Mai 2012 / Kroatien - BIH - Montenegro - Albanien


Eine Radreise im April / Mai 2012 durch die Länder

Kroatien / Bosnien – Herzegowina / Montenegro / Albanien


Teilnehmer : Ralf & Jochen


Wie nun mittlerweile seit einigen Jahren, wollte ich im Frühjahr 2012 wieder eine Radreise durchführen. Nach reiflicher Überlegung hatte ich mich für 2 verschiedene Routen entschieden. Zur Auswahl standen diesmal die Türkei von Antalya in Richtung Norden nach Istanbul oder von Dubrovnik über Albanien, Montenegro, Mazedonien bis nach Thessaloniki in Griechenland. Die An- und Abreise sollte diesmal mit dem Flugzeug erfolgen. Beide Routen lagen schon ausgearbeitet vor. Wir mussten nur noch abstimmen, welche wir fahren.

Doch es sollte alles ganz anders kommen. Meine beiden sonstigen Mitfahrer, Dieter und Burkhard mussten aus privaten Gründen absagen. Jetzt war guter Rat teuer. Was mache ich nun? Alleine wollte ich nicht fahren.

Da fiel mir ein guter alter Werbespruch ein: 3, 2, 1 meins (oder meiner ).

Also einmal im Internet inserieren. Natürlich nicht im Partnerschaftsmagazin, es gibt ja auch Radfahrforen. Gesagt – getan und schon war Mitte Januar eine Suchanzeige geschaltet. Ich suchte so für ca. 14 Tage einen Mitradler für die Türkei oder Kroatien. Jetzt ging das Warten los! Zunächst tat sich nichts. Doch dann blinkte ein kleines Briefchen.

Jochen aus Stuttgart hatte sich gemeldet! Eine Telefonnummer war auch dabei. Er suchte ebenfalls für den Frühling einen Mitradler für Südeuropa. Er war die beiden letzten Jahre in Norwegen mit dem Rad unterwegs. Das Problem bei ihm war, dass er bis Mitte Mai wieder zu Hause sein musste, also mussten wir bereits im April starten. Puh, noch sehr früh im Jahr und dann in die Berge. Das kann noch kalt werden. Das hatte ich ja gerade erst bei der letzten Tour festgestellt, was soll es, RISIKO !!! Es gibt ja auch noch Alternativrouten.

In mehreren Telefongesprächen merkten wir sehr schnell, dass sich unsere Interessen deckten. Jochen wollte gerne meine Tour von 2011 fahren, diese hatte er im Internet gesehen. Da wir sie ja 2011 nicht wie vorgeplant fahren konnten, stimmte ich zu, zumal mich die Fahrt über das Durmitor -Gebirge mit der Passhöhe Dobri De in 1907 M.ü.d.M. reizte, die ich einmal mit dem Fahrrad befahren wollte. Bei der Tour 2011 klappte es ja wegen des Schneeeinbruchs nicht.

Mit meiner Frau hatte ich im Herbsturlaub 2011 eine kleine Rundreise durch Bosnien –Herzegowina und Montenegro gemacht. Hier hatten wir auch den Durmitor - Nationalpark mit dem Auto besucht und ich konnte mir die Gegend und die Passhöhe schon einmal ansehen. Ich wusste also, was da auf uns zukam. Jochen war von den Bildern der Gegend ebenfalls begeistert und wollte, obwohl ich ihm berichtete, auf was er sich da einlässt, das ganze mit angehen.

Mitte Februar kam es zu einem Treffen mit Jochen, um sich einmal persönlich kennen zu lernen. Die Chemie zwischen uns stimmte und wir beschlossen, am 22.04.12 mit dem PKW nach Kroatien zu fahren und in Omis / Nemira zu starten.

Sorgenvoll verfolgten wir die Wettermeldungen von Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro. Hier war auf Grund der starken Schneefälle der Notstand in Sarajevo und Montenegro ausgerufen worden. Im Internet konnte man die dortigen Berichte über YouTube verfolgen. Wir hatten so unsere Zweifel, ob der ganze Schnee bis Mitte April wieder weggeschmolzen ist und was dann mit dem Schmelzwasser passiert. Hochwasser ? Haben die Hütten in Trsa zwecks Übernachtung schon auf? Liegt im Durmitor Ende April noch so viel Schnee, dass wir dort wieder nicht rüber kommen? Jetzt hieß es abwarten, Tee trinken und auf besseres Wetter hoffen.



1. Tag - Sonntag, 22.04.2012
Anreise von Dortmund über Stuttgart nach Omis / Nemira
Ca. 1.600 Km mit dem Auto


Wir hatten uns für eine Anreise am Sonntag entschieden, da wir dem LKW – Verkehr ausweichen wollten. Mir war klar, dass die Nachtruhe nicht allzu lang werden würde, da am Abend ab 18:30 Uhr noch Borussia Dortmund gegen Mönchengladbach um die Deutsche Meisterschaft spielte. Meine Dauerkarte hatte ich im Vorfeld bereits innerhalb der Familie weitergegeben. So kam es dann auch, Dortmund wurde vorzeitig Meister und die Zeit vor dem Fernseher zog sich dann doch noch etwas hin, aber doch nicht so lange, als wenn ich selber im Stadion gewesen wäre. Für mich gestaltete sich dann der erste Teil der Anreise doch anders als bei den früheren Touren. Ich musste zunächst nach Stuttgart, Jochen abholen, d.h. die ca. ersten 4 Stunden alleine fahren. Da wir von Jochen aus dann immer noch ca. 1200 km bis Omis vor uns hatten, wollte ich so gegen 05:00 Uhr bei ihm sein, um dann noch im Tageslicht in Omis anzukommen. Der Wecker klingelte um 00:30 Uhr. Noch die letzten Sachen zusammen gepackt und schon ging es los. Ich hatte, wenn auch kurz, gut geschlafen. Es war wenig Verkehr und so kam ich super bis zu Jochen durch. Noch einmal auftanken und um 05.10 Uhr hielt ich bei Jochen vor dem Haus. Er wartete bereits mit seiner Frau auf mich. Schnell seine beiden Radfahrtaschen eingepackt und sein Rad auf dem Heckträger verstaut. Eine kurze Verabschiedung und dann konnte es wirklich losgehen. Da wir uns im Vorfeld ja nur einmal persönlich gesehen hatten, gab es unterwegs einiges zu erzählen. Wir wechseln uns mit dem Fahren ab, der Andere schläft dann immer mal wieder im Sitz. Wir fahren größtenteils durch, nur kurze Pausen unterbrechen unsere Fahrt. Auf der Tauernautobahn kommt es uns so vor, als wenn wir in den Winterurlaub fahren. Schneetreiben, das immer dichter wird. Die Temperatur geht gegen 0 Grad.
An lange Pausen im freien ist eh nicht zu denken, also Gas geben und weiter geht’s. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir die Grenze nach Kroatien. Wir nehmen den Grenzübergang auf der Nebenstrecke hinter Karlovac, da wir die Nebenstrecke über Novo Mesto gefahren sind. Wir sind das einzige Fahrzeug. Jetzt nur noch so ca. 400 km, die problemlos verlaufen. Eine letzte Pause vor der Ankunft legen wir in Skradin ein.

Gegen 18:20 Uhr sind wir am Ziel, es ist ziemlich windig und kühl. Unser Vermieter Ivo Baucic wartet bereits auf uns. Zum Essen geht’s jetzt nicht mehr, es gibt die letzten Sachen von der Fahrt. Nach dem Auspacken geht es zu Fuß noch nach Omis durch den Ort. Jochen wollte einmal nachschauen, wo er eigentlich gelandet ist. Gegen 22:00 Uhr fallen wir dann doch beide ziemlich müde ins Bett. Die Zimmer sind vom langen Winter noch ziemlich ausgekühlt., also wird die Bettdecke etwas höher gezogen.


2. Tag - Montag, 23.04.2012
Omis / Nemira – Ploce / Bacina
85,5 km - 15,5 km / h - 849 Höhenmeter
5,32 Std.– 238 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Nach einem ausgiebigen Frühstück auf dem Balkon geht es nach dem obligatorischen Abfahrtsfoto los.

