Kroatien / Bosnien – Herzegowina / Montenegro / Albanien
Teilnehmer : Ralf & Dieter
Dieses sollte unsere 4. Radtour in Kroatien und den angrenzenden Ländern werden. Im Rahmen der Planung hatten wir uns wieder auf eine Radtour mit Ausgangspunkt in Kroatien – Omis / Nemira geeinigt. Nachdem Dieter an der Radreise 2010 nicht teilgenommen hatte, wollte er diesmal unbedingt wieder mitfahren; dafür hatte sich Burkhard für dieses Jahr eine familiäre Auszeit genommen. Nachdem Burkhard und ich es 2010 auf Grund der Wetterverhältnisse und Problemen mit dem Fahrrad nicht bis an die südliche Grenze des ehemaligen Jugoslawien (Ulcinj) geschafft hatten, wollten wir diesen Teil jetzt erneut mit aufnehmen. Außerdem wollten wir unbedingt einmal das Hinterland kennen lernen, da Teile der Gegend mit dem Titel des Weltnaturerbes bedacht sind. In der Vorbereitung entstand dann eine Route über Mostar hinaus die Neretva entlang in nördliche Richtung bis Sarajevo, dann wieder südlich durch das Tal der Bistrica, über das Dumitorgebirge, wo wir unseren bis dahin höchsten Punkt (1.908 M.ü.d.M.) einer Tour anstrebten, um dann durch das Tal der Tara wieder in Richtung Süden zum Meer und die Küstenstraße bis Ston und dann über die Insel Korcula mit dem Schiff zurück nach Split zu fahren. Die Länge erstreckte sich in der Planung auf ca. 1000 Kilometer. Weiterhin waren bei der Planung einige Routenveränderungen auf Grund schlechter Witterungsverhältnisse sicherheitshalber mit vorgeplant. Die Höhenmeter die wir zu bewältigen hatten, haben wir im Vorfeld gar nicht erst annähernd berechnet, aber respektvoll registriert. Daher begann der Teil der intensiven Trainingsvorbereitung bereits am Anfang des Jahres, wobei einige sehr kalte Trainingstage dabei waren. Bis zum Start der Reise hatte ich 2.000 Trainingskilometer in den Beinen. Je näher der Zeitpunkt der Abreise rückte, umso mehr freuten wir uns auf diese Tour, obwohl wir immer wieder mit sorgenvollen Blicken auf die Wetterverhältnisse vor Ort schauten. Aber je näher der Zeitpunkt der Reise rückte, umso besser wurde das Wetter.
1. Tag - Montag, 09.05.2011 Anreise nach Nemira / Omis Ca. 1.500 Km mit dem Auto
Die Nacht war kurz, die Fahrt sehr lang. Bettruhe am Sonntag war schon um 20.00 Uhr. Nach einigen Stunden schlafen, ging der Wecker um 00:30 Uhr. Wir hatten uns wieder für eine frühe Abfahrt entschieden, da wir nicht in der Dunkelheit in Kroatien ankommen wollten. Auf Grund der Entfernung lagen ja wieder mindestens 16 Stunden Fahrt vor uns. Schnell noch einen Tee und einen Espresso, dann ging es auch schon zu Dieter. Er wartete bereits. Sein Rad auf den Heckträger und es ging bei ihm gegen 01.30 Uhr los. Kurz vor der Autobahn kam seine Frage: Ist die Garage auch zu? Also wieder umgedreht und nachgeschaut. Sie war zu !!! Jetzt konnte es aber wirklich losgehen. Zunächst fahre ich, Dieter macht es sich auf dem Beifahrersitz bequem und schläft noch ein bisschen. Wir wechseln uns dann in regelmäßigen Abständen mit dem Fahren ab. Die Fahrt verläuft sehr gut, es ist relativ wenig Verkehr. Gegen 13.00 Uhr erreichen wir die Grenze nach Kroatien. Der Wind nimmt zu, es ist hier auch kälter als in Deutschland. Noch eine kurze Pause auf dem Parkplatz Krka. Gegen 17:15 Uhr sind wir in Nemira. Wir bekommen das gleiche Zimmer wie letztes Jahr und zur Begrüßung gibt es wieder etwas Flüssiges. Der Wind hat stark aufgefrischt. Bura !!! Hoffentlich ist das Wetter morgen besser, nicht so windig. Wir gehen noch zum Essen, bevor um 21.45 Uhr Bettruhe ist. Es war ein langer Tag. Morgen geht es los !!!
2. Tag – Dienstag, 10.05.2011 Omis / Nemira – Ploce 94,8 Km - 18,4 Km / h - 905 Höhenmeter 5,23 Std. – 238 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Wir sind kurz vor 07.00 Uhr wach und haben gut und tief geschlafen. Das Wetter ist gut, der Wind ist weg. Es kann losgehen !!! Um 08.00 Uhr geht es in die Garage, die Räder aufrüsten. Lenkerhörnchen anschrauben, das Gepäck anhängen. Vor der Abfahrt gibt es das obligatorische Abfahrtsfoto. Um 09.00 Uhr geht es dann endlich los. Die erste Trinkpause ist in der Bucht von U. Vrujla. Es läuft super. Trinkwasser wird in Makarska das erste Mal nachgefüllt. Dann noch eine kurze Pause an der Hafenpromenade.
Die Kilometer vergehen wie im Flug. Ehe wir uns versehen, sind wir auch schon am Parkplatz an den Bacinska Seen. Hier treffen wir auf ein Pärchen aus Dortmund. Sie sind mit einem Wohnmobil unterwegs und das erste Mal in Kroatien. Einige Tipps für schöne Ziele haben wir auch für sie. Unser altbekanntes Quartier in Bacina ist auch frei. Die Sonne scheint, es ist schön warm und dann gibt es erst einmal ein leckeres Gläschen Rotwein auf der Terrasse. Da wir nur die nötigsten Sachen mithaben, heißt es Wäsche waschen. Die Dusche ist immer das Beste nach einer langen Tagesfahrt.
Da wir den Ort Ploce bislang noch nie besucht haben, entschließen wir uns, dorthin mit den Rädern zum Essen zu fahren. Ploce ist nach unserer Meinung nicht wirklich schön
( das ist natürlich Ansichtssache ) - Industriehafenstadt. Uns hat es dort auf jeden Fall nicht gefallen. Ein passendes Lokal finden wir auch nicht. Als geht es doch wieder zu unserem bekannten Restaurant an den Seen. Das waren nach der Tagesfahrt dann noch einmal knapp 10 Kilometer, nur um zu Schauen, wo wir Essen können. So kamen wir dann auf eine Tagesleistung von fast 95 Kilometern und noch mal zusätzlich 70 Höhenmetern. Dafür schmeckte dann aber das Essen umso besser. Um 21.45 Uhr geht es ins Bett.
