Radfahrer.
Da wir Potsdam kennen, radeln wir weiter.
Ständig haben wir Wasser um uns herum.
In Glindow (Werder an der Havel) wohnen unsere heutigen WarmShowers-Hosts.
Heidi und Uli sind hervorragende Gastgeber.
Unsere Freude ist riesig, als wir uns an diesem Abend an ihren gedeckten Tisch setzen:
Spaghetti-Bolo, frischer Salat, 1 Rosé und Dessert.
Beide sind gebürtige Ruhrgebietler / kurz nach der Wende hierher gezogen / haben viel von der Welt gesehen, ein Thema ergibt das andere.
"Dank an Euch für diesen besonderen Abend / Eure Gastfreundschaft!"
126. Tag - Mittwoch, 24.07.2024
Glindow -- Bensdorf
52,9 km - 3,52 Std. - 156 Hm
"Opfer müssen gebracht werden!" (letzter Satz des Luftfahrtpioniers Otto Lilienthal)
Im Basement des Hauses hatten wir so ruhig / tief geschlafen. Der Wecker riss uns tatsächlich aus allen Träumen.
Sigrids erster Gedanke: "Möge mein Kaffee heiß und der Morgen strahlend sein!"
Der erste Wunsch geht in Erfüllung. Und dazu selbstgemachtes "Bircher Müsli". Yummie!
Für Uli hat bereits der Arbeitstag begonnen / Heidi hat ein Date.
Wir machen uns auf den Weg - zuerst entlang eines Panoramaweges - entlang von Apfelbäumen und Weinfeldern.
Diese parallelen Fahrradspuren mit grünem Mittelstreifen erinnern an die sozialistische Bauweise. Wir sind keine Fans davon - schon gar nicht beim Fahrrad fahren.
"Mit Menschen, die einen Vogel haben, kann man an ungewöhnliche Orte fliegen," denkt sich Sigrid und stellt sich in Startposition / kann Lilienthals Passion fürs Fliegen gut verstehen.
"Heiße Bockwurst," da muss man doch rasten.
Der Geburtsstadt von Loriot, Brandenburg an der Havel, statten wir einen Besuch ab.
Noch nirgends erlebten wir, dass die Neustadt schöner ist als die Altstadt. "Hier" ist es so.
Im "Havelschatz" in der kleinen Gemeinde Bendorf hatten wir ein Doppelzimmer vorgebucht.
Wir checken ein / packen aus / machen uns auf den Weg zum NORMA. Hier finden wir alles, was wir für diesen Abend brauchen.
127. Tag - Donnerstag, 25.07.2024
Bensdorf -- Tangermünde
45,8 km - 3,03 Std. - 67 Hm
"Im Osten geht die Sonne auf"
Beim Frühstück im "Havelschatz" erfahren wir, dass die Eröffnung eines Eiscafé`s und einer Eventlocation bevorstehe.
Schon gestern hatten wir uns über umfangreiche Bauarbeiten innen und außen gewundert.
"Wir wollten bereits im Mai d.J. eröffnen," erklärt uns der Senior / beschwert sich über ständig neue Vorschriften seitens der Behörden.
Herrenhöltzer ist der erste Ort an diesem Morgen. Und den radeln wir komplett über Kopfsteinpflaster, was nicht ungefährlich ist.
Der ADFC Hamburg gibt auf seiner Homepage Tipps für den Umgang mit den Pflastersteinen. Diese helfen uns an diesem Vormittag wenig.
So entspannt hätten wir's auch gerne gehabt.
Impressionen von unterwegs:
Weiter gehts am Deich entlang.
An der "Fischbecker Deichbruch"-Gedenkstätte halten wir / machen Fotos / unterhalten uns mit dem Radler René.
Anmerkung: Vor mehr als 11 Jahren stieg der Pegel der Elbe unaufhörlich an / erreichte historische Höchstwerte.