In Stanici fällt mir ein, dass ich meine Luftpumpe in Nemira im Auto vergessen habe. Ich vertraue auf die neuen Mäntel auf der Felge und Gott, dass es diesmal keine Panne gibt. Den Weg zurück schenke ich mir, Jochen hat eine Luftpumpe am Rad. In Markarska ist unsere erste größere Pause. Wir setzen uns auf eine Bank im Hafen und dann gibt es erst einmal einen leckeren kleinen Snack. Für Jochen die ersten neuen Eindrücke im Süden, er war die beiden letzten Jahre im regnerischen Norwegen mit dem Rad unterwegs ! Es ist zwar noch bewölkt, aber es ist trocken und ab und zu kommt sogar mal die Sonne durch. Für den ersten Tag eigentlich gar nicht so schlechtes Wetter, um sich an das neue Klima zu gewöhnen. Wenn nur der extreme Wind nicht wäre, wie üblich von vorne. Die Fahrt geht im Laufe des Tages wegen des Windes dann doch ganz schön in die Beine, zumal mir in diesem Jahr ca. 1000 Trainingskilometer gegenüber dem letzten Jahr fehlen. Jochen ist fitter. Gegen 16.50 Uhr erreichen wir unseren heutigen Zielort Bacina. Unterwegs war die Fahrt immer wieder von Fotostopps unterbrochen, Jochen fotografiert einiges. Wir steigen in unserem kleinen Quartier vom letzten Jahr ab. Klein, aber für 2 Personen ausreichend, zumal wir dort immer wieder herzlich begrüßt werden. Nur mit dem duschen müssen wir uns etwas gedulden, der Boiler muss erst aufheizen. Gegen Abend hat es sich stark abgekühlt und es ist auch wieder wolkiger geworden. Wir sind von dem langen Tag hungrig. Da ich ja bereits drei Mal dort übernachtet habe, weiß ich natürlich, wo es ein gutes Restaurant gibt. Also zu Fuß wieder 2 Kilometer die Straße zurück und sich dann aufs Essen freuen. Gesagt, getan ! Wir waren noch nicht ganz im Restaurant, da brach ein Unwetter los, so etwas habe ich noch nicht erlebt. Es regnet und blitzt als würde die Welt untergehen. Aber wir haben ja jetzt Zeit, wir wollten ja erst einmal essen. Bei der Bestellung teilt uns dann der Ober mit, dass es mit dem Essen nichts wird, der Koch hätte sich vorhin krank gemeldet. Das darf doch nicht war sein, wir haben Hunger! Durch Zufall entdecke ich in der Kühltheke Burek. O.K. nehmen wir ! Besser als nichts ! Auf Nachfrage können wir den in der Mikrowelle aufgewärmt bekommen. Der Burek war noch nicht einmal in der Mikrowelle, da schlug auch schon der Blitz ein und der Strom war weg. Wir sitzen anschließend bei kaltem Burek und Kerzenschein beim Abendessen. - CANDLELIGHT - DINNER - Das hatten wir uns am ersten Abend auf der Fahrt allerdings etwas anders vorgestellt. Zum Glück kommt dann der Strom doch recht schnell wieder und den restlichen Burek gibt es dann doch noch warm. Wir verbringen so ca. 2 Stunden im Restaurant. Nicht weil es dort so schön und das essen so überragend war, nein, das Unwetter tobt noch immer und hat um keinen Deut nachgelassen. Das zweite Bier haben wir auch schon auf, ein drittes wollen wir nicht mehr. Wie kommen wir die 2 Kilometer bloß wieder zurück ? Wenn wir auch nur einen Fuß vor die Tür setzen, sind wir nass bis auf die Haut. Da macht uns der Kellner einen Vorschlag. Er bietet uns an, dass er seinen Chef anruft, der uns dann mit dem Auto zurück bringt. Das klappte dann auch prima, vielen Dank dafür noch einmal. Nur die aufgehängte Wäsche müssen wir noch einmal auswringen, die war jetzt nasser als zuvor. Danach geht es um 20:30 Uhr ins Bett, machen können wir in unserem kleinen Quartier heute Abend ja nicht eh nichts mehr. Den Abend hatten wir uns schon ein klein wenig anders vorgestellt. Es ist aber nicht so schlimm, da wir nach dem langen ersten Tag und der Fahrt am Tag zuvor mit dem Auto doch ziemlich müde sind. Wir müssen uns erst einmal wieder an die tägliche Belastung gewöhnen. Hoffentlich ist morgen das Wetter wieder besser !



3. Tag - Dienstag, 24.04.2012
Ploce / Bacina - Mostar
67,3 km - 19,3 m / h - 168 Höhenmeter
3,29 Std.– 71 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Wir werden gegen 07:00 Uhr wach und lauschen. Kein Regen ist zu hören. Wow, sollten wir nach dem gestrigen Unwetter heute Glück haben ? Wir riskieren einen Blick nach draußen. Trocken und teilweise kommt die Sonne durch. Es ist nur ziemlich windig. Neben unserem Quartier gibt es einen kleinen Supermarkt. Frische Milch und Brot gekauft, Käse und Wurst haben wir noch. Herrlich draußen zu frühstücken. Es ziehen zwar immer noch einige dunkle Wolken vorbei, aber eigentlich verspricht das Wetter zu halten. Gegen 08:50 Uhr geht es frisch gestärkt los. Bis Metkovic haben wir reichlich Gegenwind. Nach dem gestrigen Unwetter sind wir aber schon froh, das es wenigstens trocken ist.
Nachdem wir dann die Grenze nach Bosnien – Herzegowina passiert haben geschieht etwas völlig unerwartetes. RÜCKENWIND, damit hatten wir gar nicht mehr gerechnet, aber wir radeln ja jetzt auch in nördliche Richtung und der Wind kommt aus Südost. Eine längere Pause legen wir in Pocitelj ein. Bislang bin ich auch immer nur daran vorbei geradelt. Die Räder lassen wir während der Besichtigung an einem Verkaufsstand stehen. Man versichert uns, dass man aufpasst. Also machen wir uns auf zu einer ausführlichen Besichtigung.
Nach einigen Fotos und dann geht es weiter Richtung Mostar. Hier hatte ich wie letztes Jahr das Zimmer in der Villa Mostar vorgebucht. Wir wurden wieder sehr herzlich aufgenommen und ich kann dieses Quartier nur weiter empfehlen, da es auch noch recht zentral liegt. Jochen war ganz gespannt auf Mostar, zumal sich ja jetzt auch die Kultur ändert. Wir befinden uns jetzt u.a. auch in muslimischer Gegend. Auf geht es zu einem ausgiebigen Altstadtbummel. Am alten Marktplatz gibt es erst einmal einen bosnischen Kaffee. Es sind noch relativ wenig Touristen hier, was wir als sehr schön erachten. Die Neretva führt extrem viel Hochwasser. Nach dem Abendessen geht es gegen 21:30 Uhr zurück zum Quartier. Wir sind fast alleine im alten Teil, fast niemand ist mehr auf der Straße. So leer habe ich Mostar noch nicht erlebt, das sind ganz neue Eindrücke. Zum Abschluss des Abends schauen wir dann noch Champions – League, Barcelona – Chelsea. Chelsea spielt 2:2 und ist im Finale. Eine echte Überraschung. Es ist spät geworden, Bettruhe gegen 23.20 Uhr. Morgen geht es weiter. Der Wecker ist auf 07:30 Uhr gestellt.

4. Tag - Mittwoch, 25.04.2012
Mostar - Konjic
69,0 km - 19,2 km / h - 395 Höhenmeter
3,35 Std.– 319 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Ich werde um 06:00 Uhr wach. Gewitter und es regnet stark. Bis der Wecker klingelt ist ja noch Zeit. Also wieder die Decke über den Kopf gezogen, dann hört man nichts, vielleicht wird es dann ja besser. Um 07:30 Uhr werde ich durch den Wecker aus den Träumen gerissen. Ich lausche, aber der unvermeidliche Regen ist immer noch zu hören. So ein Mist. Jochen ist auch wach und wir riskieren einen Blick nach draußen. Es gießt in Strömen. Wir stehen trotzdem auf und gehen erst einmal frühstücken. Zwischendurch hört es kurz auf und es kommt sogar einmal kurz die Sonne raus. Hoffnung auf besseres Wetter haben wir jetzt. Aber wie so oft, zu früh gefreut. Als wir zusammen packen, fängt es wieder stärker an zu regnen. Wir können aber im Zimmer bleiben. Da wir hier Internetanschluss haben, schreibe ich einmal einen kurzen Zwischenbericht ins Kroatien – Forum und informiere mich über den Wetterbericht. Im Laufe des Vormittags soll der Regen nachlassen. Mit sorgenvollen Blicken schauen wir immer wieder in den Himmel. Gegen 11:00 Uhr tröpfelt es nur noch. Wir entschließen uns dann zumindest mit Regenjacke loszufahren.