3. Tag – Mittwoch, 11.05.2011 Ploce – Mostar 78,9 Km – 18,2 Km / h – 157 Höhenmeter 4.20 Std. – 71 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach festem Schlaf klingelt der Wecker um 07.00 Uhr. Diese Zeit hatten wir für die Tour zum täglichen Aufstehen vorgenommen. Nach einem Frühstück auf der Terrasse und kurzem Zusammenpacken geht es um 08.30 Uhr los. Wir fahren nach Metkovic auf der Nebenstrecke entlang der Neretva. Hier ist weniger Verkehr und es ist somit angenehmer zu fahren. Kurz hinter Metkovic passieren wir die Grenze nach Bosnien – Herzegowina.
Der Wind ist auf einmal wieder da und bläst uns ganz schön entgegen. Das Fahren wird anstrengender. Eine kurze Mittagspause legen vor der Abzweigung nach Blagaj ein. Dann schlagen wir den Weg nach Blagaj zum Kloster ein - finden aber zunächst das Kloster nicht. Es liegt ganz schön versteckt. Erst auf Nachfragen sehen wir es. Da wir heute nach der Flachetappe mit etwas Wind genügend Zeit haben, beschließen wir, hier etwas zu Essen. Während des Essens fallen ein paar Regentropfen. Wir müssen uns mit dem Essen unter das Vordach setzen. Kaum sitzen wir, kommt aber schon wieder zu Sonne zum Vorschein.
Nach dem Essen und ein paar Fotos gehen wir die letzten Kilometer nach Mostar an. Hier folgt eine lange gerade Strecke vorbei am Flughafen, diesmal mit extrem starkem Gegenwind. Die letzten Kilometer müssen wir noch einmal kräftig in die Pedale treten. Dank GPS finden wir unsere Unterkunft, die Villa Mostar sofort. Dieses Quartier hatte ich im Internet gesehen und vorgebucht. Das Quartier ist genau so gut wie beschrieben. Sehr netter Gastgeber. Anschließend geht es in die Altstadt. Es ist immer wieder schön hier zu sein.
Zum Abendessen ging es ins Restaurant Kuluk in der Altstadt in der Nähe von Stari Most. Hier hatten wir 2008 hervorragend gegessen, diesmal aber nicht. Das Essen ist nicht gerade gut, die Bedienung noch schlechter, man hatte offensichtlich keine Lust. Haben der Besitzer in der Zwischenzeit gewechselt? Zur Entschädigung gab es dann aber noch einen Wein auf der schönen Terrasse von unserem Quartier mit Blick auf die Neretva. Netter Ausklang eines schönen Tages.
4. Tag – Donnerstag, 12.05.2011 Mostar - Konjic 70,6 Km – 16,5 Km / h – 392 Höhenmeter 4.17 Std. – 319 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach einem super Frühstück auf der Terrasse geht es um 08.45 Uhr los. Auf der Fahrt aus Mostar raus herrscht zunächst viel Verkehr, der aber kurz hinter Mostar abnimmt. Die Gegend wird immer schöner. Blauer Himmel und größtenteils Blick auf die Neretva. Teilweise sind wir alleine auf der Straße. Die Straße führt in ein immer engeres und höheres Tal der Neretva.
In Jablanica biegen wir in Richtung Sarajevo ab. Hier geht es erst einmal zum Mittagessen und es gibt einen bosnischen Kaffee. Dann ein Tunnel mit 630 Metern Länge. Teilweise fahren / gehen wir auf dem überhöhten Randstreifen. Der ist aber auch nicht ungefährlich, da teilweise Bodenplatten fehlen und dann tiefe Löcher sich auftun. Vor den Tunneln haben wir gehörigen Respekt, da wir von den Autofahrern trotz Warnweste und guter Beleuchtung an unseren Rädern sehr spät wahrgenommen werden, zumal die lieben Autofahrer auch ohne Gegenverkehr nicht allzu großen Abstand halten.
An unserem heutigen Übernachtungsort Konjic hatten wir keine großen Erwartungen gestellt. Wir sollten angenehm überrascht werden. Konjic ist eine schöne Kleinstadt mit der Neretva durch den Ort und einer alten Steinbrücke. Alles wird bzw. ist schon liebevoll restauriert. Im alten Ortsteil haben wir nach einem Tipp das Hotel Konac, direkt am Fluss, gefunden. Sehr gutes Quartier mit guter Küche. Zu empfehlen. Hier gibt es dann nach dem Duschen auf der Terrasse, erst einmal ein Bierchen. Danach geht es zur Ortsbesichtigung. Das Abendessen gibt es im Hotel Konac. Als Vorspeise einen türkischen Salat. Zu Hause würde man sagen, einen gemischten Salat mit warmen Putenbruststreifen und Schafskäse. Das ganze für 2 €. Preis – Leistung sind unschlagbar. Zum Steak gibt es Weißwein. Mit Blick in die Getränkekarte haben wir festgestellt, daß die 0,2 l Flaschen Wein umgerechnet um die Hälfte billiger sind als die gleiche Menge in 0,7 l Flaschen. Eigenartige Preisgestaltung. Also bestellen wir die Kleinen. Der Abend klingt mit einem Eis in der Altstadt aus.
5. Tag – Freitag, 13.05.2011 Konjic - Sarajevo 61,6 Km - 15,5 Km / h - 713 Höhenmeter 3.58 Std. – 893 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach dem Frühstück sitzen wir um 8 Uhr auf den Rädern. Wir wissen, dass es hinter Konjic in die Berge nach Sarajevo geht. Kurz hinter dem Ortsausgang fing die Steigung dann auch an. Nach einiger Zeit wird die Straße dann zweispurig, hier zieht sie sich dann auch mit 9 % Steigung bis Kilometer 17 in die Höhe. Nach 2.10 Stunden waren wir oben.