Am 10. Juni 2013, kurz nach Mitternacht, brach "hier" der Deich und setzte fast den gesamten Elb-Havel-Winkel unter Wasser.
Anwohner erinnern noch heute an einen großen Knall, als dieser Deich zur "Titanic" wurde.
6 Jahre später wurde diese Gedenkstätte eingeweiht.
In wenigen Tagen haben wir ziemlich viel Wasser gesehen: Oder, Spree, Havel, Elbe!
Zielort erreicht: "Willkommen in Tangermünde!"
Schon nach den ersten Metern wissen wir, warum 2019 Tangermünde die schönste deutsche Kleinstadt war.
Etwas außerhalb - im "Komponistenviertel" - liegt unsere Pension "Luisenhof".
Gleich zu Beginn wird uns dieser komische Meldeschein in die Hand gedrückt.
Der "mitreisende (und diskriminierte) Gast" Sigrid schüttelt den Kopf, während "Hauptgast" Ralf geflissentlich schmunzelt.
Wer noch nie in Tangermünde war, sollte sich dies vielleicht mal auf die City-Trip-Agendaliste schreiben.
128. Tag - Freitag, 26.07.2024
Tangermünde -- Oebisfelde
80,5 km - 5,04 Std. - 114 Hm
"Im Osten nichts Neues"
An diesem Morgen bekommen wir im "Luisenhof" abgezählte Brötchen.
Und die Atmosphäre - Personal und Gäste - empfinden wir als steif. Zu sehr hatten wir uns an lockere / lustige Begegnungen unterwegs gewöhnt.
Aus Tangermünde kommen wir gut raus.
Aber dann: Was sollen solche Schwellen? Die Straße wird aber noch schlechter!
Wo ist 30 Jahre der Soli hingegangen? Sicherlich nicht in den "Aufbau Ost"-Straßenbau!
Wir kommen uns verarscht vor / machen das Beste draus / landen dann auch noch in einer Großbaustelle.
Auch hier kein Hinweis darauf. Die Straße hört hier einfach auf. Keinerlei Beschilderung.
Zwischen Baufahrzeugen suchen wir nach einem Ausweg.
Ein an uns vorbei fahrender Bauleiter blafft uns an / fährt weiter: "Wie kann man sich so in Gefahr bringen!"
Ein paar Kilometer weiter sind wir dann endlich wieder aus diesem "Nirvana" raus.
Kurz nach 11 Uhr haben wir dann doch bereits ein Drittel der Tageskilometer geschafft.
Und dann regnet´s auch noch.
Im "Regenwald" machen wir unsere Mittagspause mit Laugenstangen und Kokosmakronen.
30 km stehen kurz vor 14 Uhr noch an.
Unterwegs lernen wir die 10-jährigen Jungs Louis und Julius kennen, ebenfalls mit Rädern unterwegs.
Wir erzählen wir ihnen wo wir gestartet sind. "Das sind bestimmt 100 km," meint Louis.
Seine weiteste Reise endete in Spanien.
In Mieste treffen wir die beiden erneut - diesmal in einer Eisdiele.
Diese Jungs sind so nett, freuen sich über unsere Einladung zum Eis.
Julius fährt mit Helm, Louis nicht. Sigrid berichtet ihm von ihrem Unfall / zeigt ihm auf einem Foto ihren kaputten Helm vom Sturz.
Impressionen auf den "letzten Metern" dieses Tages.
Unser Quartier für eine Übernachtung "Pension Peters" finden wir schnell.
An diesem Abend erleben wir im Live-TV die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele aus Paris.
Deren Motto "Willkommen in der Neuzeit" wurde bei diesem Opening hervorragend in Szene gesetzt.
Nur noch wenige Kilometer trennen uns vom Westen.
Morgen früh heißt es also für uns: "Go West!"
129. Tag - Samstag, 27.07.2024
Oebisfelde -- Braunschweig
47,2 km - 2,59 Std. - 111 Hm
"Kultur ist das Gedächtnis des Volkes!
Heute verlassen wir den Osten Deutschlands.