Der Regen nimmt kurzfristig noch einmal zu, dann hört er aber doch auf und es wird etwas heller. Sogar die Sonne lässt sich mal blicken. Unterwegs werden wir einige male durch entgegenkommende LKW, die durch Wasserpfützen fahren, nassgespritzt. Pfui Teufel, es gibt schöneres! Dann wird das Wetter besser, die Sonne kommt immer mehr durch.
Konjic erreichen wir gegen 15:40 Uhr. Wir nehmen wieder das Hotel Konak, damit hatten wir letztes Jahr gute Erfahrungen gemacht. Es ist teurer geworden. Man erklärt uns, dass Touristen mehr als Einheimische bezahlen, daraus ergibt sich die Preissteigerung. Da hatten wir letztes Jahr wohl mehr Glück !
Nach einem guten bosnischen Kaffee, der jetzt in einem überdachten Wintergarten eingenommen wird, letztes Jahr war hier noch eine offene Terrasse, geht es in den Ort. Für Jochen ist das alles neu hier, ich kann ihm aber auf Grund meiner Radreise im letzten Jahr einiges zeigen. Da die Sonne jetzt richtig rausgekommen ist, setzten wir uns noch für 1,5 Stunden bei einem weiteren Kaffee in ein Straßencafé und genießen einfach nur die Wärme der Sonne, zumal es die ersten warmen Stunden sind.
Zum Abendessen gibt es im Hotel Konak Muskalica. Jochen hat mit der Zuordnung der Balkanspeisen noch seine Schwierigkeiten. Wein und Wasser gibt es dazu. Gegen 21:00 Uhr schauen wir auf dem Zimmer das 2. Halbfinale in der Champions –League. Real gegen Bayern. Auf einmal springt die Klimaanlage an, aber sie bläst keine kalte Luft sondern extrem warme. Einen Ausschalter finden wir nicht. So können wir auf keinen Fall schlafen, zumal sie auch sehr laut ist. Also geht es zur Rezeption. Hier teilt man uns mit, dass sie auf Grund der kalten letzten Tage automatisch anspringt und nur von der Rezeption geregelt werden kann. Wir lassen sie ausschalten und haben somit wieder Ruhe für die Nacht. Es wird noch ein langer Abend. Bayern siegt erst im Elfmeterschießen und ist ebenfalls im Finale.


5. Tag - Donnerstag, 26.04.2012
Konjic -Sarajevo
62,0 km - 16,9 km / h - 695 Höhenmeter
3,39 Std. – 893 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Nach einem großen Omelett brechen wir gegen 09:00 Uhr in Richtung Sarajevo auf. Vor dem Hotel ist eine Baustelle, die Kanalisation sowie die alten Häuser werden renoviert. Es ist noch empfindlich kühl, wir haben gerade einmal 12 Grad. Dafür kommen wir dann aber schnell ins Schwitzen, da es nach dem Ortsausgangsschild stetig bergauf geht. Die ersten 7 Kilometer steigt die Straße nur mäßig an, die nächsten 10 Kilometer zieht sie sich dann doch ganz schön in die Höhe.
Nach exakt 2 Stunden haben wir die Passhöhe mit dem Tunnel erreicht. Aus den gefährlichen Tunneldurchfahrten vom letzten Jahr habe ich meine Lehren gezogen. Ich habe jetzt eine helle LED-Taschenlampe dabei. Diese kann ich auf extremstes Flackerlicht stellen, das uns seitwärts nach hinten absichert. Die Autos halten jetzt schön Abstand bzw. bleiben hinter uns. Trotzdem ist es in den Tunneln immer noch ein mulmiges Gefühl. Gerne fahre ich die nicht. Das Navi, immer noch programmiert mit der Route vom letzten Jahr führt uns dann in den Altstadtbereich von Sarajevo. Da wir jetzt aber ein Hotel ( Motel Seher ) im Altstadtbereich haben, schieben wir die Räder durch die Altstadt bis zum Hotel. Jochen bekommt somit sofort einen Eindruck vom alten Sarajevo, zumal er bei er Durchfahrt im modernen Teil schon ziemlich über die noch vorhandenen Kriegsschäden entsetzt war.
Zwischenzeitlich ist es auch angenehm warm geworden. Unsere frisch gewaschene Wäsche trocknet auf dem Vordach des Hotels in der Sonne. Zu Fuß erkunden wir dann den Altstadtteil, wobei die Kamera von Jochen unaufhörlich klickt. Gegen 21.30 Uhr sind wir nach einem letzten Bier in der Fußgängerzone wieder im Hotel. Morgen geht es in die Berge. Jetzt beginnen die Anstiege, was bisher war, betrachteten wir als Einradeln.

6. Tag - Freitag, 27.04.2012
Sarajevo - Foca
83,3 km - 17,3 km / h - 708 Höhenmeter
4,49 Std. – 1168 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Nach einem guten und reichhaltigen Frühstück bezahlen wir unser Zimmer und brechen recht zügig auf. Es ist super Wetter und heute scheint es auch ganz schön warm zu werden. Wir wollen so schnell wie möglich aus Sarajevo raus. Hier ist der Verkehr extrem und die Straßenverhältnisse teilweise katastrophal. Wir schlucken einiges an Abgasen. Neben den Straßenbahnschienen, wo wir aufpassen müssen, dass wir nicht mit den Rädern in die Spur geraten, haben wir noch mit teilweise tiefen Schlaglöchern zu kämpfen. Der Winter war hart, die Schäden an den Straßen sind noch überdeutlich vorhanden. Vielleicht sind sie auch noch vom Winter davor oder noch älter. Bei der Tiefe der Löcher deutet vieles auf Altschäden hin. Wir schaffen es dann aber doch, Sarajevo ohne Sturz zu verlassen. Jetzt geht es Richtung Tornovo.

Der Verkehr lässt spürbar nach. Die Gegend wird schöner, die Straße steigt jetzt aber ständig an. Wir sind jetzt so ca. 2 Stunden unterwegs, da gehen einem in der schönen Gegend so mache Gedanken durch den Kopf, u.a. auch DER ! Wir haben die Rechnung im Hotel bezahlt, aber unsere Personalausweise vergessen! Shit, die haben wir im Hotel nicht ausgehändigt bekommen und wir haben auch nicht daran gedacht. Jetzt ist guter Rat teuer. Was machen wir? Zurückfahren würde uns einen ganzen Tag kosten und auf die Straßenverhältnisse und den Verkehr in Sarajevo haben wir auch keine Lust mehr. Also rufen wir im Hotel an und vereinbaren, dass man uns die Ausweise nach Deutschland schickt. Zum Glück haben wir noch unsere Pässe dabei, sonst hätten wir zurück gemusst. Also geht es ohne Ausweise weiter. Hoffentlich klappt das alles problemlos mit den Ausweisen. Wir lassen uns überraschen. Zumindest haben wir die nächsten Kilometer neuen Gesprächsstoff. Es geht weiter nach oben, schwitzen, die Sonne brennt gnadenlos vom Himmel. Aber lieber so, als Regen ! Mittagspause machen wir auf der Passhöhe von 1168 Metern am Denkmal für die Kriegsgefallenen.
Danach erfolgt dann die lange Abfahrt, wobei auf der Nordseite des Canyon immer wieder einzelne Schneefelder noch vorhanden sind. Na hoffentlich klappt das mit der Passüberquerung im Durmitor, wenn hier bereits noch Restschnee liegt.
Foca lassen wir nach dem Katastrophenhotel vom letzten Jahr und Ort ohne Restaurant aus. Wir schlagen dann den Weg über die Brücke in Richtung Montenegro ein. Ich hatte im Herbst 2011 gesehen, dass unterwegs noch Übernachtungshütten stehen. Mal sehen, ob die auf sind und wir eine ergattern können. Dass die von der Brücke aus aber noch ca. 5 Kilometer in Richtung Montenegro entfernt sind, war mir im Auto damals nicht aufgefallen. Wir haben Glück. Ein kleines Restaurant am Straßenrand und sie vermieten auch Hütten. Sie stehen idyllisch auf einer grünen Wiese. Allerdings sind die Duschen außen, was aber für uns kein Problem ist, da es richtig schön warm ist. Nach den Aufregungen mit den Ausweisen lassen wir jetzt erst einmal die Seele in der Sonne baumeln.
Die Ruhe tut richtig gut und so vergessen wir, den Boiler für die Dusche anzustellen. Es wird nun kalt geduscht. Man teilt uns dann allerdings mit, dass wir am nächsten Tag kein Frühstück bekommen können, da man zu einer Familienfeier aufbricht und schon recht früh los muss. Nachdem wir debattieren, wer von uns dann zurück nach Foca zum Einkaufen fährt ( Jochen wollte freiwillig fahren ), teilen uns die Vermieter mit, dass wir nicht mehr mit den Rädern nach Foca müssen. Wir sollen einen Einkaufszettel machen, man würde die Sachen für uns holen. Mit so etwas hatten wir nicht gerechnet. Beim Abendessen bekamen wir dann auch unsere Einkäufe überreicht. Danke, das war super nett. Den Abend lassen wir vor der Hütte mit einem phantastischen Sternenhimmel ausklingen.