Dann folgt der lange Tunnel vor Sarajevo. Hier wieder das übliche Spielchen mit dem Randstreifen. Der Randstreifen ist aber in einem so erbärmlichen Zustand, so dass wir immer wieder mal auf der Fahrbahn fahren müssen. Jetzt folgt eine lange Abfahrt, das ist immer das Schönste nach so einem langen Anstieg. Der weitere Weg nach Sarajevo erfolgt überwiegend eben. Dieter fährt vor, wird immer schneller. Ehe ich ihm sagen kann, dass wir laut GPS abbiegen müssen, ist Dieter an der Abfahrt vorbei und wir sind auf einer autobahnähnlichen Schnellstraße und werden von den Autofahrern mit lautem Hupen nicht gerade freundlich begrüßt. An der nächsten Abfahrt geht es sicherheitshalber lieber wieder runter. Das GPS berechnet die Route neu und führt uns durch einen noch von Kriegsspuren gezeichneten Vorortstadtteil mit Hochhäusern. Krasser können hier die Unterschiede nicht sein. Wir sehen Frauen im Tschador und Frauen im Minirock. Die unterschiedlichsten Lebensauffassungen liegen hier schon dicht beieinander. Dank GPS ist der Weg zum Hotel ( Hotel Latinski, direkt an der Latinskibrücke ) kein Problem. Dieses hatte ich auch im Internet mit guter Bewertung gefunden und vorgebucht. Auch hier hat sich die Bewertung im Internet bestätigt. Das Hotel liegt zentral gegenüber der Altstadt. Auf der anderen Brückenseite wurde 1914 der österreichische Thronfolger erschossen, was als Auslöser des ersten Weltkrieges bezeichnet wird. Eine Gedenktafel sowie ein Museum sind auch vorhanden. Nach den obligatorischen Sachen nach der Ankunft ( Duschen, Wäsche waschen ) geht es in den Altstadtteil. Dieser ist muslimisch geprägt, aber sehr schön. Man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt. Kleine Tee- / Kaffeehäuser, aber auch viel Andenkenkitsch. Uns gefällt es hier aber und es gibt ein muslimisches Abendessen. Den Abend lassen wir in einem Straßencafe in der Fußgängerzone ausklingen.
6. Tag – Samstag, 14.05.2011 Sarajevo - Foca 80,3 Km - 16,8 Km / h - 673 Höhenmeter 4.46 Std. – 1168 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach einem umfangreichen Frühstück brechen wir gegen 08.45 Uhr auf. Den Weg aus Sarajevo raus findet das GPS. Wir hätten damit einige Schwierigkeiten gehabt. Sarajevo ist von steilen Bergen umgeben. Das merken wir jetzt auch. Wir müssen auf eine parallel verlaufende Straße, d. h. den Berg rauf. Man, was ist das steil! Es sind zwar nur ein paar hundert Meter, die gehen aber mächtig in die Beine. Je weiter wir aus der Stadt raus kommen, umso mehr nimmt der Verkehr ab.
Dafür geht es jetzt ständig nach oben. Die Straße zieht sich bis auf eine Höhe von 1.166 M.ü.d.M. Auf dem Scheitelpunkt steht ein Kriegsdenkmal und hier ist erst einmal Mittagspause. Dabei leisten uns frei laufende Kühe Gesellschaft. Dann erfolgt eine grandiose Abfahrt durch das Tal der Bistrica, und 15 Kilometer vor Foca kehren wir dann erst einmal zum Mittagessen ein.
Die letzten Kilometer merken wir gar nicht mehr, ehe es über die Brücke nach Foca geht. Jetzt heißt es ein Quartier suchen. Privatquartiere sind nicht zu bekommen. Es gibt im Ort ein Hotel. Es ist auch das Einzige. Die Bezeichnung Hotel ist aber für diesen alten Kasten zu hoch gegriffen. 1 Stern wäre noch maßlos übertrieben. Es stammt wohl offensichtlich noch aus der alten Zeit, so sieht es auch aus. Angebot und Nachfrage regeln die Unterkunft hier ganz alleine !!! Zumindest ist das Zimmer einigermaßen sauber. Die Fahrt mit dem Lift nach oben ist schon abenteuerlich, man sackt beim Betreten erst einmal 10 cm durch. Dann flitzt der Fahrstuhl am offenen Schacht vorbei. Oben sieht es auch eher aus wie eine Abbruchruine. Auf den Balkon gehen wir lieber nicht zu zweit. Die Räder können wir in einem stillgelegten Seitenanbau abstellen. Dieter ist skeptisch, ob sie morgen noch da sind. Den Schlüssel behalten wir vorsorglich lieber selber. Den Ort Foca haben wir schnell durch. Nur ein Restaurant haben wir nicht gefunden. Wo gibt es jetzt Abendessen? Auf Nachfrage haben wir Glück und wir bekommen in einem Cafe eine Pizza. Viel mehr steht auch nicht auf der Karte. Na, besser als nichts !!! Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es hier in den Bergen sofort kühl. Das einzig gute an dem Quartier ist, daß man über das auf einem Stuhl stehende Fernsehen das 2. Deutsche Fernsehen empfängt. So können wir abends noch das Sportstudio gucken und zumindest die Meisterfeier vom unserem BVB sehen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass man Foca kein zweites mal im Leben sehen, geschweige hier übernachten muss.
7. Tag – Sonntag, 15.05.2011 Foca - Trsa 65,5 Km - 12,2 Km / h - 1305 Höhenmeter 5,21 Std. – 1446 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Beim Aufstehen meint Dieter, dass er hervorragend geschlafen hat. Dem kann ich mich nicht anschließen. Wir wollen auch so schnell wie möglich aus Foca raus. Was gibt es aber in einem Hotel, richtig, Frühstück !!! Das hätten wir auch gerne. Also geht es zunächst in Richtung Speisesaal. Auf dem Weg dorthin werden wir von mehreren Personen auf einer Sitzgruppe vor dem Speisesaal angesprochen. Hier war wohl auch der Oberkellner dabei. Der war aber so nicht zu erkennen. Mit einer Zigarette im Mund, Lederjacke und Jeans hätten wir ihn so nicht vermutet. Er war es aber und wir zumindest zu diesem Zeitpunkt, seine einzigen Gäste. Wir hatten den ganzen Speisesaal für uns. Er legte uns eine eingeschweißte Karte vor, hier konnten wir wählen, zwischen Ei mit Speck und Ei mit Schinken. Große Auswahl bestand auch an den Getränken. Kaffee oder Tee. Wir entschieden uns für Tee, hier kann man normalerweise nichts falsch machen. Falsch gedacht. Der Tee, gereicht im Beutel mit warmen Wasser, nahm überhaupt keine Farbe und Geschmack an. Das warme Wasser ließen wir dann doch lieber stehen und machten uns nur über die Eier mit Brot her. Beim Rundumblick stellten wir dann noch fest, dass der „ Sicherheitsdienst „ des Hotels wohl auch nicht immer aufpasst. An den Wänden fehlten sämtliche Lampen, einige Birnen in der Deckenbeleuchtung waren auch nicht mehr vorhanden. Wie gesagt, Abbruchkasten. Zumindest waren aber unsere Räder noch da, was uns auf Grund der Umstände dann doch positiv überraschte. Die Dame am Empfang traute uns aber offensichtlich auch nicht. Nachdem wir aufgeschlossen hatten, nahm sie uns auch schon den Schlüssel ab und rauschte grußlos wieder ab ins Hotel. So ein Stress für sie am Morgen !!! Jetzt aber nichts wie raus aus Foca.