"Blühende Landschaften" haben wir leider nicht so oft gesehen.
Was wir dennoch sahen / erlebten: wunderschöne Städtchen / vergessene Ortschaften / Menschen, deren Schicksal uns berührte.
Heute ist der erste Tag ohne Sonnenschutzcreme auf dieser Radreise.
Bereits am frühen Morgen ist "Hundewetter"
Während Ralf alle Formalitäten bei unseren Vermietern regelt, trägt sich Sigrid ins Gästebuch ein, unterzeichnet mit unserem Instagramaccount rasidoontour.
Einträge, wie von ihrem Vorgänger, machen solche Bücher besonders.
An der "Straße der Romantik" liegt das "Sumpfschloss" in Oebisfelde.
Hier machen wir den letzten Fotostopp im Osten der Republik.
Wenig später stehen wir an einem "historischen" Ort.
Ortsauswärts lotst uns Komoot auf einen Radweg.
Wir wundern uns über eine geschlossene Schranke, vertrauen dem Online-Routenplaner.
Ein Fehler: es ist ein Feldweg und nach dem Regen ein aufgeweichter.
Also kehren wir um / radeln durch bis Niedersachsen.
In einem ALDI in Wolfsburg decken wir uns mit Lebensmittel ein.
So schwer bepackt fallen wir natürlich auf.
Petra spricht uns an. Auch sie ist leidenschaftliche Radreisende.
Ihre nächste Tour startet in Kürze von Essen aus. "Wir wollen das Ruhrgebiet kennen lernen."
Sie hat unsere Kontaktdaten. Im Ruhrpott kennen wir uns aus.
Braunschweig - Stadt Heinrichs des Löwen - begrüßt uns mit grauem Himmel.
Im Hotel "Frühling" checken wir für zwei Übernachtungen ein.
Dieses Hotel - nah der Innenstadt - können wir nur empfehlen.
Zu Braunschweig hatten wir nie einen Bezug. Das wollen wir mit einem Spaziergang ändern.
Im "Dubrovnik" speisen wir an diesem Abend - auch dank Andrea und Andreas.
Alle Tische waren belegt / wir hatten nicht reserviert.
Bei A + A waren 2 Plätze frei. Wir durften uns dazusetzen.
Es wurde ein kurzweiliges Abendessen.
Vorteil: Essen und Unterhaltung perfekt.
Nachteil: hier wird bar bezahlt.
Unsere Vermieterin von Oebisfelde hatte unseren Gästebucheintrag gelesen / wünscht uns via Instagram eine gute Weiterreise.
"Stadt des Löwen" und Sternzeichen Löwe - das passt doch: Morgen gibts was zu feiern.
130. Tag - Sonntag, 28.07.2024
Braunschweig
0 km
"mit 66 Jahren, da fängt das Leben an ..."
Ihre vergangenen Geburtstage feierte Sigrid in besonderen Orten / an "special places".
Und nun sind wir in Braunschweig.
Beim gestrigen Abendspaziergang sah sie dieses Filmplakat.
Um 11.15 h beginnt die Vorstellung.
Für Sigrid hätte es an diesem Tag kein schöneres Geburtsgeschenk geben können.
Anmerkung: Es gibt wohl keinen, der nicht den bekanntesten Song dieser Gruppe "Born to be wild" kennt.
Es war der Soundtrack zum Kultfilm "easy rider" und die Hymne einer ganzen Generation.
Gründer dieser Band war der in Ostpreußen geborene Joachim Fritz Krauledat, besser bekannt als John Kay.
Mit Musik gehts an diesem Tag weiter!
Im "Magnieviertel" steuern wir das "Happy Rizzi House" an.
Den Geburtstagskaffee gibts in einem wunderschönen Altstadtcafé.
Man kann sich vieles wünschen.
Das Wetter aber macht sein eigenes Ding. Regen droht sich an.
Im "Frühling" beantwortet Sigrid ihre Geburtstagspost / telefoniert / resümiert diesen Tag.