7. Tag - Samstag, 28.04.2012
Foca - Trsa
56,8 km – 12,9 km / h - 1228 Höhenmeter
4,24 Std. – 1446 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Wir werden um 07.20 Uhr wach. Es ist noch recht kühl und vom Tau feucht. Nach einer kleinen Katzenwäsche im freien gibt es Frühstück im Gastronomieaußenbereich. Wir sind die Einzigen. Unser kleiner Gaskocher wird aufgebaut und es gibt Cappuccino. Draußen schmeckt es immer am besten. Wir lassen uns Zeit, da heute einer der härtesten Tage mit dem Aufstieg nach Trsa ins Durmitorgebirge vor uns liegt.
Um 08:50 Uhr geht es bei jetzt doch schon wärmeren Temperaturen los. Unterwegs müssen wir auf freilaufende Kühe aufpassen, die gucken zum Glück nur dumm aus der Wäsche.
Die Grenze zur Ausreise von Bosnien – Herzegowina erreichen wir recht schnell. Hier steht ein Reisebus und mit dem gibt es wohl bei der Kontrolle Probleme. Da am Grenzübergang aber mehrere Grenzbeamte stehen, erlauben wir uns, die Räder am Bus vorbei bis nach vorne zu schieben. Sofort werden wir in einem ziemlich herrischen Ton angefahren, dass wir uns hinter den Bus einzuordnen haben. Also wieder zurück und hinter den Bus, beschweren wäre ja eh sinnlos. Wir beobachten dann, wie fünf ziemlich gelangweilte Grenzbeamte in der Gegend rumstehen und dumm aus der Wäsche gucken, während einer die Pässe der Busreisenden kontrolliert. Nichts geht mehr, das ganze dauert so ca. 30 Minuten. Dann wurde der Bus rausgewunken und muss abgestellt werden. Jetzt geht es auch für uns weiter. Ziemlich unfreundlich schaute man kaum in unsere Pässe und wir dürfen passieren. Das hätte auch einer vorher machen können, zumal wir als Radfahrer ja nicht die schnellsten in der Gegend sind. Nachdem wir mit den Rädern über die alte Holzbrücke gefahren sind, erleben wir am Grenzübergang von Montenegro das genaue Gegenteil. Super freundliche Grenzbeamte und man wünschte uns noch eine schöne Fahrt.
Wir kämpfen uns dann bei herrlichem Wetter in die Berge bis zum Stausee hoch. Unterwegs machen wir immer wieder halt, da sich herrliche Fotomotive auftun. Man sieht vom Rad aus einfach viel mehr und kann problemlos überall halten.
Jetzt erfolgt die Fahrt am Stausee entlang. Aus der Erfahrung des letzten Jahres wusste ich, dass sich hier mehrere lange sehr dunkle Tunnel auftun. Deshalb hatte ich die extrem helle LED – Taschenlampe mitgenommen, die zusammen mit dem neuen 60 Lux Scheinwerfer am Rad uns genügend Licht für die Durchfahrt spenden sollte. Ich weis nicht, wie stark beide Lampen zusammen waren, trotzdem reichte es nur so eben, damit wir in den Tunneln etwas sehen können. Letztes Jahr sind wir teilweise orientierungslos in den Tunneln unterwegs gewesen, jetzt hatten wir zumindest einigermaßen Licht, obwohl der Tunnel das Licht wie nichts verschluckte. An der Abzweigung nach Trsa machen wir erst einmal eine ausgiebige Pause. Stärken vor dem Aufstieg, es gibt sogar noch Cola.
Dann geht es bei blauem Himmel und bestimmt 26 Grad im Schatten in den Berg. Jochen hat auf Grund seines Rennlenkers und einer noch größeren Untersetzung den Vorteil, dass er im Wiegeschritt den Berg hoch fahren kann. Ich fahre aus der Sitzposition und muss zwischendurch aus dem Sattel und ein Stück schieben. Was soll es, wir haben ja Zeit. Unterwegs hatten wir immer wieder Frischwasser an Brunnen nachgefüllt, so haben wir jetzt zumindest keine Probleme mit dem Trinkwasser. Wir werden auf dem Weg nach oben von zurückkommenden Autofahrern angesprochen, die uns mitteilen, dass der Pass noch auf Grund von extrem viel Schnee gesperrt ist und man nicht rüber nach Zabaljak kommt. So ein Mist, also klappt die Fahrt über den Pass wohl wieder nicht! Egal, wir fahren hoch und schauen mal, wie weit wir kommen. Unterwegs holen wir immer wieder die Kamera raus, es gibt herrliche Fotomotive. Der ersten Blumen erblühen am Straßenrand, der Schnee wird höher.
Nach nicht ganz 2 Stunden sind wir oben auf dem Plateau. Wir nehmen die etwas moderneren Hütten. Wir hätten auch nicht einen Tag früher kommen dürfen, man räumte gerade ein und hatte gerade erst geöffnet. Die Gläser werden noch gespült, die Hütten sind aber schon eingerichtet. Wir sind die ersten Gäste dieses Jahr. Es wird noch improvisiert. Die Dusche läuft noch nicht, man macht uns Wasser zum Duschen warm, das gibt es dann zusammen mit einem kleinem Eimer zum Duschen. So geht es auch, zumal es hier heute bis 18.00 Uhr noch herrlich warm ist. Auf dem Hochplateau ein Meer von Blumen.
Zum Abendessen geht es dann aber doch in die Konoba. Der Speiseplan ist noch recht begrenzt. Was gibt es im Durmitor in ausreichender Menge ? LAMM, das landet dann auch zum Abendessen bei uns auf dem Teller. Lecker ! Nach einem Gespräch mit dem Sohn der Inhaber und den obligatorischen Begrüßungs- und Verdauungsschnäpschen vom Haus geht es noch zu einem kleinen Verdauungsspaziergang bei phantastischem Sternenhimmel. Gegen 23.00 Uhr kommt dann doch das Sandmännchen und wir fallen in einen tiefen Schlaf bei himmlischer Ruhe.



8. Tag - Sonntag, 29.04.2012
Trsa
18,0 km – 10,3 km / h - 331 Höhenmeter
1,44 Std. – 1559 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt

Wir hatten beschlossen, zumindest noch einen zweiten Tag auf dem Durmitorhochplateau in Trsa zu bleiben. Frühstück gibt es bei blauem Himmel draußen auf der Terrasse. Speck, 2 Spiegeleier, Schafskäse, Kuhkäse, Aivar und Maisbrot. Cappuccino machen wir selber. Schade eigentlich, dass wir bei so einem tollen Wetter nicht über die Passhöhe kommen. Wir wollen aber zumindest einmal schauen, wie weit wir rauffahren können. Man sagt uns, dass wir so ca. 10 Kilometer weit kommen und an der Passhöhe noch bis zu 3 Meter Schnee liegen sollen. Gegen 10:30 Uhr brechen wir mit leichtem Gepäck Richtung Zabaljak auf. Der Rest des Gepäcks bleibt in der Hütte in Trsa, da wir ja dorthin wieder zurück kommen. Zuvor wurde uns aber noch der Weg freigemacht.
Wie uns bereits berichtet, kommen wir so knapp 10 Kilometer weit und noch ca. 100 Höhenmeter höher. Bereits bis hier mussten wir durch einige Schneefelder bzw. an diesen vorbei. Irgendwann ist Schluss.
In den Haarnadelkurven sind die Schneeverwehungen so hoch, das kein vorwärtskommen mehr ist. Wir stellen die Räder ab.
Jochen geht noch zu Fuß ein Stück höher. Ich mache es mir auf dem Hochplateau in der Sonne bequem und genieße den Ausblick und die Ruhe. Nach ca. 2 Stunden ist Jochen dann auch wieder da. Er war zu Fuß noch ein ganzes Stück höher und berichtete mir dann, das absolut kein durchkommen mehr ist, zumal er die erste Passhöhe gar nicht erreichte.
Auf dem Rückweg treffen wir auch noch auf eine Gruppe Motorradfahrer, die versuchen, über die Wiesen höher zu kommen. Sie müssen allerdings auch wieder umdrehen. Um 15:30 Uhr sind wir wieder an der Konoba in Trsa.
Hier gibt es dann erst einmal Kaffee. Den Rest des Nachmittages verbringen wir mit herrlicher Aussicht in der Sonne, bevor das gleiche Duschritual wie gestern beginnt. Zum Abendessen gibt es herrlichen angerichteten Fisch in der freien Natur bei einem super Sonnenuntergang. Gegen Abend erscheinen dann noch drei Motorradfahrer aus Polen und quartieren sich in den beiden noch freien Hütten ein. Diese haben meiner Meinung nach kein Benehmen und führen sich auf, als wären sie alleine dort oben. Dann wurde auch noch Platz geschaffen für zwei Motorradfahrer aus Tschechien, die auch noch ein Nachtquartier suchten. Das genaue Gegenteil von den Polen, nett und freundlich ! Es wurde dann auf Grund des klaren Himmels eine kalte Nacht, wobei wir in der hier dichten Hütte nicht gefroren haben, kein Vergleich zum letzten Jahr in der anderen Hütte.