Es folgen einige Anstiege in einer tollen Gegend entlang der Drina. Nach 2 Stunden haben wir die Grenze nach Montenegro erreicht. Wir sind die einzigen Reisenden und es geht über eine alte, mit Holzbalken ausgelegte Brücke nach Montenegro.
Direkt hinter der Grenze geht es aber erst mal die nächsten Kilometer steil nach oben. Wir schwitzen mächtig. Die Gegend wird dafür aber immer schöner. Traumhafte Blicke in das Tal der Drina.
Dann folgt eine lange Abfahrt, ehe wir zu einer Brücke kommen, die das Tal überspannt. Wir fahren immer wieder durch Tunnel, da die Berge zu steil sind, um eine Straße teilweise daran entlang zu führen. Der Wind hat jetzt wieder zugenommen und bläst uns von vorne ins Gesicht. Teilweise haben wir Schwierigkeiten aus den Tunneln heraus zu kommen, da der Wind dort so stark reinbläst. Typischer Düseneffekt. Mitunter waren die Tunnel so dunkel, dass wir trotz super Beleuchtung an unseren Rädern zeitweise die Orientierung darin verloren haben. Zum Glück konnten wir uns dann wieder an der Leitlinie orientieren. Die Fahrt geht ganz schön in die Beine.
An der Abzweigung nach Trsa legen wir eine kurze Pause ein, ehe wir uns an den Anstieg machen. Hier müssen wir auf einer Strecke von 11 Kilometern fast 800 Höhenmeter überwinden, wobei der erste Teil erheblich steiler als der Letzte ist. Jetzt ist Schieben und Fahren angesagt. Es ist teilweise so steil, dass wir nach den Anstrengungen mit dem Wind am Ende unser Kräfte sind. Die Straße zieht sich gnadenlos nach oben. Vier Kilometer vor dem Endpunkt ist das Trinkwasser aufgebraucht.
Als wir auf dem Hochplateau angekommen sind, sind wir am Ende unser Kräfte. Es hätte auch nicht mehr weitergehen dürfen. Es gibt für jeden erst einmal Cola und etwas zu Essen. Das Essen ist unglaublich schnell da und schmeckt auch noch gut. Trsa besteht nur aus ein paar Häusern und zwei Konobas, die auch Übernachtungsmöglichkeiten in Form von kleinen Holzhütten mit zwei Betten bieten. Bei der einen Konoba war die Dusche noch nicht fertig, deshalb entscheiden wir uns für die Konoba Milogora mit seinen Hütten. Eine dieser Hütten mieten wir für eine Nacht für 5 Euro pro Person. Für 3 Euro gibt es am nächsten Tag auch noch Frühstück dazu. Nach einem kleinen Rundgang gibt es vor der Hütte noch einen Wein mit Blick in die Bergwelt. Es zieht zu, dunkle Wolken kommen auf. Hoffentlich kein Regen ! Um 18:00 Uhr sind es nur noch 12 Grad. Es kommt auch noch ein französisches Ehepaar mit dem Auto und zwei kleinen Kindern, wobei eins noch ein Baby ist. Sie mieten auch eine Hütte. Als es dann am späteren Abend leicht anfängt zu regnen, machen wir uns zu unserem Holzzelt auf. Wir merken aber sehr schnell, dass es nicht allzu dicht ist. Es zieht ganz schön, ist aber zumindest von oben wetterfest und dicht. Auf Grund der Anstrengung schlafen wir dann aber sehr schnell ein. In der Nacht werden wir von starkem Regen geweckt, schlafen aber schnell wieder ein.
Wir werden gegen 7 Uhr wach. Es schüttet wie aus Kübeln. An Fahren ist in keiner Art und Weise zu denken. Es hat auch noch mehr abgekühlt, es sind nur noch 4 Grad. Also erst einmal Frühstücken in die Konoba. Es gibt gebratenen Speck mit Ei und Schafskäse mit Brot. Während des Frühstücks verändert sich das Wetter sehr schnell von Regen in Schneematsch und dann in Schnee, wobei der Schneefall immer dichter wird. Jetzt ist an Fahren schon gar nicht mehr zu denken. Wir sind auf 1444 M.ü.d.M. Den Pass wollten wir auf 1.908 M.ü.d.M. nehmen. Das können wir jetzt vergessen, da dort oben sicherlich noch mehr Schnee liegt und es serpentinenmäßig hoch und auf der anderen Seite wieder runter geht. Selbst die Abfahrt auf unserer Seite ist jetzt zu gefährlich. Die Straße ist nicht abgesichert und auch noch glatt. Auf Grund der Wetterlage haben wir uns dann entschlossen, noch einen Tag und eine Nacht in Trsa zu bleiben und morgen dann über Plucine und Niksic in Richtung Podgorica in Richtung Meer zu fahren. So verbringen wir den ganzen Tag in der Konoba, hier ist es zumindest angenehm warm, in unserem Holzzelt ist nämlich keine Heizung. Mit Essen und Trinken vertreiben wir uns die Zeit, einfach die Zeit totschlagen. Zu Lesen hatten wir nichts mit und im Fernsehen in der Konoba liefen den ganzen Tag und den ganzen Abend geistreiche Daily Soaps. Die Wirtin schaltete von einer zur anderen. Man, was kann ein Tag lang sein! Montenegro scheint nicht mein Land zu sein, da ich letztes Jahr bereits bei Regen zwei Tage in Tivat festgesessen habe. Ein paar Einheimische waren auch den ganzen Tag in der Konoba. Deren bevorzugtes Getränk war Slivovice. Bei der Menge, die sie tranken, hätten wir eine Alkoholvergiftung gehabt. Wir blieben so lange wie möglich in der beheizten Konoba. Um 22.00 Uhr war dann aber Schluss. Feierabend. Wir bekamen aber zumindest noch zusätzlich eine warme Decke. Beim Gang zum Holzzelt hatte es dann aufgehört zu schneien, war aber bitter kalt, knapp unter dem Gefrierpunkt. Um nicht zu frieren, zogen wir alle Sachen an die wir mithatten und legten uns dann unter die Decken. Es zog in der Hütte aber an allen Ecken und Enden. Es war in der Hütte nicht wärmer als draußen. Wir wünschten uns dann gegenseitig, dass wir morgen wieder wach werden und nicht irgendwann wie Ötzi aus dem Eis wieder auftauchen. Es wurde eine lange kalte Nacht.