Ergebnis: Braunschweig ist zwar nicht New York (hier waren wir am 28.7.2018) - an diesen Tag wird Sigrid sich gerne zurück erinnern.
131. Tag - Montag, 29.07.2024
Braunschweig -- Nordstemmen
60,5 km - 3,55 Std. - 133 Hm
"Die Welt gehört dem, der sie genießt"
Inzwischen haben wir uns wieder an Deutschland gewöhnt.
Wir genießen es, in unserer Sprache zu kommunizieren / zu frühstücken / Orte kennen zu lernen, die wir nie auf´m Schirm hatten und uns richtig gut gefallen.
So auch heute:
Erst verabschieden wir uns herzlich vom Personal des "Frühling".
Unterwegs hört Sigrid hinter sich ein fröhliches "Guten Morgen!"
Ihr Gedanke: "Das kann nur Evelyn sein."
Und sie ist's. Sie hatte uns via WhatsApp-Status verfolgt, konnte sich ausrechnen, dass wir "hier" vorbei kommen.
Mit einem Fernglas ausgestattet erspäht sie uns schon von weitem.
Evelyn und ihren Mann hatten wir im Urlaub 2022 kennen gelernt. Beide waren Zeuge eines Unfalls von Sigrid im Hotel.
Solche Erinnerungen verbinden.
Die Lady aus Niedersachsen begleitet uns noch ein Stück.
Die Mittagspause verbringen wir in Hildesheim.
Wir staunen über einen historischen Rathausplatz, deren Mittelpunkt für uns das "Knochenmacher Amtshaus" ist.
Die Zeit der Einladungen in der Heimat geht weiter - heute in Nordstemmen bei Kerstin und Holger.
Sigrid hatte Kerstin vor einigen Jahren bei einer Reha auf einer norddeutschen Insel kennen gelernt.
Wie immer - wenn man sich vertraut / sympathisch ist, tauscht man Kontaktdaten aus.
Es folgen unterhaltsame Stunden / immer wieder gibts "deutsche Küche vom Feinsten".
Kerstin träumt von ihrer nächsten Reise nach Nepal.
Ein nepalesisches Sprichwort besagt: "Wer zum ersten Mal nach Nepal reist, kommt wegen der Berge. Aber wegen den Menschen kommt man wieder."
Schön, wenn man solche Träume hat.
Ein langer Tag geht zu Ende.
Was wäre "unsere" Welt ohne "Evelyns, Kerstins und Holgers!
132. Tag - Dienstag, 30.07.2024
Nordstemmen -- Rinteln
66,3 km - 4,12 Std. - 180 Hm
"Tatort Rinteln"
Nach einem reichhaltigen Frühstück verabschieden wir uns von Kerstin und Holger.
Wir hoffen / freuen uns auf einen Gegenbesuch.
Wir steuern direkt auf die "Marienburg" zu.
Anmerkung: seit 2019 gehört diese Ordensburg zur Stiftung "Schloss Marienberg".
Leider ist diese Burg derzeit für Besucher - bis angeblich 2031 - geschlossen. Für die Serie "Maxton Hall" dient sie weiterhin als Drehort.
Heute gehts ein gutes Stück durch "smalltown" Weserbergland.
"Ein Bett im Kornfeld" finden wir für diese "Mr. Tom"-Pause.
In Hameln - Perle des Weserberglandes - verbringen wir diesen Mittag.
Zum ersten Mal nehmen wir war, wie nah wir der Heimat sind.
Diese Verpflegungsstationen kannte Ralf von einer früheren "Weser-Tour."
Das tun wir auf jeden Fall:
Und wir freuen uns auf den Besuch bei Tatjana und Ivo, unsere nächsten Gastgeber.
Wir radeln durch Rinteln.
Wie so oft: Tatjana und Ivo wohnen "on the top". Es geht steil bergauf.
In einer Kurve reiht sich Fahrzeug an Fahrzeug. Die Straße ist gesperrt.