9. Tag - Montag, 29.04.2012
Trsa - Danilovgrad
113 km – 18,0 km / h - 1000 Höhenmeter
6,16 Std. – 1195 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Wir stehen um 07:00 Uhr auf. Frühstück, das gleiche wie gestern gibt es wieder draußen vor den Hütten auf der Terrasse. Es ist zwar noch kalt, aber in der Sonne geht es schon. Abfahrt ist gegen 9 Uhr. Jetzt geht es wieder runter, schade, wir hätten unglaublich gerne den Pass mit dem tollen Panorama gefahren. Es sollte dieses Jahr wieder nicht sein. Vielleicht irgendwann einmal !!! Auf der Abfahrt machen wir viele Fotos, das Licht ist gut.
                                 Hinter Plucine gibt es ein ständiges auf und ab, wobei es zunächst nur hoch geht.
Am Kloster Pivski machen wir eine Pause und besichtigen das Kloster, wo auch eine Kerze gespendet wird. Bevor es weiter geht, wird das Trinkwasser im Klosterhof wieder aufgefüllt.
Mit geweihtem Wasser geht es weiter und die Berge fast von alleine hoch. Mittagspause machen wir in einem Restaurant am Wegesrand. Hier stehen Eier auf dem Tisch, die darf man essen. Wir langen zu, bestellen aber natürlich auch Getränke. Hinter Niksic müssen wir noch einen kleinen Anstieg bewältigen, bevor es an die Abfahrt in Richtung Podgorica geht.

Jochen möchte zum Kloster Ostrog, das ist aber zeitlich nicht mehr drin, zumal es dann noch einmal gewaltig in die Höhe geht.
Nach 113 Tageskilometern haben wir dann unser Motel in Danilovgrad erreicht. Ich bin heute auch ganz schön kaputt, die Tagestemperatur betrug so ca. 26 – 28 Grad. Nach dem Duschen fühle ich mich wieder frischer und das gute Abendessen schmeckt auch hervorragend. Auf der Terrasse des Hotels gibt es dann noch einen Absacker.



10. Tag - Dienstag, 01.05.2012
Danilovgrad - Shkodor
83,0 km – 18,5 km / h - 187 Höhenmeter
4,29 Std. – 91 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Ich werde um 06.50 Uhr wach. Den Wecker brauchen wir eigentlich nicht mehr, der Körper hat sich an den Rhythmus angepasst. Wir hatten den Wecker auf 07:00 Uhr gestellt, meistens wurden wir aber schon kurz vorher wach. Frühstück gibt es heute bei warmen, aber leicht diesigem Wetter auf der Außenterrasse des Hotels. Abfahrt ist um 9 Uhr, nach 2 Stunden erreichen wir Podgorica. Wir radeln aber nur an den Außenbezirken entlang in Richtung Albanische Grenze. Die Temperatur ist jetzt auf über 30 Grad gestiegen und die Sonne brennt gnadenlos von einem jetzt blauen Himmel. Gegen 11:30 Uhr erreichen wir dann die Grenze nach Albanien.



Zuvor wurde auf montenegrinische Seite die Straße neu gemacht, sie war aufgerissen. Jetzt heißt es hier schon Schotterstrecke, letztes Jahr hatten wir die erst in Albanien. Mal sehen, wie es dort jetzt ausschaut. Der Grenzübertritt ist auch diesmal kein Problem, nur Geld können wir an der Grenze nicht tauschen, man sagt uns, das wäre erst in Shkodor möglich. Also gibt es unterwegs keine frischen kühlen Getränke, wir müssen unser jetzt doch warm gewordenes Wasser trinken. Das schmeckte auch schon mal besser, trotz Mineralzusätzen. Die Straße ist genau wie letztes Jahr, immer noch nicht fertig. Es ist wieder Schotterpistenfahren angesagt, doch wie schön, nach ca. 10 Kilometern hörte die Schotterpiste auf und eine wundervoll ausgebaute neue Straße erwartete uns. Darauf kommen wir auch super voran.
Auf halbem Weg müssen wir dann doch erst einmal eine Pause einlegen. Die Hitze ist schon heftig und die Sonne brennt gnadenlos. Wir suchen ein Plätzchen im Schatten und finden es unter einem Vordach von einer Lagerhalle. Wie aus dem nichts sind auch auf einmal drei Jugendliche aufgetaucht und versuchen mit uns ein Gespräch anzufangen. Da sie aber weder deutsch noch englisch sprechen, ist die Verständigung schwierig. Nachdem wir unseren Müll in einer Mülltonne entsorgen, bringen sie uns zumindest bei, wie in Albanien die Müllentsorgung geregelt ist. Man schmeißt den Müll in den Straßengraben. Das machen wir aber nicht und zeigen es ihnen auch deutlich. Vermutlich wird es dabei aber auch bleiben und sie bevorzugen wieder ihre Art der Müllentsorgung. Da Jochen die Jugendlichen nicht ganz geheuer sind, sie interessieren aus augenscheinlich sehr für unsere Räder, brechen wir wieder auf. Die Fahrt nach Shkodor verläuft dann ohne Probleme und wir sind doch recht früh da. Das erste Hotel was ich im Internet rausgesucht hatte, finden wir nicht. Also geht es zum zweiten. Das war auch gut so. Wir steigen im Hotel Tradita ab. Ein altes traditionelles osmanisches Haus aus dem 16. Jahrhundert, aber neu renoviert. Zugleich ist es ein Museum mit alten albanischen Sachen. Das Zimmer ist auf zwei Ebenen , sehr sauber und für unsere Verhältnisse vom Preis angemessen. Wir werden durch den Inhaber freundlich begrüßt und bekommen ein erst einmal kühles Wasser, den angebotenen Schnaps lehnen wir auf Grund der Hitze freundlich ab.
Dann erst einmal unter die kühle Dusche, das tut gut bei der Hitze. Anschließend brechen wir zu einem Rundgang auf. Wir sind ganz überrascht von der schönen Fußgängerzone, wobei wir im weiteren Verlauf der Stadtbesichtigung auch die weniger schönen Seiten der Stadt sehen.
Von einem Straßencafe aus beobachten wir dann das Treiben auf der Straße. Es sind aber relativ wenig Leute unterwegs, ob das an der Hitze liegt ? Am Abend essen wir im Hotel Tradita im traditionell eingerichteten Restaurant mit einem tollen Ambiente. Es gibt orientalische Antipasti und Fleisch. Das Essen ist super lecker. Nach dem Essen schauen wir uns die Stadt noch einmal bei Abend an. Wir müssen dann feststellen, dass ab 22.00 Uhr die Stadt auf einmal wie ausgestorben ist. Es sind auf einmal so gut wie keine Leute mehr auf der Straße. Den Grund dafür können wir nicht feststellen. Da wir ja nicht über das Durmiturgebirge kamen, und dadurch einen Tag eingespart haben, haben wir uns entschlossen, noch einen zweiten Tag in Shkodor zu bleiben und das Hinterland mit den Bergen ohne Gepäck ein wenig zu erkunden. Das machen wir morgen.