9. Tag – Dienstag, 17.05.2011 Trsa – Danilovgrad 119 Km – 18,0 Km / h – 1110 Höhenmeter 6,35 Std. – 1195 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Wir werden um 06.45 Uhr wach. Wir leben noch. Wie schön !!! Was kann man nicht alles aushalten, wir waren noch nicht mal erkältet. Nach der langen und kalten Nacht, in der wir immer wieder wach wurden, hatten wir von Trsa die Nase voll. Wir mussten irgendwie wieder runter in tiefere und wärmere Regionen. Höher wollten wir auf keinen Fall mehr. Lieber Regen als Schnee. So beschlossen wir, nach dem Frühstück aufzubrechen. Die Straße war jetzt zumindest vom Schnee frei, wenn es aber doch glatt werden sollte, würden wir die Räder schieben. Uns war klar, dass nur ein paar hundert Meter tiefer kein Schnee mehr liegen würde. An- bzw. Umziehen bei Eiseskälte und dann in die warme Konoba zum Frühstücken. Der Ofen musste aber erst angeheizt werden, somit war es in der Konoba zunächst auch kalt. Um 8 Uhr ging es dann bei mittlerem Schneeregen und 4 Grad mit Regensachen los. Auf dem Weg nach unten haben wir mächtig Bremsgummis gelassen. Die Fahrt verlief aber reibungslos, es war nur mächtig kalt. Ca. 300 Meter unterhalb von Trsa ging der Schnee dann in Regen über und blieb auch nicht mehr liegen.
Wir machten uns dann auf den Weg in Richtung Niksic. Hinter Plucine ging es dann sofort steil mit 7 % in die Höhe, wir wurden sofort warm, waren nur nass. Am Kloster Pivski man. kehrten wir erst einmal ein. Das Kloster wollten wir besichtigen. Ich hatte im Vorfeld gelesen, dass es an anderer Stelle neu aufgebaut wurde und phantastische Malereien beinhaltet. Es hatte in der Zwischenzeit auch aufgehört zu regnen. Wir erhielten eine Klosterführung in deutsch, da ein Besucher der Mönche vor Ort war und perfekt deutsch sprach. Auf einen Kaffee lud man uns auch noch ein, einen Brandy sollte es auch noch geben, den lehnten wir aber ab, da Alkohol und körperliche Belastung sich nicht gut vertragen. Wir wollten ja auch noch weiter. Zumindest waren wir jetzt wieder einigermaßen trocken. Zum Dank für die Gastfreundschaft und für eine erfolgreiche und sichere Weiterfahrt stifteten wir eine Kerze. Das ist mittleiweile ein Brauch von uns, die Kerze wird auf jeder Fahrt in irgendeiner Kirche angezündet. Das Kloster ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Es folgte dann ein ständiges Auf und Ab.
Nach 40 Kilometern hatten wir schon 800 Höhenmeter auf dem GPS. Das Wetter besserte sich zusehends. Unterwegs noch mal eine Pause. Hier stellte Dieter fest, dass seine Cappuccinodose umgekippt war und das Pulver sich in der ganzen Packtasche verbreitet hatte. Zum Glück war die Tasche dicht, sonst hätten wir nach dem ganzen Regen den Cappuccino aus der Tasche schlürfen können. Die Fahrt nach Niksic zog sich, als wir dort waren, lagen wir bei fast 70 Kilometern. In Niksic haben wir erst einmal den Weg in Richtung Danilovgrad gesucht. Fast wären wir auf der Autobahn gelandet, haben dann aber doch die alte Straße gefunden. Nach Niksic ging es zunächst erst wieder ein klein wenig in die Berge, dann folgte ab Bogetici eine Abfahrt aus 800 Metern Höhe in die Talebene. Die Abfahrt war zunächst ein Traum, nur auf halber Höhe verfolgten uns zwei Hunde, die neben dem Rad versuchten, nach uns zu schnappen. Zum Glück sind sie uns nicht ins Rad gesprungen und wir waren schneller und hatten mehr Ausdauer. Die Nackenhaare standen uns aber ganz schön zu Berge. Es ging dann auf ziemlich ebener Strecke bis Danilovgrad. Hier bekamen wir dann einen Tipp für das Motel Perjanik, 4 Sterne. Super tolles Zimmer und noch besseres Essen für wenig Geld. Das war bislang das beste Essen, was wir auf allen Radtouren bekommen haben. Zum Abschluss gab es noch einen Wein im T-Shirt auf dem Balkon. Kein Vergleich zum gestrigen Abend bei Eiseskälte.
10. Tag – Mittwoch, 18.05.2011 Danilovgrad - Ulcinj 125 Km - 17,7 Km / h - 416 Höhenmeter 7,03 Std. – 111 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach einem ordentlichen Frühstück brechen wir um 08.00 Uhr auf. Wir wollten jetzt über Podgorica und Albanien nach Ulcinj. Da wir nicht mehr über Zabljak und die Taraschlucht fahren, wollen wir jetzt über Albanien ans Meer. Damit würden wir auch den Weg über die Berge einsparen, da der Weg über Albanien flach ist. Bis Podgorica geht es schnurgeradeaus. Die Stadt entwickelt sich mächtig. Viele neue Glasbauten, tolle alte Kirche. Wir fahren aber nur durch, da wir heute eine extrem lange Tagesetappe vor uns haben. Hinter Podgorica geht es kilometerlang an Weinfeldern vorbei in Richtung Tuzi, bis wir auf einer ziemlich unbefahrenen Straße entlang des Shkodersees die Grenze nach Albanien erreichen. Entlang des Shkodersees ein Meer aus Seerosen, die aber noch nicht blühen. Albanien erreichen wir um 11 Uhr.