Ralf fragt einen Feuerwehrmann nach dem Warum.
Als er hört, dass wir "seine" Nachbarn besuchen möchten, lässt er uns durch.
Was war passiert?
"Flüchtende Dealer werfen Drogen und Geld aus dem Auto - dann geht ihr Wagen in Flammen auf," berichtet die Presse am nächsten Morgen.
Bei dieser Verfolgungsjagd knallte das "Dealer"-Fahrzeug gehen einen Baum, der dabei entwurzelt wurde / in unmittelbarer Nachbarschaft zum Grundstück unserer Gastgeber steht.
Die Verbrecher verließen unverletzt das Fahrzeug / konnten zunächst flüchten.
Bis in den Abend gehen die Säuberungsarbeiten.
"Bei Euch ist ja was los," begrüßen wir Tatjana und Ivo.
Es folgen fröhliche Stunden.
Am Abend lernen wir Rinteln kennen / speisen im "Bodega".
Im Eiscafé "Venezia" gibts das "Betthupferl".
Dieses Foto wird uns an diesen Abend / an das stets gut gelaunte Paar erinnern.
133. Tag - Mittwoch, 31.07.2024
Rinteln -- Herford
47,2 km - 3,06 Std. - 183 Hm
"Mangelerscheinungen"
Sigrid hatte einen nächtlichen Krampf im rechten Bein.
Zum Frühstück gibts an diesem Morgen eine Magnesiumtablette.
Wir frühstücken mit Ivo.
Tatjana hat bereits um 7 Uhr ihren ersten Termin.
Bei der Verabschiedung - Tatjana ist natürlich dabei - fällt ihr auf, dass wir ohne Motoren unterwegs sind.
"Ihr seit verrückt," sagt sie lachend.
Beide gehören zur Verwandtschaft unseres Schwiegersohnes. Ein Wiedersehen ist somit garantiert.
Impressionen von unterwegs:
Im Café "Ellinghaus" in Bad Oyenhausen machen wir Mittagspause / sehen dieses Stellengesuch.
Danach merken wir, warum diese Gegend "WeserBERGland" heißt.
So steil wie´s raufgeht, gehts danach runter.
Zwischen unseren Einladungen in Rinteln und Westkirchen entschieden wir uns für Herford als Übernachtungsort.
Von unserem Hotel "Münchner Hof" ist's nicht weit in die City dieser Kleinstadt.
34. Tag - Donnerstag, 01.08.2024
Herford -- Westkirchen
60,4 km - 3.32 Std. - 108 Hm
"Alles klar Herr Kommissar"
Fast noch besser als das Frühstück an diesem Morgen war diese Wettermeldung.
Via Facebook gratulieren wir Danuta aus Polen zu ihrem Geburtstag.
Bei unserem Besuch in Rietschütz hatten Sigrid und sie festgestellt, dass beide nur 3 Tage voneinander älter werden.
Gleich der erste Radweg verhindert uns die Durchfahrt. Grund sind Brückenarbeiten.
Es geht entlang der Hauptstraße bis Bielefeld, einer Stadt mit vielen deutschen Traditionsunternehmen wie z.B. Hipp / Dr. Oetker / Schüco.
Eine albanische Flagge weht uns an diesem Morgen in einem Bielefelder Stadtteil fröhlich entgegen.
Der Eigentümer der Immobilie bemerkt uns / wir kommen ins Gespräch, erzählen im von unserem Albanien-Besuch.
U.a. hat uns "sein" Land im vergangenen Jahr richtig gut gefallen.
Anmerkung: Unter der Rubrik "andere Reisen / Juli - Sep. 2023 - Balkan" auf unserer rasido-Homepage zu finden.
Sicher gehts auf dem Emsradweg weiter.
Um 14.13 h stehen wir vorm Eingangsschild des vorletzten Zielorts dieser Tour.
Sabine und Klaus - ehemalige Dortmunder - kennen wir seit vielen Jahren.