11. Tag - Mittwoch, 02.05.2012
Shkodor und Berge im Hinterland
57,2 km – 16,1 km / h - 448 Höhenmeter
3,33 Std. – 213 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Durch unseren Hotelinhaber haben wir für den heutigen Tag einen Ausflugstipp bekommen. Wir sollen bis zur alten Brücke nach Mes und von dort in ein Tal, das in die Berge führt, fahren. Am Ende des Tals soll auch noch so etwas wie ein Cafe sein. Die Strecke soll vom Hotel so ca. 30 km weit sein. Gegen 10.00 Uh brechen wir mit nur leichtem Gepäck, und Trinkwasser auf. Die Straße aus Shkodor raus ist eine einzige Katastrophe. Tiefe Schlaglöcher und teilweise unbefestigt, dazu Pferdegespanne, rasende staubaufwirbelnde Autos und Motorräder.
Auch die Friedhofskultur ist schon sehr eigenartig, was aber bestimmt an der Sommerhitze liegt. Bunt ist doch schön!!
Je weiter wir aus Shkodor herauskommen, je besser wird die Straße. Nach 13 Kilometern und einmal verfahren, erreichen wir die alte Brücke von Mes. Sie stammt wohl aus dem 18. Jahrhundert.
       Hier werden wir auch auf ein privates Taxi aufmerksam. Das ist wahre Liebe !!!
Nach der Besichtigung machen wir uns in das Tal auf. Die Armut ist in den ländlichen Gegenden noch erschreckend. Wäsche waschen im Fluss. Die Brücken sehen auch nicht alle einladend aus.
Wir fahren fast alleine auf der Straße, die immer besser wird und zum Teil gerade neu asphaltiert wird. Das ist nicht ganz so gut, da der frische Asphalt an den Reifen und unseren Schuhen haftet. Wir müssen teilweise von der Straße runter und am Fahrbahnrand um den frischen Asphalt herum. Dafür entschädigt uns der grandiose Blick in den Canyon. Der Fluss Kir hat sich hier tief in den Fels gefressen. Die Fahrt zieht sich hin, da wir immer wieder anhalten und Fotos machen.
Am Ende der asphaltierten Strecke steht wirklich unser Cafe! CAFE ? Es ist wohl eher eine Räuberhöhle. Wir kommen uns vor wie im wilden Kurdistan ! Ein verräucherter Gastraum, wo mehrere Einheimische in den frühen Vormittagsstunden schon reichlich Feuerwasser trinken. Der Schnaps fließt in Strömen. Vor der Hütte hat auch noch ein LKW seinen Geist aufgegeben, man versucht ihm zu reparieren. Oben auf der Ladefläche schaut interessiert eine Kuh dem ganzen Treiben zu.
Kaffee ist nicht zu bekommen, man bietet uns immer wieder Schnaps an. Wir bestellen dann aber doch nur Cola, wobei man gar nicht versteht, dass man die pur trinken kann. Da gehört doch Feuerwasser rein. Mit der Zeit hat man dann aber doch verstanden, dass wir während der Fahrt keinen Alkohol trinken und man möchte sich doch auch ohne Alkohol mit uns verbrüdern. Auf Nachfrage, woher wir kommen, hören wir dann immer wieder – deutsch gut – und man prostet uns zu. Jochen macht sich dann doch noch für 1 Stunde auf, die Schotterstrecke weiter in die Berge zu erkunden. Ich bleibe bei meinen neuen Freunden aus den albanischen Bergen und erfrische mich am kühlen glasklaren Gebirgsbach aus den Bergen. Die Gegend ist einfach traumhaft.
Nachdem Jochen dann wieder da ist, machen wir uns auf den Rückweg. Unsere neuen albanischen Freunde können nicht mehr gerade sitzen und machen sich in die paar umliegenden Häuser auf den Rückweg. Die Fahrt verläuft recht zügig, da wir die Fotos ja alle schon auf dem Hinweg gemacht haben und es auch wieder Richtung Ebene geht. Am Hotel angekommen, wollen wir erst einmal duschen. Ich will die Zimmertür aufschließen und bemerke, das sie gar nicht abgeschlossen ist. Ich war mir aber sicher, das ich sie beim Verlassen verschlossen habe. Beim Blick ins Zimmer stelle ich fest, dass alle unsere zurückgelassenen Sachen verschwunden sind. Das Zimmer ist leer. Wir haben nur noch unsere Radfahrsachen, die wir tragen. Es setzte gleich das Klischedenken ein - Albanien - bestohlen !!! Jetzt erst einmal zu unserem Hotelinhaber. Der schloss dann das Nebenzimmer auf und unsere Sachen liegen wie aus dem anderen Zimmer kopiert alle hier. Sogar die Wäscheleine von Jochen hing wie im Nebenzimmer ! Auf unsere Nachfrage warum umgeräumt wurde, sagte er uns, dass über unserem Zimmer ein Wasserschaden war und unsere Sachen sonst nass geworden wären. Also hatte man sie 1:1 umgeräumt. Es fehlte nichts. Puh, die ersten Gedanken haben sich zum Glück nicht bestätigt. Nach dem Duschen machen wir uns noch zu Fuß zum Burg Rozafer auf. Dass der Fußweg sich noch so weit hinzieht, hatten wir nicht vermutet. Von oben hat man einen phantastischen Blick auf die Stadt und den Shkodorsee.
                Auf dem Rückweg sehen wir immer wieder die neuesten Modelle der internationalen Topmotorräder.
Abendessen gibt es dann in der Fußgängerzone in einem sehr guten Restaurant. Wir sind fast die einzigen Gäste, die Essen bestellen, der große Rest trinkt lediglich Kaffee. Wie bereits gestern verschwinden die Leute so gegen 22.00 Uhr und die Stadt ist dann wie leergefegt. Das habe ich so noch nirgendwo anders erlebt. Gegen 22.30 Uhr machen wir uns dann auf den Heimweg ins Hotel.



12. Tag - Donnerstag, 03.05.2012
Shkodor - Tivat
109 km – 18,1 km / h - 892 Höhenmeter
6,00 Std. – 226 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Nach einem super guten Frühstück ( deutscher Standard ) radeln wir gegen 09:10 Uhr los. Jochen möchte noch eine Karte nach Deutschland schicken. Zur Karte braucht er aber auch noch eine Briefmarke. An der Post ist es zu voll, also fahren wir zunächst aus der Stadt raus. Gegenüber einem Cafe sehen wir einen Stand für Karten und Briefmarken, sind aber schon halb aus der Stadt raus. Was soll´s. Zunächst gibt es erst einmal einen Espresso und Jochen kann seine Karte schreiben. Danach muss er nur noch die Karte zurück zur Post bringen. Ich mache es mir in der Zwischenzeit erst einmal bei einem zweiten Espresso bequem. Nach 15 Minuten ist er auch wieder da. Die letzten Lek setzen wir in Cola um, bekommen eine sogar zum halben Preis. Gegen 10:00 Uhr verlassen wir dann doch Shkodor.




Unterwegs die neue Form der Arbeitsteilung. Er trägt zumindest die Verantwortung und die Sense.



Die Grenze nach zurück nach Montenegro ist schnell erreicht. An der Grenze treffen wir auch eine polnische Radreisegruppe. Nach einem kurzen Smalltalk in Englisch, woher – wohin - setzen wir unsere Fahrt fort. Direkt nach der Grenze erwischte es uns wieder – Schotterpiste, jetzt wird hier die Straße gerade neu gemacht. Es heißt wieder Staub schlucken. Es sind aber nur ein paar Kilometer. Wir fahren nicht über Ulcinj sondern nehmen den direkten Weg Richtung Bar, durch das Hinterland. Das war eine gute Entscheidung, da die Straße hier erheblich weniger befahren ist. In Sv. Stefan noch eine kurze Pause, ehe es auf die lange Gerade nach Tivat geht.
Rückenwind, nach der doch langen Tagefahrt und einigen Steigungen tut das zum Tagesabschluss auch mal ganz gut. Gegen 17:10 Uhr erreichen wir Tivat. Bei der Anfahrt sehen wir schon, dass dort Bootsmesse ist. Na klasse, hoffentlich ist es nicht zu voll und wir haben Schwierigkeiten mit einem Quartier, das würde uns nach mehr als 100 Kilometern Tagesfahrt noch fehlen. Ich steuere unser bekanntes Quartier an. Frei, Glück gehabt. Am Abend stellen wir dann aber fest, dass es mit der Bootsmesse aber nicht so dramatisch ist. Nach dem Abendessen schauen wir uns noch die neue Marina an. Hier wurde schon wieder weitergebaut, es entwickelt sich ganz schön. Den Rest des Abends verbringen wir auf einer Bank im kleinen alten Hafen, es ist ein lauer Sommerabend.