Die Einreise ist kein Problem. Den Pass vorgelegt, einen Stempel und schon sind wir drin. Drin im wahrsten Sinn des Wortes: Im Schlamassel !!! Schotterstrecke, die Straße wird neu gemacht, aber immer nur stückchenweise. Dafür ist aber die ganze Straße aufgerissen und Schlaglöcher hat sie auch. Schlaglöcher ? Die ganze Straße besteht nur aus Schlaglöchern. Das erste, was uns in Albanien begegnet, sind Schweine, die frei auf der Straße herumlaufen. Müll wird auch am Straßenrand gesammelt, nur wird er hier wohl nicht abgeholt und vergammelt und riecht. Unterwegs gibt es in einem kleinen Restaurant erst einmal etwas zu trinken. Cola ist immer gut für Radfahrer. Zucker gibt Energie. Als wir die nächsten beiden Dosen bestellen wollen, gibt es nur noch eine Cola, ausverkauft. Nach der kurzen Pause geht es weiter. Es folgte dann eine Mördertour bis nach Shkoder. Die Schotterpiste nahm kein Ende. Dieter meinte, die längste Baustelle Europas. Nur wurde an den größten Teilen nicht gebaut. Schotter mit kurzen Teilen Asphalt, der aber genauso tiefe Löcher aufwies wie die Schotterpiste. Eine harte Probe für die Räder und unser Material. Unterwegs immer wieder freundliche Menschen und fröhliche Kinder, aber auch viel Armut. Durch Shkoder sind wir dann nur durchgefahren. Es war aber teilweise schon ziemlich ungewöhnlich ( Schafmarkt mitten in der Innenstadt ), obwohl Shkoder auch einige schönere Teile hatte.
In Höhe der Burg haben wir dann die Flußseite überquert. Hier war die Armut am größten, die Menschen wohnen im Müll. Wir wurden hier an Indien bzw. die Vavelas in Brasilien erinnert. Mit Rückenwind erreichen wir dann schnell die Grenze nach Montenegro. Kurz hinter der Grenze gibt es dann in einem Supermarkt erst einmal neue Verpflegung. Hartwurst, Brot und neue Getränke. Danach machen wir uns auf den letzten Abschnitt in Richtung Ulcinj. Einige kleine Anstiege sind noch zu bewältigen.
Auf der Anfahrt nach Ulcinj werden wir angesprochen, ob wir ein Quartier suchen. Wir fahren mit, nehmen es aber nicht. Zu teuer für die Qualität. Also weiter suchen. Nach mehreren Anläufen haben wir Glück und bekommen ein Quartier oberhalb des Hafens. Ein wirklich toller Ausblick. Wir haben herausbekommen, dass man für das gleiche Geld meistens auch etwas besseres bekommt, man muss nur lange genug suchen und nachfragen. Zum Abendessen geht es in den Hafen und zum Abschluss unserer längsten Etappe gibt es auf der Terrasse noch einen guten Wein mit Blick auf den Hafen. Einfach nur schön der Ausblick in den beleuchteten Hafen.
11. Tag – Donnerstag, 19.05.2011 Ulcinj - Tivat 89,1 Km - 17,7 Km / h - 972 Höhenmeter 5.01 Std. – 189 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach gutem Schlaf und 2 Cappuccino mit Vollkornkeksen geht es um kurz nach 8 Uhr los. Aus Ulcinj raus erfolgt ein 7 Kilometer langer Anstieg. Es folgte dann ein stetiges Auf und Ab mit mehreren langen Anstiegen, die alle im Bereich von 7 – 8 % lagen. Das Wetter ist richtig super, warm und blauer Himmel. Wir radeln größtenteils an der Küste entlang.
Gegen Mittag erreichen wir Sv. Stefan. Kurz dahinter machen wir eine Mittagspause in einer Konoba, es ist jetzt doch mächtig warm geworden. Eine kleine Pause tut ganz gut. Ein leckerer Salat, Cola und Espresso. Nach 1 Stunde geht es weiter. Vorbei an Budva, noch ein Anstieg und die lange gerade Stecke nach Tivat.
Hier haben wir beim ersten Versuch Glück mit dem Quartier. Tivat hat sich im Hafenbereich seit dem letzten Jahr zum positiven verändert. An der Promenade viele neue Cafe´s und Bars. Auch der Hafen wurde weitergebaut. Hier liegen schon einige Megajachten. Das Abendessen gibt es im Außenbereich vom Hotel „ Palma „. Richtig gutes und leckeres Essen mit sehr freundlicher Bedienung. Das Wetter zieht auf einmal zu. Dunkle Wolken ziehen auf. Nicht schon wieder wie vor einem Jahr, als wir hier 2 Tage festgesessen haben. Zum Glück verziehen sich die dunklen Wolken aber wieder. Danach noch ein letzter Gang durch Tivat. Einen Absacker gibt es in der Baustoffkneipe. Hier kann man Baumaterialien kaufen, aber im gleichen Raum ist auch eine Kneipe. Einheimische sitzen hier und spielen Karten und trinken. Zuerst schauen sie, nach dem Bestellen gehörten wir dazu. Von Burkhard und seiner Frau bekamen wir um 00.08 Uhr eine sms aus Mallorca. Dabei müsste er doch wissen, wann wir immer auf der Tour ins Bett gehen. Zum Glück haben wir sie erst am anderen Morgen bemerkt.
12. Tag – Freitag, 20.05.2011 Tivat – Cavtat 52,8 Km - 17,7 Km / h - 391 Höhenmeter 3.00 Std. – 201 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Nach dem Frühstück für 0,89 Euro ( 4 Scheiben Wurst, 4 Scheiben Käse und ein halbes Weißbrot ) ging es nach Cavtat. Schnell waren wir an der Fähre, die den Weg zur Bucht von Kotor abkürzt. Dieter wollte nicht die ganze Bucht abfahren, mit Burkhard hatte ich letztes Jahr noch die ganze Bucht umrundet. Die Fähre wartete bereits und so waren wir schnell auf der anderen Seite. Die Fahrt verlief bei schönem warmen Wetter problemlos.
Meter um Meter näherten wir uns der Grenze von Kroatien. Kurz hinter Herceg Novi fuhr Dieter ein Stück vor. Auf einmal bemerkte ich, dass mein Rad schwammig fuhr. Ich dachte zunächst an einen Speichenschaden. Bei der Nachschau stellte ich dann einen Plattfuß im Vorderrad fest. So ein Mist. Dieter war auch weg. Also rechts ran, die Taschen runter und das Vorderrad ausgebaut. Nachdem ich dann den Schlauch raus hatte, war Dieter auch wieder da. Es war ihm aufgefallen, dass ich nicht nachgekommen war. Den Ersatzschlauch eingesetzt und zusammen haben wir dann das Vorderrad wieder eingebaut. Ich sah allerdings nach der Reparatur aus wie ein Schornsteinfeger, zum Glück nur an den Händen. Der ganze Bremsdreck lag auf den Felgen und dem Vorderrad. Jetzt musste das gute Trinkwasser herhalten. So konnte ich nicht weiterfahren. Nur gut, dass wir genügend dabei hatten, so war ich anschließend wenigstens wieder einigermaßen sauber. Kurze Zeit später waren wir dann auch schon am Grenzübergang von Montenegro. Hinter der Grenze beginnt dann der Aufstieg zum Grenzübergang von Kroatien. Wir kommen bei dem schönen Wetter ganz schön ins schwitzen. Ohne Kontrolle lässt man uns Freischwimmer rüber. Wir sehen auf jeden Fall so aus, als wenn wir gerade aus dem Wasser kommen. Vor der Abfahrt erst einmal etwas ausschwitzen, bevor wir die lange Abfahrt in Angriff nehmen. Die Fahrt nach Cavtat verläuft dann meistens auf ebener Strecke. Bereits um 12 Uhr sind wir in Cavtat. Wir nehmen das gleiche Quartier wie letztes Jahr. Die Vermieterin erkannte mich auch gleich wieder. So eine kurze Etappe tut auch mal ganz gut und wir haben auch mehr Zeit und noch ein bisschen Cavtat anzusehen. Nach einem Rundgang um die Halbinsel ( auf jeden Fall sehenswert ) ging es zum Friedhof auf den Berg, von wo man einen herrlichen Blick in die Bucht und auf´s Wasser hat. Den Abend lassen wir zuerst im Hafen und anschließend auf dem Balkon ausklingen.