Ralf und Klaus waren viele Jahre gemeinsam für die Sicherheit "unserer" Stadt zuständig.
Am 27. Juli hatte Klaus auf einen WhatsApp-Status von Ralf aus Braunschweig wie folgt geantwortet: "Ihr nähert Euch Westkirchen!"
Nach einem Telefonat zwischen diesen beiden Kriminalbeamten war klar, wo wir zum letzten Mal auf dieser Reise nächtigen.
Sabine und Klaus hatten uns vom ersten Tag an kontinuierlich digital begleitet / waren sehr interessiert an unseren Abenteuern.
Während es bis in die späten Abendstunden dauerregnete, sitzen hier 4 Freunde zusammen, die gerne reisen / das Leben genießen / sich viel zu erzählen haben.
135. Tag - Freitag, 02.08.2024
Westkirchen -- Dortmund
74,6 km - 4.48 Std. - 209 Hm
"Das Leben ist eine Reise, die heimwärts führt."
"Nach der Reise ist vor der Reise," denkt sich Sigrid beim Anblick dieser "kanadischen" Schürze.
Wir verabschieden uns von Sabine.
Auch an Tag 135 sind wir gut drauf / fit.
Klaus begleitet uns ein Stück dorfauswärts.
"The final countdown" beginnt.
An einer "Westfalen-Tankstelle" tanken wir zum letzten Mal Luft bei.
Im "Allee-Center" in Hamm stärken wir uns unterwegs.
Die "Metropole Ruhr" oder wie wir sagen "der Ruhrpott" hat uns wieder.
Entlang des Datteln-Hamm-Kanals gehts die letzten Kilometer Richtung Dortmund.
"Da wird einfach ein Container aufgestellt," fluchen wir über das vorerst abrupte Ende auf dieser "Edelpiste".
Ralf, ein Radler aus Lünen, hilft uns beim kraftraubenden Schiebeprozess.
Er begleitet uns noch ein Stück / bringt uns zurück auf die "richtige Bahn".
Welche Gedanken gehen uns hier durch den Kopf, als wir vor diesem Schild stehen!
Nach 4577,81 km durch 9 Länger erreichen wir an diesem Tag um 16.33 h unser Zuhause im Dortmunder Kreuzviertel
Bereits 20 Minuten später läuft die "Miele".
Auf "allen" Kanälen verbreiten wir die gute Nachricht: "Wir sind angekommen!"
Der Kühlschrank ist leer / der Poststapel hoch.
Wie / ob wir ankommen, was wir vermissen oder genießen ....
ein kurzes Fazit folgt!
Fazit:
"Wer sich bewegt, der bewegt was!"
In 135 Tagen durch 9 Länder:
Kilometer: 4.577,81
Höhenmeter: 16.920
Nettozeit im Sattel: 293 Stunden und 49 Minuten
Durchschnittsgeschwindigkeit: 15,6
Zu Fuß gelaufen: 908 km
in verschiedenen Betten geschlafen: 90
Nacht im Zelt: 1
Warmshowers: 4
Übernachtung bei Freunden: 3
beste Infrastruktur: Türkei
beste Verpflegung: Polen
welches Land überraschte uns am meisten: Rumänien
was hat uns nicht gefallen: bis auf wenige Ausnahmen Nordgriechenland und Serbien
restlos überteuerte Eintrittsgelder in der Türkei
persönliche Hotspots von Sigrid: Oradea und Timisoara/Rumänien, Krakau/Polen,
persönliche Hotspots von Ralf: Skopje/Nordmazedonien,
Rzeczyca(Rietschütz)/Polen
was vermisst Sigrid: das tägliche Abenteuer
was vermisst Ralf: auch das tägliche unbekannte Abenteuer
Gibts schon Ziele für die Zukunft: noch nichts Konkretes
wie ist es wieder zuhause zu sein: Ralf war schneller "zuhause" als Sigrid - er war aber auch schon öfters weg.