13. Tag - Freitag, 04.05.2012
Tivat - Cavtat
94,1 km – 16,8 km / h - 513 Höhenmeter
5,36 Std. – 196 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Der Wecker klingelt um sieben Uhr. Als wir unsere Wäsche vom Balkon nehmen wollen, stellen wir fest, dass diese noch total nass ist. Es hatte nicht geregnet, war aber wohl sehr feucht. Davon hatten wir am Abend noch nichts gemerkt. Frühstück gibt es auf dem Balkon, es ist schon schön warm. Um 08:45 Uhr geht es dann Richtung Kotor los. Da Jochen die Bucht nicht kennt, werden wir sie ganz abfahren. Die Lichtverhältnisse sind einfach toll, deshalb halten wir immer wieder für Fotos an.
Die Zeit vergeht wie im Flug. In Kotor schieben wir die Räder durch die Altstadt. Hier treffen wir auch die Motorradtruppe aus den Bergen von Trsa wieder. Die wundern sich, dass wir mit unseren Rädern auch schon hier sind. Wie man sieht, ist man mit dem Fahrrad auch gar nicht so langsam. Unterwegs noch einen Espresso und bei der Ausfahrt aus der Bucht stelle ich auf dem GPS fest, dass wir seit dem Aufbruch in Tivat schon 48 Kilometer gefahren sind, dabei liegt Tivat auf der anderen Seite in Sichtweite.
Mittag, erst einmal etwas Essen bevor es weiter geht. Cavtat erreichen wir am späten Nachmittag. Jetzt ist erst einmal ganz große Wäsche angesagt und die noch nasse Wäsche von heute Morgen muss auch noch aufgehangen werden. Diese ist dann in der Sonne auch recht schnell trocken. Nach Pizza und Bier zum Abendessen geht es noch zu Fuß an der Küste entlang. Es wird noch ein Spaziergang von fast 2 Stunden, bevor wir nach einem super Sonnenuntergang wieder im Quartier sind.
14. Tag - Samstag, 05.05.2012
Cavtat – Ston
75,6 km – 17,8 km / h - 765 Höhenmeter
4,14 Std. – 205 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Wir haben ein Apartment, also mit Küchenzeile. Jetzt gibt es erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Rührei mit Schinken soll auch dabei sein. 6 Eier waren nicht zu bekommen, also gibt es 10 ! Was soll´s. Lecker, vor allem der gebratene Schinken, man gönnt sich ja sonst nichts. Dann geht es extrem gestärkt los. Nach dem Anstieg nach Dubrovnik geht es in rasender Fahrt in die Altstadt.
Was ist den hier los ? Die Altstadt ist übervoll. Es müssen wohl eine Menge Kreuzfahrtschiffe da sein. Da ich Dubrovnik schon mehrfach besucht habe, schlage ich Jochen vor, die Räder zum alten Hafen zu schieben. Hier halte ich Fahrradwache und Jochen kann Dubrovnik ausgiebig erkunden. Ich lasse mich auf einer Bank auf der Kaimauer nieder und genieße das Treiben um mich herum.


Es ist super Wetter, schön warm und blauer Himmel, eine traumhafte Kulisse. Jochen ist nach 1,5 Stunden auch wieder da. Wir schieben dann die Räder durch die ganzen Touristen Richtung Ausgang und suchen wieder den Weg Richtung Magistrale. Hier geht es am Hafen vorbei. Hier liegen 4 Riesen, u.a. die MS Musika ( 3000 Passagiere ). Mit den beiden, die noch in der Bucht liegen, sind insgesamt 6 Kreuzfahrtschiffe hier und schleusen die Touristen in die Stadt.

                              
Nichts wie raus aus Dubrovnik und auf die herrlich ruhige Magistrale und in die Natur.
     Mittagpause ist in Zaton direkt am Wasser bei herrlicher Ruhe. Gestärkt nehmen wir den letzten Anstieg vor Ston in Angriff.

Auf dem Marktplatz in Ston genehmigen wir uns erste einmal bei herrlichem Sonnenschein einen Cappuccino. Da unser Quartier vom letzten Jahr sich verteuert hatte, suchen wir uns etwas neues. Ein Apartment zu einem vernünftigen Preis. Nach einem Gang durch den Ort geht es zum Abendessen.

Auf einmal geht das Handy. Burkhard ist dran. Nachdem ich ihm mitteile, dass wir in Ston sind und morgen Richtung Korcula aufbrechen, kommt bei ihm wohl Sehnsucht auf und er beneidet uns. Vielleicht nächstes mal wieder ? Dieter hatte sich auch schon 2 mal per sms erkundigt !!! Tja, uns geht es besser !!! Morgen geht es über Peljesac nach Korcula.


15. Tag - Sonntag, 06.05.2012
Ston - Korcula
62,9 km – 15,7 km / h - 1026 Höhenmeter
4,01 Std. – 413 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt

Um 08:45 Uhr geht es nach einem Frühstück im Apartment los. Nach ein paar Kilometern geht es sofort in die Höhe. Nach einer halben Stunde stoßen wir auf 2 Radfahrer mit Mountainbikes. Sie sitzen um kurz nach 9 Uhr schon beim Wein in einer kleinen Konoba. Wir sollen mittrinken, belassen es aber bei einem kleinem Geplauder. Sie wollen noch bis Vela Luka. Ob das bei dem Wein klappt ? Das nächste mal treffen wir sie nach dem nächsten Anstieg wieder. Hier sitzen sie beim Bier. Sie wollen so 120 – 150 Kilometer am Tag machen. Bei einem Stop in jeder Konoba klappt das aber nicht.
Ein drittes Mal treffen wir sie vor dem Anstieg zum Denkmal. Schneller als wir sind sie eigentlich auch nicht ! Beim Anstieg liefern sie sich mit Jochen eine Bergetappe. Ich verabschiede mich von ihnen mit den Worten: Am Denkmal sehen wir uns wieder und lasse sie ziehen. Ich fahre meinen Rhythmus und bin natürlich der letzte. Oben angekommen sagt Jochen mir, dass ich auch nicht viel später angekommen bin. Er wäre zwar als erster oben gewesen, hätte aber den Anstieg restlos unterschätzt. Ich habe ihnen nicht umsonst unten gute Fahrt gewünscht, ich wusste was auf uns zukommt. Die nächsten 4 Kilometer mit 8 % gleichbleibend bis oben !
Kurz hinter der Passhöhe hat ein neues Cafe aufgemacht, hier machen wir erst einmal eine Pause und trocknen unsere durchgeschwitzten Sachen in der Sonne. Während der Weiterfahrt treffen wir auf eine 24 jährige Radreisende aus Wien. Sie ist alleine unterwegs. In Dubrovnik trifft sie sich mit Gerd aus München ( eine Radbegleitung aus dem Internet ) und mit ihrem Freund. Die Radreise will sie dann mit Gerd fortführen, während ihr Freund nach Hause fährt. Der wäre, genau wie ihre Eltern von der Reise nicht begeistert. Man will erst einmal bis Istanbul und dann weiter Richtung Osten. Wir geben ihr Tipps zu Albanien, da sie dort auch durchwollen und sie bisher von dort keine Informationen hat. Hoffentlich klappt das auf Dauer mit ihrem Freund, die Nächte in den Bergen können kalt und einsam sein. Viel Glück auf der weiteren Reise. Dann machen wir uns an den letzten Aufstieg bevor die lange Abfahrt nach Orebic folgt. Am Parkplatz machen wir noch eine Rast und lassen dann die Räder runter zum Hafen laufen.
 Wir nehmen die Fähre um 15:30 Uhr und haben noch Zeit. Im Hafen gibt es ein kleines Picknick.




Nach der Überfahrt machen wir uns zu meinem bekannten Quartier auf. Die Vermieterin ist zu Hause und Kiki ihr Hund begrüßt uns auch. Es gibt ein Zimmer, Wein (selbstgemachten Dingac) und ihren selbstgemachten Schnaps. Heute ist es Mandelschnaps. Lecker, den genießen wir mit dem Wein auf der Terrasse.

In der Altstadt ist noch nicht viel los. Die meisten Restaurants sind noch zu. In der Altstadt gibt es dann eine leckere Pizza. Es zieht zu und die Bewölkung nimmt zu. Wieder im Quartier trinken wir mit Blick auf die angestrahlte Altstadt noch ein Gläschen auf der Terrasse. Es wird noch ein langer Abend, die Reste des flüssigen Geschenks müssen vernichtet werden. So achten wir mit dem schönen Blick auf die Altstadt von Korcula nicht auf die Zeit. Bettruhe 00:30 Uhr.