13. Tag – Samstag, 21.05.2011 Cavtat - Ston 71,9 Km - 18,4 Km / h - 702 Höhenmeter 3.54 Std. – 211 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Um kurz nach 8 Uhr sitzen wir auf den Rädern. Bereits der Weg von Cavtat zur Magistrale geht kurz in die Höhe. Kurz darauf erfolgte auch schon der Anstieg nach Dubrovnik in einer Höhe von 211 Metern. Das waren jetzt aber nur noch kleine Hügel, nachdem was wir alles zuvor gefahren waren. Trotzdem ist gleichmäßiges Treten und Schwitzen angesagt. Immer wieder kleine Pausen, um den herrlichen Blick auf Dubrovnik zu genießen. Nur am Parkplatz kurz nach der Passhöhe halten wir uns nicht lange auf, hier kommen auf einmal 2 Busse und wir werden neben Dubrovnik auch Fotomotiv.
Mittagspause legen wir in Slano ein. Die Wasservorräte müssen aufgefüllt werden. Dieter, der zum Verpflegungschef ernannt wurde, kauft im Supermarkt ein. Erdbeeren, Schimmelkäse, Salami und Cola. Wo schmeckt es am besten? Genau, am Wasser, also zum Hafen und wir genießen erst einmal die Mittagspause. Insbesondere der Schimmelkäse ist ein Gedicht. Jetzt sind wir gestärkt für den letzten Anstieg vor Ston. In Ston geht es erst einmal zum Marktplatz und wir setzen uns in die Sonne und genießen Cappuccino und überlaute Technomusik. Hier kann ich aber im Internet recherchieren, ob von Korcula eine Fähre nach Split fährt. Das hatten wir uns unterwegs überlegt, da wir einen Tag verkürzen wollen. Negativ, zu dieser Jahreszeit gibt es die Verbindung noch nicht. Wenn wir über Peljesac und Korcula fahren würden, bräuchten wir noch mindestens 3 Tage bis Nemira. Also entschließen wir uns für die Küstenstraße. Danach geht es zu den Vermietern der letzten Jahre. Wir nehmen das Zimmer, obwohl es teurer geworden ist. Mit welche Berechtigung eigentlich? Kein schöner Ausblick, mitten in der Altstadt. Dafür ist das Zimmer aber wie immer in einen top Zustand. Es gibt für den erhöhten Preis aber leckere selbstgebackene Plätzchen und Wein. Das entschädigt zumindest etwas für den überhöhten Preis. Preis – Leistung ist jetzt wieder einigermaßen im Einklang. Trotzdem, nächstes mal schauen wir, ob wir für den gleichen Standard nicht etwas billigeres bekommen. Unserer Meinung nach ist das Zimmer jetzt überteuert. Beim Rundgang durch Ston kommen wir mit einer Nonne vom Franziskanerorden ins Gespräch. Sie erzählt uns ein wenig über das Kloster und dass sie einige Zeit in Ludwigshafen war. Das Abendessen gibt es im Restaurant „Maestral“. Wir sind die einzigen Gäste. Warum eigentlich ? Das Essen ist richtig gut, aber vermutlich ist immer noch Vorsaison und der Ansturm kommt noch. Wir hoffen es für dieses Restaurant, da auch der Service ausgezeichnet war. Nach dem Abendessen noch ein kleiner Verdauungsspaziergang zum Sterne schauen. Die Hintergrundbeleuchtung aus Ston ist aber zu stark. Also kein phantastischer Sternenhimmel wie schon so oft gesehen.
14. Tag – Sonntag, 22.05.2011 Ston – Zaostrog 78,6 Km - 17,7 Km / h - 575 Höhenmeter 4.26 Std. – 166 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Das Frühstück gab es wieder im Wohnzimmer unserer Vermieter. Man hatte sich wie immer viel Mühe gegeben. Wir radeln anschließend im gemächlichen Tempo aus Ston heraus. Es folgt das übliche Auf und Ab. Die erneute Grenze nach Bosnien – Herzegowina ist schnell erreicht. Dann passieren wir Neum und sind auch schon an der Grenze wieder nach Kroatien. Hier werden wir von einer netten Grenzbeamtin nur durchgewunken. Der letzte Anstieg vor dem Neretvadelta liegt vor uns. In den Bergen treffen wir auf ein älteres Schweizer Radlerpaar. Sie sind für Informationen aus der Gegend hinter Dubrovnik dankbar, da sie uns erzählen, dass sie bislang noch niemandem begegnet sind, der so weit aus dem Süden kam. Sie waren in Basel gestartet und bereits sieben Wochen unterwegs und wollten jetzt Richtung Türkei. Zeit müsste man haben !!! Mit besten Wünschen verabschieden wir uns in verschiedene Richtungen.
Für uns folgt jetzt die lange Abfahrt ins Delta. Es ist drückend warm geworden und so machen wir eine Pause neben unserem Quartier von der Hinfahrt in Bacina. Es ist kurz vor 12 Uhr und der kleine Supermarkt hat auch noch auf. Wir sind die letzten Kunden, es ist Sonntag und um 12 Uhr wird geschlossen. Glück gehabt. Trotz der Sonne müssen wir aber wieder auf die Räder, der Aufstieg zu den Bacinska Seen folgt. Hier kommen uns immer mehr Wohnwagengespanne entgegen, die mit dem typischen gelben Kennzeichen. Wir merken, die Urlaubszeit beginnt, es wird für uns jetzt Zeit, die Tour langsam zu beenden. Die 2 Tage werden wir aber noch genießen.
20 Kilometer legen wir jetzt noch zurück, dann wird es morgen nicht so lang und wir machen für den heutigen Tag in Zaostrog Schluss. Tolles Apartment, auch wenn es das teuerste auf der Tour war. Man gönnt sich ja sonst nichts ! Super Blick aufs Wasser und nicht einsehbar. Von der Vermieterin bekommen wir auch noch einen Wein, der Supermarkt hatte zu, Sonntag !!! Der einzige Nachteil bei dem Quartier, die Räder müssen bestimmt über 40 Treppenstufen nach oben getragen werden. Dafür stehen sie aber sicher ! Das Wetter wird wieder klarer, gegen Mittag war es so heiß und dunstig, dass wir eigentlich mit einem Gewitter gerechnet hatten. Auf dem Balkon lassen wir uns dann erst mal die an der Neretva gekauften Kirschen schmecken. Nach dem Essen in einem Restaurant direkt am Wasser setzten wir uns an die Bouleanlage und sind von der Spielkunst der Kroaten beeindruckt. Nachdem wir wieder im Quartier sind, überkommt uns die Müdigkeit und wir schlafen fast auf der Couch ein. Für mich steht aber noch Tagebuchschreiben an. Gegen 20.30 Uhr dämmert es mit einen phantastischen Abendrot. Es wird unser kürzester Abend, um 20.50 Uhr liegen wir tief schlummernd im Bett. Sonntags sollst du ruhen !!!
15. Tag – Montag, 23.05.2011 Zaostrog – Omis / Nemira 67,7 Km - 18,9 Km / h - 604 Höhenmeter 3.35 Std. – 224 M.ü.d.M. höchster Tagespunkt
Montagmorgen, wir haben keine Kuna mehr, also gibt es auch kein Frühstück. So früh hat noch nichts auf, wo wir Geld tauschen können. Die letzten Müsliriegel müssen herhalten, Cappuccino gibt es auch dazu. Auf dem Weg nach Makarska knacken wir die 1000 Kilometermarke. In Makarska tauschen wir erst einmal Geld. Dann geht es in den Supermarkt, das Geld wird gleich wieder umsetzt. Wir sind hungrig. Frühstück gibt es dann auf einer Bank an der Promenade im Hafen. Gestärkt nehmen wir die letzten Kilometer nach Omis / Nemira in Angriff. Beim Anstieg zur großen Bucht von U. Vrulja merke ich wieder, wie das Vorderrad unregelmäßig läuft. Hoffentlich nicht so kurz vor dem Ziel noch ein Plattfuß. Ich pumpe kräftig auf und meine, dass es falscher Alarm war. Wir kommen dann doch bis Nemira ohne Probleme durch. Unserer Vermieter Ivo empfängt uns und macht ein Ankunftsfoto. Bis hier sind wir jetzt 1.056 Kilometer geradelt. Es kommt uns gar nicht so viel vor, wenn man sich dann aber diese Strecke verinnerlicht, war es eine ganz schön weite Reise. Dieter verbringt den Nachmittag in Nemira am Strand, ich besuche noch gemeinsame Bekannte. Alle gemeinsam treffen wir uns dann zum Abendessen. So endet unser letzter Tag zusammen mit Freunden in einer gemütlichen Atmosphäre. Ob wir noch einen Tag zur Entspannung in Nemira verbringen, entscheiden wir nach Wetterlage. Es hat am Abend mächtig aufgefrischt und es zieht zu.
16. Tag – Dienstag, 24.05.2011 Ca. 1500 Km mit dem Auto nach Hause
Wir werden gegen 08:00 Uhr wach. Der Himmel ist noch bewölkt, es ist aber trocken. Dieter meint, dass wir doch fahren sollen. Ich schließe mich an. Zunächst gibt es dann aber noch Frühstück auf dem Balkon mit einem letzten phantastischen Blick auf die Insel Brac. Danach packen wir kurz die Sachen zusammen. Mein Vorderrad war wieder platt, doch ein Plattfuß. Gegen 09.40 Uhr geht es Richtung Heimat. Unserer Bekannten mussten wir noch kurz absagen, von ihr waren wir noch zum Mittagessen eingeladen worden. Das verschieben wir aufs nächste mal. Die Fahrt verläuft bis zum Velebitgebirge gut. Hier müssen wir von der Autobahn runter, die alte Passstraße fahren. Dadurch verlieren wir ca. 1 Stunde. Dafür werden wir aber mit einer tollen Gegend entschädigt. Dieter kennt die Fahrt über die alte Straße noch nicht und genießt den Ausblick. Kurz vor Graz hören wir, dass sich im Tunnel ein Unfall ereignet hat. Der Tunnel ist komplett gesperrt. Um die Zeit sinnvoll zu nutzen, machen wir erst einmal eine Mittagpause. Danach geht es durch den inzwischen wieder freigegebenen Tunnel weiter in Richtung Deutschland. Die Fahrt zieht sich auf Grund der verspäteten Abfahrt bis in die Nacht hinein. Um 3 Uhr liefere ich Dieter zu Hause ab. 15 Minuten später bin ich auch wieder zu Hause. Nur noch kurz das Rad vom Fahrradträger und dann müde ins Bett. Jetzt ist auch für mich das Ende der tollen Radreise erreicht.
Es war unsere 5. Radreise, die 4., die in Kroatien startete. Wir haben diesmal Gegenden kennen gelernt, die einfach nur ein Traum waren. Allerdings haben wir dazu auch das Gegenteil, die Armut in Albanien, gesehen. Alles in allem sind wir bei dieser Tour 1.056 km geradelt. Wir sind fast 9.000 Höhenmeter geklettert und haben fast 59 Stunden reine Fahrzeit im Sattel gesessen. Mit 1.444 M.ü.d.M. haben wir den höchsten Punkt bei einer unserer Radreisen erreicht, auch wenn wir auf Grund von Schnellfall nicht die Paßhöhe in 1.908 M.ü.d.M. erreicht haben. Mit Schnee hatten wir eigentlich nicht gerechnet, das war eine absolut neue Erfahrung. Mit 125 km und 7.03 Std. reiner Fahrzeit haben wir bislang unsere längste Tagesetappe gefahren. Alles in Allem haben wir einige neue Höchstmarken aufgestellt. Dieses war aber nicht unser Ziel, wir wollten einfach nur eine schöne Tour fahren. Wir können sagen, es war anstrengend, aber es war aber die erwartete schöne Tour. Da es wieder so viel Spaß gemacht hat, wird es bestimmt nicht die letzte Radreise gewesen sein.