16. Tag - Montag, 07.05.2012
Korcula – Vela Luka
44,1 km – 15,9 km / h - 595 Höhenmeter
2,45 Std. – 497 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


In der Nacht hat es geregnet, wir hören es selbst morgens noch. Unsere Vermieterin bietet uns an, in ihrem Esszimmer zu frühstücken. Jochen geht in den Supermarkt und besorgt Frühstück. Kaffee gibt es von unserer Vermieterin. Danke !
Gegen 09:00 Uhr brechen wir bei schönem Wetter mit phantastischen Wolkenformationen auf. Auf Grund des Regens ist die Luft klar und sauber und somit ergeben sich tolle Ausblicke. Von Korcula aus zieht die Straße sich bis auf eine Meereshöhe von 500 Metern. Bei dem schönen Wetter schwitzen wir mächtig.
Da wir heute eine relativ kurze Etappe haben, entschließen wir uns, den Ort Blato anzufahren. Bislang war ich immer daran vorbeigefahren. Nach der Besichtigung der Kirche und der Ortsbesichtigung machen wir eine Mittagspause in einem kleinen Cafe, bevor es um 13:30 Uhr in Richtung Vela Luka geht.
Es sind ja nur noch ein paar Kilometer. Ich hatte beabsichtigt, das gleiche tolle Quartier wie in den letzten Jahren zu nehmen. Wie so vieles im Leben kommt manches eben anders. Vor dem Quartier tut sich ein riesen Loch auf. Der ganze Ort erhält wohl eine neue Abwasserkanalisation. Da wir keine Lust auf den Krach vor dem Haus haben, suchen wir uns etwas in der Nähe des Fähranlegers. Nichts tolles, aber preisgünstig. Wir müssen ja eh morgen recht früh raus, also reicht das Quartier. Nach einer kleinen Brotzeit auf dem Balkon machen wir uns noch zu einem kleinen Spaziergang um die Bucht von Vela Luka auf. Daraus werden dann noch mal 2 Stunden Abendspaziergang. Bettruhe ist um 22:00 Uhr, der Wecker klingelt morgen um 05:30 Uhr. Die Fähre geht um 06:15 Uhr.

17. Tag - Dienstag, 08.05.2012
Vela Luka – Omis / Nemira
30,1 km – 19,5 km / h - 192 Höhenmeter
1,32 Std. – 82 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt


Nachdem der Wecker schellte, schnell ins Bad und noch die letzten Sachen in die Packtaschen gepackt. Bis zum Fähranlege sind es nur 200 Meter. Nach 10 Minuten legt auch schon die Fähre an und wir verstauen unsere Räder im Schiffsrumpf. Danach geht es zum Frühstücken nach oben. Cappuccino gibt es im Bordbistro, Brot und Käse haben wir noch. Gefrühstückt wird bei frischer doch schon recht warmer Seeluft draußen auf Deck. Die Inseln Hvar und Brac ziehen an uns vorbei, ehe wir gegen 09:00 Uhr Split erreichen.
Da Jochen Split noch nicht kennt, schlage ich ihm vor, auf Erkundungstour zu gehen. Nach einer kurzen Einführungsrunde mit dem Rad mache ich es mir auf der Hafenpromenade gemütlich. Jochen erkundet zu Fuß den Altstadtteil.
Nach gut 2 Stunden ist er wieder da. Gemeinsam verbringen wir dann noch ein Stündchen auf einer Bank direkt am Wasser, bevor wir uns auf den Weg nach Omis machen. Auf der Magistrale haben wir Rückenwind und radeln zum Teil mit mehr als 30 Km/h in Richtung Nemira. In Omis gibt es dann auf dem Markt erst einmal frisches Obst und beim Bäcker ein paar Teilchen. Wir machen uns zu den letzten Kilometern auf.
Bei der Ankunft vor unserem Quartier zeigt das GPS genau 1.111,10 Kilometer. Die 10 Meter hätten wir auch noch fahren können, dann wäre es eine richtige Schnapszahl geworden. Dennoch gab es von unserem Vermieter Ivo wieder ein Schnäpschen zur Begrüßung auf die gute Heimkehr. Bei Kuchen und frischen Erdbeeren genießen wir dann noch ein Stündchen in der Sonne auf dem Balkon, ehe es zum Abendessen ins Restaurant Babilo zum Pizzaessen geht. Hier bestellen wir zusammen eine Jumbopizza, die ist billiger als zwei einzelne. Geschafft haben wir sie aber nicht !



18. Tag - Mittwoch, 09.05.2012
Omis / Nemira und Umgebung
0 km


Wir haben beschlossen, noch einen Ruhetag vor der Heimreise einzulegen. Wir merken, dass wir doch in den letzten Tagen etwas wenig Schlaf bekommen haben. Jochen kann vom Radfahren aber nicht genug bekommen und so entschließt er sich, noch das Hinterland um Omis, die Cetina entlang zu erkunden.
                 Ich besuche Freunde in Celina und genieße mit ihnen einen traumhaften Tag auf ihrer Terrasse.
Gemeinsam treffen wir dann gegen 16:00 Uhr wieder an unserem Quartier ein. Unser Viermieter Ivo hat mir die Kräuter für Traverica besorgt, den möchte ich zu Hause ansetzen. Vorher gibt es von ihm aber schon das fertige Endprodukt, man soll ja wissen, auf was man sich einlässt. Abendessen gibt es in Nemira, bevor wir schon die Räder auf den Heckträger setzten und den größten Teil unserer Sachen ins Auto packen. Bettruhe 21:30 Uhr, es ist selbst nachts richtig warm geworden.


19. Tag - Donnerstag, 10.05.2012
Omis / Nemira über Stuttgart nach Dortmund
Ca. 1.600 km mit dem Auto

Der Wecker schellt um 03:45 Uhr. Wir machen eine Thermoskanne voll Cappuccino und bringen die letzten Sachen ins Auto. Um 04:10 Uhr brechen wir bei Dunkelheit auf. Als wir die Autobahn ab Split erreichen, dämmert es bereits. Die Fahrt verläuft problemlos, und trotz viel Wind kommen wir problemlos durch den Tunnel Sv. Rock. Gefrühstückt wird in Slowenien. Es ist richtig heiß geworden, laut Außentemperaturanzeige vom Auto haben wir 32 Grad. Was soll es, wir haben ja eine Klimaanlage in unserem kleinen Corsa, er hat 2 Drehkurbeln und die Scheiben gehen runter. Herrlich frische warme Luft. Wir schwitzen ganz schön. Ein kurzer Stau vor dem Karawankentunnel mit 20 Minuten Wartezeit.
Gegen 18:00 Uhr kommen wir bei Jochen zu Hause an. Seine Frau hat frischen Kaffee aufgesetzt und selbstgemachten Rhabarberkuchen gibt es auch noch. Danke Gabi, das war toll und lecker! Frisch gestärkt mache ich mich nach einer herzlichen Verabschiedung auf die letzten ca. 400 Kilometer nach Hause. Im Radio und dem Navigationsgerät hatte ich schon gehört, dass um Stuttgart herum die Straßen restlos voll sind. Das Navigationsgerät führt mich dann durch Gegenden von Deutschland, die ich vorher noch nicht kannte. Nicht schlecht die neuste Technik. Gegen 23.30 Uhr bin ich dann nach einem langen Tag auch endlich wieder zu Hause.
Fazit.
Das war meine erste Radreise mit einer mir vorher ( bis auf ein einmaliges Treffen ) unbekannten Person aus dem Internet. Wir hatten vorher unsere gemeinsamen Interessen und Vorstellungen abgesteckt und während der Fahrt Toleranz dem anderen entgegengebracht. Das klappte außerordentlich gut. Ob das immer so ist, weiss man natürlich nicht vorher. Hier klappte es meiner Meinung nach hervorragend. Jochen war ein sehr angenehmer und äußerst hilfsbereiter Radpartner. Danke Jochen. Wir haben zusammen 1.111 Kilometer mit 10.000 Höhenmetern hinter uns gebracht. Wir hatten keinen Sturz und keine Panne während dieser Reise. Obwohl ich diese Route schon im letzten Jahr gefahren bin, habe ich viele neue Eindrücke, insbesondere in Albanien gewinnen können. Über das Durmitorgebirge kann ich das 2. Mal wegen Schnee nicht rüber. Somit bleiben immer noch unerfüllte Träume.
P.S. Unsere Personalausweise sind nach einiger Zeit auch wieder bei uns angekommen !
Wohin die nächste Tour geht, wer weiß ? Albanien mit seinen noch naturbelassenen Tälern und Bergen und die Länder dahinter reizen !
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